Ennepetal. Nach den Sommerferien endet die Zeit im Ausweichquartier: Ein Abschluss der millionenschweren Sanierung des Berufskollegs Ennepetal ist in Sicht.

Die Baukosten haben sich verdoppelt, die Bauzeit dehnte sich von drei auf mehr als fünf Jahre aus – dafür wurde schließlich aber auch erheblich mehr umgesetzt als ursprünglich geplant. Nun ist am Berufskolleg des Ennepe-Ruhr-Kreise in Ennepetal das Ende der grundlegenden Sanierungs- und Modernisierungsmaßnahme in Sicht. Das Gebäude der ehemaligen Hauptschule Friedenshöhe, das der Kreis von der Stadt als Ausweich-Unterrichtsstätte gepachtet hatte, wird geräumt. Nach den Sommerferien können wieder fast alle Klassenräume im Schulkomplex an der Wilhelmshöher Straße genutzt werden.

+++Lesen Sie auch:+++

Immer wieder kracht es auf A1: Zufall? Unfallhäufungsstelle?

Straße zwischen Gevelsberg und Ennepetal wochenlang gesperrt

„Wir sind in den letzten Zügen. Es fehlen noch die Malerarbeiten und einige Klassenräume sind noch in Arbeit – aber dann ist der zweite Bauabschnitt fertig“, berichtet Roman Schnar, Projektleiter aufseiten der Kreisverwaltung. Noch etwas dauern wird der dritte Abschnitt, der zur Beschleunigung der anfangs extrem schleppenden Maßnahme parallel zum zweiten begonnen wurde. Im Gebäudeteil F werden Kfz-Werkstatt, Schlosserei und Schweißerei kernsaniert und neu eingerichtet. „Die Arbeiten sollen im Herbst fertig werden. Dann wären wir mit der Brandschutzsanierung komplett fertig.“ Wie derzeit auf nahezu allen Baustellen hängt der Zeitplan natürlich auch daran, ob Materialien rechtzeitig geliefert werden.

Roman Schnar in einem der renovierten und neu eingerichteten Klassenräume. Er leitet das Projekt Berufskolleg aufseiten des Ennepe-Ruhr-Kreises.
Roman Schnar in einem der renovierten und neu eingerichteten Klassenräume. Er leitet das Projekt Berufskolleg aufseiten des Ennepe-Ruhr-Kreises. © WP | Hartmut Breyer

Ursprünglich war „nur“ eine umfangreiche Brandschutzsanierung des Gebäudekomplexes vorgesehen gewesen. 8,9 Millionen Euro waren dafür veranschlagt worden. Im Sommer 2017 zogen die ersten Bereiche in die Friedenshöhe um.

Auch interessant

Es folgten zunächst Pleiten, Pech und Pannen: Die Arbeiten konnten wegen Schwierigkeiten bei der Ausschreibung erst 2018 beginnen, es stellte sich heraus, dass die Betondecken in weitaus größerem Umfang sanierungsbedürftig waren als gedacht, Unternehmer erbrachten die vereinbarten Leistungen nicht, man trennte sich vom Generalplaner. „Es sind allein drei Firmen insolvent gegangen“, berichtet Roman Schnar. „Das alles hat uns im ersten Bauabschnitt sehr zugesetzt.“ Im zweiten Abschnitt habe man die Baumaßnahme dann aber stabilisieren können. Schnar lobt die Zusammenarbeit mit der Bauordnung der Stadt Ennepetal, die auch bei kurzfristigen Planungsänderungen immer gut funktioniert habe.

Stadt Ennepetal kann mit der Friedenshöhe planen

Nachdem der Ennepe-Ruhr-Kreis die ehemalige Hauptschule Friedenshöhe, die während der Sanierungsarbeiten am Berufskolleg als Ausweichquartier diente, verlassen hat, kann die Stadt Ennepetal nun wieder mit dem Gebäudekomplex planen.

Nach den Sommerferien soll der Politik ein „Masterplan Schulen“ vorgelegt werden, der die notwendigen Investitionen in die Schulen beinhaltet. Auf der Basis sollen dann in den Haushaltsberatungen Prioritäten festgelegt werden. In den Überlegungen spielt die Friedenshöhe einen wichtige Rolle als Ausweichquartier für Bauphasen an einzelnen Schulen sowie auch als möglicher dauerhafter Schulstandort.

Aktuell prüft die Stadt, ob die Toilettenanlagen schon einmal erneuert werden können. Dies sei ungeachtet späterer Nutzungen notwendig, erklärte Stadt-Pressesprecher Hans-Günther Adrian.

Noch keine konkreten Überlegungen gibt es hinsichtlich eines Kita-Neubaus auf dem abschüssigen Grundstück an der Kreissporthalle. Man warte zunächst den Abschluss der Arbeiten durch den EN-Kreis in dem Bereich ab, bevor weitere Überlegungen dazu angestellt würden, so Adrian.

Zwischenzeitlich beschloss der Kreis, den Auftrag auszuweiten und die Schule mit weiteren Modernisierungsarbeiten zukunftstauglich zu machen. Elektrik und Datenleitungen wurden neu verlegt, energiesparende LED-Leuchten und Bewegungsmelder eingebaut, die Klassenräume mit neuem Mobiliar und großen Monitoren, Whiteboards und Beamern ausgestattet. Hausmeisterrum und das Büro für die Schulsozialarbeit Die Lehrküche und die naturwissenschaftlichen Fachräume werden derzeit noch eingerichtet. Darüber hinaus erhielt das Berufskolleg einen Glasfaseranschluss. „Unsere IT-Abteilung arbeitet gerade am Anschluss“, so Roman Schnar. Es werde eine Direktverbindung zum Kreishaus hergestellt, an der Schule werde es vollflächig W-LAN zumindest für alle Aufenthaltsräume geben.

Die Lehrküche ist ebenfalls komplett neu ausgestattet worden.
Die Lehrküche ist ebenfalls komplett neu ausgestattet worden. © WP | Hartmut Breyer

Ausgetauscht wird die Heizungsanlage. „Die alte Hackschnitzelanlage war sehr fehleranfällig“, erklärt Roman Schnar. Den ursprünglichen Plan, eine Gas-/Pellet-Hybridanlage einzubauen habe man aufgrund der aktuellen politischen Rahmenbedingungen verworfen. Nun wird eine Doppel-Pellet-Anlage installiert. Am Gebäudeteil F mit den Werkstätten sowie an den Zwischengängen wird die Außenhülle noch energetisch modernisiert. Der rückwärtige Gebäudeteil G wird abgerissen, die bisher dort untergebrachte Elektrowerkstatt zieht in den Teil E.

Der Gebäudeteil G, der bisher die Elektrowerkstatt beherbergte, wird abgerissen.
Der Gebäudeteil G, der bisher die Elektrowerkstatt beherbergte, wird abgerissen. © WP | Hartmut Breyer

Ganz beendet wird das Großprojekt des Kreises auch in diesem Jahr noch nicht. Die Kreissporthalle wird komplett saniert und die Außenanlagen mitsamt der Parkplätze werden neu gestaltet. „Mit den Arbeiten an den Außenanlagen fangen wir 2023 an, die werden bis 2024 dauern“, kündigt Roman Schnar an. Nach aktueller Kostenprognose wird das Projekt am Ende 18,2 Millionen Euro verschlungen haben – damit bleibe man ihm Rahmen des freigegebenen Budgets von 18,5 Millionen Euro. „Wenn alles fertig ist, wird die Schule dann aber auch für die nächsten Jahrzehnte bereit sein“, betont der Projektleiter.