Ennepetal. Auf Homberge könnte in absehbarer Zeit eine neue städtische Kita gebaut werden. Entsprechende Pläne hat die Stadt Ennepetal öffentlich gemacht.

Die Stadtverwaltung hat einen Standort im Bereich oberer Rottenberg/Rüggeberger Straße im Blick. Zugleich sehen die Überlegungen vor, dass in unmittelbarer Nachbarschaft drei Wohnhäuser errichtet werden. Der Verkaufserlös für die städtischen Grundstücke könnte zur Finanzierung des Kita-Neubaus beitragen.

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Die betreffende Fläche, die über die Rüggeberger Straße erschlossen würde, ist im Flächennutzungsplan als Wohnbaufläche vorgesehen. Diese Ausweisung steht nach Angaben der Verwaltung der Errichtung einer Kita nicht entgegen. Es handelt sich um einen kleinen Teilbereich der etwa 3,2 Hektar großen Fläche oberhalb des Hülsenbecker Tals, die vor einigen Jahren von der Stadt für eine Neubausiedlung vorgesehen worden war. Die Pläne wurden – nicht zuletzt nach Bürgerprotesten – auf Eis gelegt. Die Verwaltung betont aber, dass das aktuelle Kita-Bauvorhaben eine weitere Bebauung des Areals in Zukunft nicht vereiteln würde.

Weiter großer Bedarf an Betreuungsplätzen

Hintergrund der Kita-Pläne ist, dass trotz des Aus- und Neubaus zahlreicher Kindertagesstätten in Ennepetal weiterhin ein großer Bedarf an Betreuungsplätzen herrscht. In der Ausbauplanung für die Kindertagesbetreuung, die dem Jugendhilfeausschuss im März vorgelegt worden war, hieß es, dass in Kita und Kindertagespflege bei den über Dreijährigen etwa 60 Plätze fehlen, bei den Zweijährigen (bei einem angenommenen Bedarf von 90 Prozent aller Kinder der Altersgruppe) und bei den Kindern im Alter von einem Jahr (bei einem angenommenen Bedarf von 20 Prozent) jeweils ebenfalls 60 Plätze. Insbesondere in den Bereichen Milspe und Büttenberg gebe es eine starke Unterdeckung.

Kita-Landschaft in Bewegung

In der Kita-Landschaft in Ennepetal herrscht seit Jahren Bewegung. Aktuell ist geplant, die zweigruppige Kita St. Martin am Büttenberg, die der Kita-Zweckverband im Bistum Essen aufgeben wird, durch eine noch zu bauende viergruppige Einrichtung zu ersetzen. Zudem will die Katholische Propsteigemeinde St. Marien den Standort Morgenland in Voerde von zwei auf vier Gruppen ausbauen.

„Sehnsüchtig“, so der Erste Beigeordnete Dieter Kaltenbach, erwarte man den Baubeginn neben dem Aldi an der Neustraße. Dort errichtet ein Investor einen Neubau für das bisher im Haus Ennepetal untergebrachte Städtische Familienzentrum. Dieses soll künftig vier statt zwei Gruppen betreiben. Er gehe nach wie vor von der Inbetriebnahme am 1. August 2024 aus, sagte Kaltenbach im Hauptausschuss.

Die Verwaltung betonte darauf hin, dass die Bedarfsplanung mit größeren Unwägbarkeiten verbunden sei. So stelle sich nicht zuletzt die Frage, wie viele der aktuell 25 Kinder im Alter bis zu fünf Jahren, die mit ihren Familien aus der Ukraine geflüchtet sind, letztlich in Ennepetal bleiben und ob möglicherweise noch mehr Kinder in die Stadt kommen. Andererseits könnte eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zu höherer Arbeitslosigkeit und damit zu einer geringeren Nachfrage nach Kita-Plätzen führen. Dennoch spreche vieles dafür, einen geeigneten Standort für eine weitere viergruppige Einrichtung in städtischer Trägerschaft vorzusehen, die relativ zügig errichtet und in Betrieb genommen werden kann – und darüber hinaus gegebenenfalls noch Erweiterungspotenzial bietet.

