Schwelm. Marion Bitzer ist Lila Dame im Schwelmer Feierabendhaus. Seit knapp 30 Jahren geht sie dem Ehrenamt nach. Es gab auch traurige Momente.
Es sind nun schon knapp 30 Jahre, in denen Marion Bitzer ihren lila Kittel trägt. Am 1. Januar 1993 hat sie ihr Ehrenamt als Lila Dame angetreten – und seither nicht mehr aufgehört. Mehrmals die Woche kommt sie in das Schwelmer Feierabendhaus und stattet den Bewohnern einen Besuch ab, liest ihnen vor, geht mit ihnen spazieren, spielt Spiele und führt Gespräche. Das bereitet nicht nur den Senioren Freude, der 72-Jährigen geht dabei selbst das Herz auf – auch wenn dieses Ehrenamt nicht immer einfach ist.
Marion Bitzer war schon immer ehrenamtlich aktiv, früher habe sie bei Kindergottesdiensten geholfen. Als dieses Ehrenamt dem Ende zuging, hörte sie durch Zufall einen Vortrag über die Lila Damen und war begeistert. „Ich wollte das direkt machen, und für mich war von Anfang an klar, dass ich das im Altenheim machen möchte, weil ich einfach eine richtige Beziehung zu den Menschen aufbauen möchte“, erklärt die Schwelmerin. „Es gibt aber auch viele andere, die lieber im Krankenhaus tätig sind, jeder mag etwas anderes“, sagt sie. Für Marion Bitzer aber war es definitiv die richtige Entscheidung. Im Feierabendhaus arbeitet sie nun seit Beginn – also bald 30 Jahre.
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Im Vergleich zu früher, so erinnert sich die 72-Jährige, hat sich viel verändert: „Wir machen keine pflegerischen Leistungen“, betont sie. In den 90ern habe man auch bei der Essensausgabe geholfen und an anderen Ecken, wo eben gerade Unterstützung benötigt wurde. Das ist heute nicht mehr möglich, es ist schlichtweg rein rechtlich schon nicht erlaubt. Die Lila Damen sind eine Art Besuchsdienst und unterhalten die Bewohner, wie Bitzer erklärt. „Vor Corona gingen wir auch gemeinsam zur Kirmes.“ In diesem Jahr streben die Ehrenamtlichen diesen Ausflug auch wieder an und hoffen, dass es klappt. „Jeder Bewohner freut sich, überhaupt Besuch zu bekommen“, erzählt Marion Bitzer. Umso größer ist die Freude, wenn dann noch besondere Ereignisse anstehen. „Wir Lila Damen hier sind aber auch einfach eine tolle Gruppe und wir haben Freude daran.“ In der Regel habe jede Lila Dame eine feste Station, einen festen Tag und eine feste Uhrzeit, zu der sie in das Feierabendhaus kommt. „Zwei Stunden in der Woche reichen schon und das kann man sich selbst einteilen.“
Schwelm: Emotionale Zeit für Marion Bitzer
Das Team der Ehrenamtlichen trifft sich regelmäßig und tauscht sich aus. Jedes Vierteljahr findet zudem ein besonderes Gruppentreffen statt – aufgrund der Pandemie musste es in den vergangenen beiden Jahren ausfallen. In diesem Jahr findet es jedoch endlich wieder statt: „Wir fahren demnächst auf Krimitour nach Münster“, freut sich die Ehrenamtlerin und strahlt. Oftmals hilft der Austausch untereinander aber auch, um schwierige Erlebnisse zu verarbeiten. Denn die Zeit im Feierabendhaus hat auch traurige Seiten. Das hat Marion Bitzer schon am eigenen Leibe spüren müssen. „Am Anfang bin ich oft nach Hause gekommen und war schon traurig und nachdenklich, mein Mann hat sich sogar Sorgen gemacht“, erzählt die Lila Dame. Denn zu vielen Bewohnern baut man im Laufe der Zeit eine Bindung auf, wenn diese dann versterben, ist das auch für die Ehrenamtler nicht einfach. „Mit der Zeit lässt das aber nach“, versichert Marion Bitzer. Vor allem habe sie gelernt, mit diesen Situationen umzugehen. „Dann nimmt man das nicht mehr mit nach Hause und gewöhnt sich irgendwie auch dran, man sieht das im Laufe der Zeit einfach anders.“
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Die 72-Jährige erinnert sich noch genau an eine ganz emotionale Zeit: Es war zu Beginn ihres Ehrenamts im Feierabendhaus, Marion Bitzer lernte ein Ehepaar auf ihrer Station kennen. „Die hatten keinen Kontakt zu ihren Kindern und es war so, als hätten sie mich adoptiert“, erinnert sie sich und strahlt. Das Paar kam ursprünglich aus Wuppertal, wollte unbedingt noch mal zurück in die Heimat: „Dann habe ich beide eingepackt, denn beide saßen im Rollstuhl und bin mit ihnen nach Wuppertal gefahren.“ Solche Ausflüge habe die Lila Dame oftmals mit dem Wuppertaler Ehepaar gemacht. „Sie starb dann zuerst und als er auch im Sterben lag, wurde ich direkt angerufen und konnte mich noch verabschieden. Das war traurig, aber auch total schön irgendwie.“
Marion Bitzer wünscht sich von Herzen, dass künftig noch mehr Menschen, diesem Ehrenamt nachkommen. „Jede Stunde bringt den Bewohnern hier Freude.“ Insbesondere in der aktuellen Situation bedeutet es den Senioren sehr viel, wenn die Lila Damen Zeit mit ihnen am Tag verbringen. „Es ist so einfach, die Menschen hier glücklich zu machen.“ Und das Strahlen im Gesicht der Bewohner ist das, was seit knapp 30 Jahren das Herz der Ehrenamtlerin erfüllt.
>>>INFO:
Die Lila Damen gibt es schon seit 1978 in Schwelm. Sie sind in der Helios Klinik und im Feierabendhaus tätig, begleiten dort Menschen, gehen mit ihnen spazieren, führen Gespräche oder machen Ausflüge. Wer sich für ein Engagement als Lila Dame oder Herr interessiert, kann sich bei Marion Bitzer melden. Kontakt: Tel. 02336 / 10 167, E-Mail marion-bitzer@t-online.de
Für das Ehrenamt als Lila Dame gibt es keine Vorgaben, jedoch sollte man gut zuhören können, verschwiegen sein, freundlich und sensibel mit Menschen umgehen, die Bereitschaft mitbringen, das Schicksal anderer Menschen zu teilen und kontaktfreudig und ohne Vorurteile auf Menschen zugehen können.