Ennepetal. Auf dem Weg, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, ist die Stadt Ennepetal in den vergangenen Monaten ein gutes Stück vorangekommen.

Mehr Frauen in Führungspositionen: Dieses Ziel hat sich die Verwaltung der Stadt Ennepetal gesetzt. Nicht zuletzt deshalb gingen die Personalverantwortlichen im Rathaus bei der Stellenausschreibung und bei der Vorbereitung auf die leitende Tätigkeit neue Wege. Offenbar mit Erfolg, denn die drei zuletzt zu besetzenden Positionen konnten allesamt mit Frauen besetzt werden. Die neueste Personalie: Die bisherige Gleichstellungsbeauftragte Nina Däumig wird die Leitung des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates von Wolfgang Schrey übernehmen, wenn der im kommenden Jahr in den Ruhestand tritt.

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Bereits in Kürze wird Nina Kapellner Nachfolgerin von Joachim Hübner, der den Fachbereich Finanzen und interner Service leitet und sich ebenfalls in den Ruhestand verabschiedet. Und seit etwas mehr als einem Vierteljahr ist Ruza Zrakic Leiterin des Jugendamtes der Stadt. Sie folgte auf Dagmar Ante, die bis dahin – natürlich neben der Bürgermeisterin – einzige Frau an höherer Stelle war. Dass möglicherweise auch ein Quäntchen Glück dazu gehörte, dass sich schon kurz nach dem Beschreiten neuer Wege sichtbare Erfolge eingestellt haben, räumt Nina Kapellner ein. Sie hat derzeit noch die Leitung der Abteilung für Personalentwicklung, Arbeitsschutz, Gesundheitsmanagement und Ausbildung inne. „Ich glaube aber auch, dass unser Modell dazu beigetragen hat.“

Mehrmonatige Einarbeitung

Dieses Modell sieht vor, dass die Stadt Ennepetal Fachbereichsleitungen, bei denen klar ist, dass und wann der Stelleninhaber in den Ruhestand gehen wird, frühzeitig ausschreibt. In der Regel gibt es dabei einen Vorlauf von eineinhalb Jahren. So wird die Möglichkeit geschaffen, dass die künftige Stelleninhaberin beziehungsweise der künftige Stelleninhaber noch erforderliche Qualifikationen erwerben und sinnvolle Fortbildungen absolvieren kann. Die letzten sechs Monate vor dem Führungswechsel sind für eine intensive Einarbeitung vorgesehen. Das Modell kostet die Stadt Geld, da für die Einarbeitungszeit im Prinzip zwei Kräfte zugleich bezahlt werden.

Von dem Vorgehen profitieren grundsätzlich Männer und Frauen gleichermaßen, wie Nina Kapellner betont. Die Grundidee sei, Menschen dazu zu bewegen, sich zu bewerben, die das nicht tun würden, wenn sie gleich ins kalte Wasser springen müssten. „Wir hatten die Hoffnung, dass wir durch diesen ,geschmeidigen Übergang’“ das Spektrum potenzieller Kandidatinnen und Kandidaten erweitern können.“ Und dabei richtete sich der Fokus besonders auf Frauen, die sich in der Regel mehr Gedanken machen würden, was für sie mit der Übernahme einer Leitungsstelle verbunden wäre – hinsichtlich der Kindererziehung, der Pflege von Angehörigen oder auch der Partnerschaft, meinen Nina Kapellner und Nina Däumig. Männer würden eher sagen, dass das schon funktionieren werde.

Thema Wissenstransfer

Für Nina Kapellner spielte der lange Vorlauf eine wesentliche Rolle bei dem Entschluss, sich zu bewerben. „Es ist so wertvoll, von Joachim Hübner oder von Tim Strathmann (Hübner Vorgänger als Leiter des Fachbereichs und inzwischen Kämmerer, Anmerk. d. Red.) eingearbeitet zu werden“, meint sie. Und Nina Däumig ergänzt: „Es geht dabei ja auch um das Thema Wissenstransfer. Für mich ist die lange Zeit, die ich jetzt noch an der Seite von Wolfgang Schrey haben werde, wie der Jackpot. Er hat so unendlich viel Erfahrung und Wissen, davon kann ich noch sehr viel mitnehmen.“ Als sich ihr die Möglichkeit eröffnet habe, Leiterin des Amtes der Bürgermeisterin und des Rates zu werden, habe sie lange überlegt, ob sie das machen soll. „Die frühzeitige Einarbeitung und die Möglichkeit, sich noch weiter qualifizieren zu können, hätten ihr die Entscheidung leichter gemacht, die Schlüsselposition innerhalb der Verwaltung zu übernehmen. „Es passt sehr gut in mein Leben und es passt sehr gut zu mir“, so Däumig, die bis zum Amtsantritt noch den immerhin 40 Seminartage umfassenden Aufstiegslehrgang für den höheren Dienst absolviert.

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Von Hartmut Breyer

Ruza Zrakic bringt noch einen anderen Aspekt ein. Die Möglichkeit der intensiven Einarbeitung sei für sie „auch eine Vergewisserung, dass meinem Arbeitgeber daran liegt, die Qualität der Arbeit hoch zu halten.“ Außerdem schaffe es ein Zugehörigkeitsgefühl. Ruza Zrakic selbst hatte sich von September 2021 an ein halbes Jahr lang das Büro mit Dagmar Ante geteilt, bevor sie im März die Verantwortung für das Jugendamt übernahm. „Ohne die Etablierung in verschiedenen Netzwerken, ohne das Vertrauen und die Beziehungen, wäre es schwieriger“, sieht sie das Modell gerade für ihre Aufgabe als sehr vorteilhaft an.

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Die neue Gleichstellungsbeauftragte Katja Schlünder betont, dass die Möglichkeit der langen Einarbeitung natürlich allen offen stehe, sich Frauen aber mit dieser Perspektive etwas sicherer fühlen als ohne. Grundsätzlich verfolge man das Prinzip der Bestenauslese, nur bei gleicher Eignung, Befähigung und fachlicher Leistung könnte das übergeordnete Ziel der paritätischen Besetzung den Ausschlag in einem Bewerbungsverfahren geben. Katja Schlünder ist sich sicher, dass beide Geschlechter davon profitieren werden – und nicht zuletzt der Arbeitgeber.