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„Wir sehen die Fläche in Homberge als weitere Option“, erklärte der Erste Beigeordnete Dieter Kaltenbach in der Sitzung des Hauptausschusses am Dienstag. Es werde aber nicht die einzige Fläche sein. Das Ziel der Verwaltung sei, flexibel auf geänderte Bedarfe reagieren zu können. Dem Investor Materio, der die Kitas an der Vilvoorder Straße, Hembecker Talstraße, Schemmstraße und Am Timmerbeul in Holzbauweise errichtete, habe man die Anmietung für eine gewisse Zeit garantiert, so Kaltenbach. Sollte eine Kita danach nicht mehr benötigt werden, könne er die Grundstücke gegebenenfalls für eine Wohnbebauung nutzen.

Die Ansicht in Richtung Rüggeberger Straße. Die von der Stadt vorgesehene Fläche böte auch noch Potenzial für einen spätere Ausbau der Kita. Da die Lücke zwischen den beiden Wohnhäusern an der Rüggeberger Straße nicht ausreicht, um dort die Kita anzusiedeln, wäre dort eine Wohnbebauung planerisch günstig, da eine Erschließung ohnehin vorgenommen wird.
Die Ansicht in Richtung Rüggeberger Straße. Die von der Stadt vorgesehene Fläche böte auch noch Potenzial für einen spätere Ausbau der Kita. Da die Lücke zwischen den beiden Wohnhäusern an der Rüggeberger Straße nicht ausreicht, um dort die Kita anzusiedeln, wäre dort eine Wohnbebauung planerisch günstig, da eine Erschließung ohnehin vorgenommen wird. © WP | Hartmut Breyer

Für das Vorhaben auf Homberge werden man wohl ein Bebauungsplanverfahren durchführen, erklärte der Erste Beigeordnete. Das beinhaltet auch eine Bürgerbeteiligung. Anita Schöneberg (SPD), direkt gewählte Ratsfrau für den Bezirk Homberge, betonte, dass es sich um einen ersten Aufschlag handele. Die Bürger müssten sich keine Sorgen um Wegerechte oder Flächenverbrauch machen. Klar sei, dass man Kita-Plätze brauche und dass man auch darauf achten müsse, dass der Ortsteil Homberge nicht überaltere. Ein wohnortnaher Kita-Platz helfe, dass Familien dort leben wollen. Auch von Thomas Wegner (CDU) gab es Zuspruch. Seine Fraktion finde die Stelle aufgrund der Waldnähe sehr charmant. Katja Trottnow (CDU) erklärte, dass sie Ängste und Befürchtungen der Anwohner verstehen könne. „Aber das Problem pressiert, wir müssen handeln. Ich bin froh um jeden Vorschlag für einen Kita-Standort, der da kommt.“

Bürgerbeteiligung vorgesehen

Linke-Fraktionschef Güzel Albayrak meinte, dass seine Fraktion bei einer Verknüpfung mit einer Wohnbebauung nicht zustimmen werde. Und Prof. Kurt Bienert, Vorsitzender der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen, sagte, dass die beiden Positionen, dass man einerseits Kita-Plätze brauche, andererseits aber keine weitere Versiegelung von Flächen wolle, nicht vereinbar seien. „Wir sehen aber, dass die Verwaltung sich sehr bemüht. Wenn es partout keine anderen Flächen gibt, dann würden wir zustimmen.“

Die Verwaltung wird nun die Einleitung eines Bebauungsplanverfahrens vorbereiten. Die Politik ist anschließend gefragt, das Verfahren auf den Weg zu bringen. Im Zuge der Aufstellung des Bebauungsplans ist dann die Bürgerbeteiligung vorgesehen.