Ennepetal. Die Evangelische Gemeinde Milspe-Rüggeberg sucht schon seit drei Jahren eine neue Pfarrerin oder einen Pfarrer. Dritte Stellenanzeige ist raus.
Es ist die dritte Stellenanzeige, die die Evangelische Kirchengemeinde Milspe-Rüggeberg auf den Weg bringt. Der nächste Versuch, eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger für die Pfarrstelle von André Graf zu finden, der die Gemeinde vor drei Jahren in Richtung Namibia verlassen hat. Die bisherige Pfarrerin auf Probe, Nele Kaiser, wird nicht in Ennepetal bleiben. Sie hatte sich schon Monate vor ihrer jetzigen Ordination entschieden in ihre Heimat zurückzukehren. „Dort wird sie sicher auch bald etwas finden“, sagt Pfarrer Christoph Grefe. Er ist seit 32 Jahren in Ennepetal. Damals, als er seinen Abschluss machte, habe es zu viele Bewerber gegeben, jetzt seien es viel zu wenig Bewerber auf die ohnehin noch wenigen Stellen.
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Der Blick auf das Stellenportal der Landeskirche von Westfalen macht das Problem deutlich. Dort sind neun freie Pfarrstellen verzeichnet, gleich mehrere in der Nähe: zwei in Dortmund, eine Hagen und in Iserlohn. In den kommenden Tagen kommt auch die Stellenanzeige aus Ennepetal dazu. „Viele Gemeinden haben Schwierigkeiten, ihre Pfarrstellen zu besetzen“, erklärt Superintendent Andreas Schulte im Gespräch mit dieser Zeitung. „Mit dem Problem stehen wir nicht alleine dar.“
Fünf Pfarrer alleine in Rüggeberg
5600 Gemeindeglieder zählt die Evangelische Kirchengemeinde Milspe Rüggeberg. Ihr sind zwei Pfarrstellen zugeordnet, eine hat Christoph Grefe, eine ist frei. Mit im Pastoralteam ist auch Ellen Härtel, sie kümmert sich um die Seelsorge in den Altenheimen. Und Nele Kaiser unterstützte in den vergangenen Monaten die Gemeinde als Pfarrerin im Probedienst als Vakanzvertretung, so die offizielle Bezeichnung für sie auf der Homepage des Landeskirche von Westfalen. Nach ihrer Ordination in Rüggeberg kann sie nun den nächsten Schritt in ihrer Kirchenlaufbahn gehen und sich auf eine Pfarrstelle bewerben. Christoph Grefe hätte sich gefreut, wenn Nele Kaiser in der Gemeinde geblieben wäre. Ihre Zeit hier habe gezeigt, dass es gut gepasst hätte, die Mischung aus alt und jung, Frau und Mann wäre bereichernd gewesen, sagt der Pfarrer, der mit seinen fast 63 Jahren etwa doppelt so alt sei. Seine Heimatkirche ist in Milspe. Die zweite Stelle ist in Rüggeberg angesiedelt.
Familie in Münsterland
Im Juni 2020 hat Nele Kaiser ihren Dienst in Ennepetal begonnen. Schon nach etwa einem Jahr habe sie das Presbyterium darüber informiert, das sie nicht in der Gemeinde bleiben wird. „Mein Mann und ich haben Familie im Münsterland, wir wollten wieder dort in die Nähe“, erklärt die frisch ordinierte Pfarrerin im Gespräch mit dieser Zeitung. Daraufhin habe es eine Stellenausschreibung gegeben, auf die sich zwei Bewerberinnen gemeldet hätten, die auch Probegottesdienste hielten. Zu einer Wahl sei es jedoch nicht gekommen, sagt Kaiser. Nun ist also zum dritten Mal die Suche nach jemand Passenden für die Gemeinde gestartet. Eine wichtige Aufgabe ist die Kinder- und Jugendarbeit, vier Kindertagesstätten sind in der Gemeinde, das Gebiet für die neue Pfarrerin, den neuen Pfarrer umfasst Rüggeberg und Homberge.
Aktuell muss Grefe die Gottesdienste in der Gemeinde alleine stemmen. Nele Kaiser befindet sich seit März in Elternzeit. Wie er die Pfarraufgaben alleine schafft? „Keine Ahnung, ich mache einfach das, was möglich ist“, sagt er. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Konfirmandenarbeit, die Verwaltung und nicht zuletzt die Gottesdienste. Diese seien bereits reduziert, statt zwei, drei am Sonntag, gebe es nun einen. „Früher hatte es fünf Pfarrstellen alleine in Rüggeberg gegeben“, sagt Christoph Grefe. Doch das sei lange her, vor der Fusion in 2010, bei der die Gemeinden Milspe und Rüggeberg zusammengeführt wurden.
Presbyterium entscheidet
„Wir haben eine lebendige Gemeinde mit vielen Ehrenamtlichen“, sagt Pfarrer Christoph Grefe und hofft, dass die Stellenanzeige aus der Gemeinde heraussticht. Die Nähe zu gleich drei Ballungsräumen (Düsseldorf, Köln, Ruhrgebiet), die schöne Landschaft, zwei moderne Kirchen, „die Strukturen sind hier sehr reizvoll“, sagt Grefe. Und bei Bedarf gebe es auch ein Pfarrhaus. Er hat seine Entscheidung Pfarrer zu werden nicht bereut.
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Es sei ein toller Beruf, er möge es mit Menschen zu arbeiten, sei nah dran, nur das mit dem Verwaltungsaufwand, das würde er sich gerne sparen. In der Stellenausschreibung, die schon auf der Homepage der Gemeinde zu sehen ist, ist auch ein Foto des Gemeindeteams: mit dem Presbyterium, den Organisten, Küsterinnen, Sekretärinnen und vielen anderen. Auch das sei besonders und sorge vielleicht dafür, dass sich jemand für die Stelle interessiert. Die Bewerbungsfrist endet am 31. Oktober. Das letzte Wort hat das Presbyterium. Das Gremium entscheidet, wer die Stelle bekommt. Wenn sich denn jemand meldet.