Ennepe-Ruhr-Kreis. Wegen der unsicheren Weltlage werden im Ennepe-Ruhr-Kreis die Gelben Säcke rationiert. Es könnte bald noch dicker kommen. Hier die Hintergründe.
Höhere Energie- und Lebensmittelpreise einerseits, Probleme bei der Beschaffung von Waren aufgrund von Lieferschwierigkeiten andererseits. Schon jetzt bekommen die Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis die Folgen der unsicheren Lage in der Welt hautnah im Alltag zu spüren. Nun kündigt sich ein Problem als Folge der Krisen an ganz anderer Stelle an: Im Ennepe-Ruhr-Kreis werden die Gelben Säcke rationiert. Und das ist noch nicht alles. Schon in wenigen Wochen könnte es noch dicker kommen.
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Die düstere Botschaft kam am Freitag Vormittag vom Entsorgungsunternehmen AHE selbst, das in den Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises und auch in der Stadt Hagen mit der Entsorgung der Gelben Säcke beauftragt ist. „Auch die Entsorgungsbetriebe sind von der weltweiten Lieferketten-Problematik betroffen. Das betrifft jetzt die gelben Säcke“, beginnt die Mitteilung der AHE.
Hintergrund der schlechten Botschaft ist die Aufkündigung von Lieferverträgen durch die Hersteller Gelber Säcke, die die AHE bereits vor einigen Wochen ereilte, wie Heike Heinzkill, bei der AHE zuständig für den Bereich Kommunale Dienstleistungen, erklärte. „Wir bezogen die Gelben Säcke bisher immer von verschiedenen Herstellern aus Deutschland. Davon gibt es deutschlandweit drei, vier große Lieferanten. Sie alle haben momentan das gleiche Problem. Aufgrund der geopolitischen Lage bekommen sie den Kunststoff, der als Ausgangsmaterial zur Herstellung von Gelben Säcken benötigt wird, nicht mehr.“
Heike Heinzkill: „Die Produzenten stehen vor massiven Problemen, da Rohstofflieferanten bereits zugesicherte Aufträge derzeit ersatzlos stornieren. Bisher wiederaufbereitete Folien aus dem Gemüseanbau werden ohne Vorankündigung mehrmals genutzt und fehlen jetzt für neue Regranulate. Des Weiteren kommt es auch zu Lieferengpässen und Verknappung bei den Kartonagen, die ebenfalls nicht genügend zur Verfügung stehen und nur über längere Lieferzeiten erhältlich sind.“ Fehlender Frachtraum sowie ein Mangel an LKW-Fahrer würden die Situation zusätzlich erschweren.
Die Folge davon: Die Produktion in Deutschland liegt am Boden und zwingt die Hersteller, ihre Lieferverträge mit den Entsorgungsunternehmen „aufgrund von höherer Gewalt“, so Heike Heinzkill, aufzukündigen. So war es auch bei AHE. Der heimische Entsorger bekam nach eigener Aussage eine Absage für eine Lieferung, die bereits vor einem Jahr im August 2021 bestellt worden war.
Verbrauchte Säcke pro Jahr und Stadt
So viele Gelben Säcke wurden 2021 in den einzelnen EN-Städten verteilt:
Breckerfeld ca. 430.000 Säcke
Ennepetal ca. 1,3 Mio. Säcke
Gevelsberg ca. 980.000 Säcke
Herdecke ca. 1,3 Mio. Säcke
Schwelm ca. 1,3 Mio Säcke
Sprockhövel ca. 1 Mio. Säcke
Wetter ca. 880.000 Säcke
Witten ca. 3,4 Mio Säcke
Hattingen ca. 2,3 Mio. Säcke
Die AHE GmbH ist mit ihren Beteiligungsgesellschaften an den Standorten in Wetter, Witten, Herdecke und Gevelsberg tätig.
Das führende Entsorgungsunternehmen in der Region Ennepe-Ruhr-Kreis und Hagen (Umsatz 2020: ca. 60 Mio. Euro) wurde 1991 gegründet.
Heute erbringen rund 300 Mitarbeitende professionelle Dienstleistungen in allen Bereichen der Abfallerfassung und -entsorgung von Wert- und Reststoffen bis hin zu gefährlichen Sonderabfällen.
Gesellschafter der AHE sind die AVU AG (Energieversorger für den EnnepeRuhr-Kreis) und die REMONDIS SE & Co.KG als einer der weltweit größten Dienstleister für Recycling, Service und Wasser.
„Wir haben in den letzten Wochen versucht, Ersatz zu beschaffen und noch Bestände aus verschiedenen Lagern zu bekommen“, berichtet Heike Heinzkill. Dies ist der AHE auch gelungen. Allerdings mit überschaubarem Erfolg. Mitte Juli sollen dem heimischen Unternehmen noch einmal ca. 1,3 Millionen Gelbe Säcke geliefert werden. Und was danach kommt? „Wir wissen es nicht. Es droht ein Engpass“, befürchtet Heike Heinzkill eine weitere Verschlechterung der Situation.
Läuft die Verteilung der Gelben Säcke wie bisher, würden 1,3 Millionen Stück für noch etwa einen Monat reichen. Im Jahr 2021 wurden laut AHE 13 Millionen Gelbe Säcke über die Ausgabestellen in den Städten im gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis ausgegeben. Das würde bedeuten: Mitte August gäbe es keine Gelben Säcke mehr.
Weil die Lagerbestände bei AHE bereits so gut wie leer sind, wie das Unternehmen selbst mitteilt, werden die Liefermengen an die städtischen Ausgabestellen ab sofort rationiert. „Wir müssen jetzt zu diesen Maßnahmen greifen und haben natürlich die Kommunen bereits informiert“, erklärt Heike Heinzkill.
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Das Unternehmen bittet bei den Menschen im Ennepe-Ruhr-Kreis um Verständnis für diese Einschränkungen und empfiehlt den Haushalten bei Engpässen, durchsichtige Säcke als Alternativen zu nutzen. „Und natürlich ist es in der jetzigen Situation sinnvoll, nur so viele gelbe Säcke vorzuhalten, wie für die eigentliche Verwendung (Verkaufsverpackungen) benötigt werden und sie nicht für andere Zwecke einzusetzen“, appelliert die AHE auch an die Vernunft und Unterstützung der Verbraucher.
Weitere Informationen gibt es unter www.ahe.de oder per Mail: ahe@ahe.de.