Gevelsberg. Wo braucht es in Gevelsberg künftig eine Spielfläche? Wie sieht diese aus? Die Stadt stellt alles auf den Prüfstand. Neuer Spielplatz in Planung.
„Sachstand zur Spielflächenbedarfsplanung“ liest es sich etwas sperrig auf der Tagesordnung im Jugendhilfeausschuss. Was dahinter steckt, dürfte für junge Familien in Gevelsberg aber in Zukunft von Bedeutung sein. Die Stadt hat nämlich angekündigt, in einer großangelegten Untersuchung zu prüfen, an welchen Stellen es künftig noch Spielflächen braucht, ob diese gegebenenfalls anders aussehen müssen und wo möglicherweise ein Bedarf für neue besteht.
Dabei ist bewusst von Spielflächen die Rede und nicht von klassischen Spielplätzen. Die Stadtverwaltung möchte den Begriff etwas weiter fassen. So sollen auch sogenannte Mehr-Generationen-Plätze wie an der Dammstraße eine Rolle in den künftigen Planungen spielen. Diese könnten in den dicht besiedelten Sozialräumen auch ein öffentlicher Raum der Begegnung für mehrere Generationen und Kulturen werden.
Ziel ist ein umgreifendes Konzept, mit dem auch Anfragen von Bürgerinnen und Bürgern künftig fundiert beantwortet werden sollen. Laut Stadt gibt es immer wieder vereinzelte Wünsche zur Errichtung neuer Spielflächen.
Daten zu Spielplätzen erhoben
Erste Daten hat die Stadtverwaltung durch Honorarkräfte bereits erheben lassen. Sie hat aufgelistet, welche Spielflächen in welchem Maße genutzt werden. „Das sind rudimentäre Daten“, schränkt Alexander Engelen vom Fachbereich Bildung, Jugend und Soziales der Stadt allerdings ein. Unternehmen sollen sich sämtliche Flächen noch einmal dezidiert anschauen. „Wenn die Planung durchgeführt wird, hat man die Handlungsbedarfe von Kindern anhand von Alter und anderen Faktoren evaluiert“, erklärt Engelen.
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Bedeutet: Durch die Daten möchte die Stadt genau sagen können, welche Spielfläche an welcher Stelle Sinn macht. Die künftigen Nutzer dieser Flächen möchte die Stadt bei der Entwicklung mit einbeziehen, ein expliziter Wunsch, den auch Elke Kramer für die SPD- und Dr. Babett Bolle für die CDU-Fraktion im Jugendhilfeausschuss äußerten.
Die Bedarfsplanung führt aus Sicht der Stadt nicht nur zu „einer gesteigerten Zufriedenheit der Adressatengruppe“. Sie biete auch Möglichkeiten zur sinnvolleren Verwendung der finanziellen Ressourcen, wenn nach Evaluation zum Beispiel die Unterhaltungs- und Pflegekosten für gar nicht genutzte Spielflächen entfallen und dadurch für höher frequentierte Flächen genutzt werden können.
Stadt will Angebote einholen
„Das ist ein guter und wichtiger Aufschlag, um den Bestand an Spielplätzen zu ermitteln“, lobt Elke Kramer von der SPD-Fraktion. Für sie ist das auch ein wichtiger Baustein für Gevelsbergs Auszeichnung als „familiengerechte Kommune“.
34 öffentliche Anlagen in der Stadt
In Form von öffentlichen und somit frei begehbaren Spiel- und Sportflächen, ebenso wie Spielpunkten im Stadtgebiet oder auf Parkanlagen bietet die Stadt Gevelsberg nach eigenen Angaben insgesamt 34 kleinere wie größere Spiel-, Frei- und Entwicklungsräume.
Hierbei liegt der Fokus auf Kindern und Jugendlichen von null bis 14 Jahren. Die aufgeführten Sportanlagen sind auch für Jugendliche ab 14 Jahren nutzbar.
Auch die Grünen-Fraktion lobt den Vorstoß. „Ich finde es ganz wichtig, so ein Konzept zu haben. Natürlich muss man da fortlaufend evaluieren“, so Gisela Cappel. „Es ist auch wichtig, den Begriff ,Spielplatz’ weiter zu fassen.“ Sie schlägt vor, auch die Schulhöfe als Spielflächen zu betrachten. Diese sind in der ersten Erhebung zusammen mit Sportanlagen aufgeführt.
Die Stadt Gevelsberg möchte sich nun mit möglichen Anbietern und dem Einholen von konkreten Angeboten zur Umsetzung der Bedarfsplanung auseinandersetzen. Eine erneute Berichterstattung über den weiteren Verlauf sieht sie für das Jahr 2023 vor.
Neuer Spielplatz in Planung
Noch bevor die Spielflächenbedarfsplanung richtig Gestalt annimmt, soll aber der Wunsch von Familien aus dem Neubaugebiet Am Kotten/Loher Weg berücksichtigt werden. Diese hatten sich öffentlich für eine größere Spielfläche direkt vor ihrer Haustür stark gemacht. Ein Wunsch, dem die Stadt wegen gesetzlichen Vorgaben so aber nicht nachkommen kann, zumindest nicht ohne – nach eigenen Angaben – einen erheblichen Aufwand zu betreiben.
Aus dem Rathaus kommt deshalb nun der Vorschlag, circa 150 Meter von der Straße „Loher Weg“ entfernt, eine Fläche zu nutzen, zwischen dem Neubaugebiet und der Rosendahler Straße. Hier wäre ein öffentlicher Kinderspielplatz bis zu 800 Quadratmetern Größe möglich. Zusätzlich ließe sich ein Fußweg zwischen Rosendahler Straße und Neubaugebiet errichten, so dass der Spielplatz losgelöst vom Straßenverkehr erreichbar wäre. Für die Stadt charmant: An diesem Standort käme der neue Spielplatz auch umliegenden Straßen wie Rosendahler und Breitenfelder Straße zugute.
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Für den Spielplatz rechnet die Stadt aktuell mit rund 500.000 Euro an Kosten, für den Fußweg noch einmal mit 150.000. Die Grünen mahnen an, erst die Bedarfsplanung abzuwarten, bevor Geld für Spielflächen ausgegeben wird, die hinterher doch nicht genutzt werden. „Hier haben wir aber einen Bereich, der kein attraktives Angebot hat“, entgegnet Bürgermeister Claus Jacobi. „Wenn man Bedarfe sieht, muss man auch handeln.“