Ennepetal. Ennepetal: 110.000 Euro stehen pro Jahr für das Innenstadtmanagement bereit. Beworben hat sich niemand für den Auftrag. Das sind die Hintergründe.

Das Ladenlokal ist ausgeräumt, die Schaufenster sind mittlerweile eingestaubt: Das Büro an der Voerder Straße, in der ein Jahr lang das Innenstadtmanagement von „Stadt + Handel“ zu finden war, steht schon seit Wochen leer. Am 30. Juni endete der Vertrag mit der Stadt Ennepetal. Nachdem Fördermittel für weitere vier Jahre bewilligt wurden, wurde erneut öffentlich ausgeschrieben. Beworben hat sich jedoch niemand für die Aufgabe, mehr Leben in die Innenstadt zu bringen.

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Ein Jahr lang war Alexander Bethke der Kümmerer in der Ennepetaler Fußgängerzone. Doch die Klutertstadt war nicht die einzige Kommune, die das Dortmunder Büro „Stadt + Handel“, betreute. Mittlerweile ist Bethke laut Auskunft der Stadtverwaltung in Herdecke im Einsatz, und auf ein erneutes Angebot im Ausschreibungsverfahren für Ennepetal sei seitens des Büros verzichtet worden. Ulrich Höhl, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Stadtentwicklung und Bürgerdienste, ging im Frühjahr im Gespräch mit dieser Zeitung noch davon aus, dass es mit dem Innenstadtmanagement nahezu nahtlos weiter gehen könnte. Doch der neue Leerstand an der Voerder Straße zeigt, dass das nicht gelungen ist.

110.000 Euro im Jahr

Warum es keine Angebote für die öffentliche Ausschreibung gab? Ulrich Höhl erklärt, dass derzeit viele Städte auf der Suche nach einem Innenstadtmanagement seien. Der Umbruch in den Innenstädten, das veränderte Einkaufsverhalten, die Konkurrenz durch das Internet, es sei für viele eine Herausforderung, die Innenstadt wieder attraktiver zu gestalten. Auch andere Kommunen hätten Schwierigkeiten, Menschen für diese Aufgabe zu finden. Dabei stünden der Stadt 110.000 Euro pro Jahr für diese Stelle, inklusive Büro zur Verfügung. Stattdessen jemanden bei der Stadt anzustellen und mit dieser Aufgabe zu betrauen, ist nicht möglich. Dann gebe es nämlich keine Fördermittel mehr.

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Bedingung des Fördergebers ist: Das Innenstadtmanagement muss entweder ein beauftragtes Büro übernehmen, oder aber ein Verein stellt die Innenstadtmanagerin oder den Innenstadtmanager ein. Das Gehalt wird vom Büro oder dem Verein bestimmt und ist nicht an einen städtische Tarif gebunden.

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Bevor das Büro „Stadt + Handel“ übernahm, war die Händlergemeinschaft My City Arbeitgeber des damaligen Innenstadtmanagers Olaf Dau. Als sein Vertrag Ende 2020 auslief, hatte sich die Stadt entschieden, das Innenstadtmanagement an ein externes Büro zu vergeben. Als Hauptgrund für die Neuausrichtung hatten die Verantwortlichen genannt, dass ein Büro breiter aufgestellt sei und über Expertise für verschiedene Bereich verfüge. „Stadt + Handel“ hatte damals den Zuschlag erhalten. Jetzt, so Höhl, habe das Büro verzichtet, weil es angegeben habe, zu sehr ausgelastet zu sein und keine Kapazitäten mehr zu haben.

Überlegungen im Rathaus

Wie es jetzt weiter geht? „Das steht noch nicht fest, wir müssen uns da noch abstimmen“, erklärt der Stadtplaner. Eine Möglichkeit wäre, das Innenstadtmanagement erneut auszuschreiben oder aber die Idee mit dem Verein wieder aufzugreifen, entweder mit My City oder einem ganz neuen Konstrukt. Es sei wichtig, einen Ansprechpartner für die Menschen in der Innenstadt zu haben, der auch mal von Tür zu Tür geht, sagt Höhl und nennt ein Beispiel.

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Den Verfügungsfonds: Für alle Akteure in der Innenstadt werden dabei Mittel für Aktionen und Projekte zur Verfügung gestellt, nur Anträge seien kaum eingegangen. An dieser Stelle sei ein Kümmerer wichtig, um Dinge anzustoßen, Menschen zu aktivieren und mitzunehmen. Gut angenommen ist das Fassadenprogramm. „Hier gibt es einige Vorhaben“, sagt Höhl (siehe Zweittext). Ziel ist es, das Stadtbild zu verschönern und für Belebung zu sorgen. Bleibt zu hoffen, dass schnell eine Nachnutzung für das leerstehende Büro des Innenstadtmanagement gefunden wird. Mit jemanden, der für mehr Leben in der Innenstadt sorgt: Die Leerstandproblematik in den Griff zu bekommen, wird die Hauptaufgabe sein.