Gevelsberg. Nach dem tödlichen Motorradunfall im Mai in Gevelsberg hat die Unfallkommission getagt und die Politik diskutiert. Das ist der Stand der Dinge.

„Leider mussten wir vor wenigen Wochen feststellen, dass wieder ein Mensch an der Einmündung gestorben ist. Nicht ohne Grund ist dort schon Tempo 70 und eine verkürzte Abbiegespur“, sagte Hans-Günther Adrian, Fraktionschef der CDU, in der jüngsten Sitzung des Stadtrates in Gevelsberg.

Der Antrag der Christdemokraten für weitere Sicherungsmaßnahmen an der Ecke Eichholzstraße/Berchemallee stand auf der Tagesordnung der Sitzung. Es ging darum, zu prüfen, ob der Bereich über die bereits bestehenden Maßnahmen hinaus sicherer gemacht werden kann – beispielsweise durch eine Ampel. Zuletzt war dort im Mai ein junger Motorradfahrer beim Zusammenstoß mit einem Auto tödlich verunglückt.

„Wer die Kreuzung kennt, ist ein bisschen ratlos. In Gevelsberg gibt es kaum eine Kreuzung, die so gut einsehbar ist“, fuhr Adrian fort. „Gleichwohl müssen wir vehement dafür sorgen, dass gemeinsam mit Straßen NRW und anderen Behörden eine Lösung gefunden wird, damit solche Unfälle die absolute Ausnahme bleiben.“

Ampel auf der Eichholzstraße?

Und damit war die Diskussion rund um die Eichholzstraße und die schweren, teils tödlichen Unfälle in der jüngeren Vergangenheit in vollem Gange. „Wir haben als Stadt Gevelsberg die tragische Entwicklung dort verfolgt“, sagte Bürgermeister Claus Jacobi. „Wir können initiativ werden.“ Durch den tödlichen Motorradunfall im Mai sei aber ohnehin ein Automatismus in Gang gekommen. „Die Stelle ist zu einem Unfallhäufungsschwerpunkt geworden“, erklärte Jacobi. Dieser werde nun durch eine Unfallkommission geprüft.

„Die Kommission wertet aus und prüft dann, inwieweit über die bestehenden Maßnahmen hinaus Maßnahmen ergriffen werden können“, so der Bürgermeister zum Prozedere. „Das, was die CDU beantragt, geht jetzt automatisch seinen Gang.“

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Wolfram Thiel, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen, wollte wissen, welche Einflussmöglichkeiten die Stadt Gevelsberg dabei hat. „Gefühlt sind die Unfallzahlen relativ hoch“, sagte er. „Die Frage ist: Ist eine Ampel sinnvoller oder sind es regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen?“ Bürgermeister Claus Jacobi wies darauf hin, dass die Stadt in dieser Angelegenheit nicht die Entscheidungskompetenz habe. Die Eichholzstraße gehört zum Landesbetrieb Straßen NRW. „Wir können hier nur Taktgeber sein“, dämpfte Jacobi die Erwartungen.

Politik drängt auf Entschärfung

„Das Unfallgeschehen ist strafrechtlich noch nicht abschließend ausgewertet worden“, fuhr der Bürgermeister fort. Wenn ein Unfall passiere, obwohl sich alle Beteiligten an die Verkehrsregeln gehalten haben, dann sei das ein Hinweis darauf, dass die Verkehrsregelung unzureichend ist. „Bei individuellem Fehlverhalten helfen alle Maßnahmen nichts“, betonte Claus Jacobi. „Wir werden die Verursachungsbewertung abwarten müssen.“ Daraus werde die Schärfe der Maßnahmen abgeleitet.

„Wir sollten auf allen erdenklichen Kanälen versuchen, diese Unfallstelle zu entschärften“, machte auch Klaus Bärenfänger, Vorsitzender der SPD-Fraktion, deutlich.

Kommission und Häufungsstelle

Die Unfallkommission besteht aus der jeweils zuständigen Verkehrsbehörde und je nach Straße Vertretern des Landes oder des Bundes und der Polizei. In diesem Fall gehören ihr unter anderem der Ennepe-Ruhr-Kreis, die Stadt Gevelsberg, Straßen NRW und die Bezirksregierung Arnsberg an.

Von einerUnfallhäufungsstelle ist die Rede, wenn innerhalb eines bestimmten Zeitraums drei Unfälle gleichen Typs passieren. Ein Unfalltyp ist beispielsweise ein Abbiegeunfall. Diese Unfälle müssen aber mindestens so schwer sein, dass eines der beteiligten Fahrzeuge nach dem Zusammenstoß nicht mehr fahrbereit ist.

Wieland Rahn von der CDU-Fraktion schilderte seine persönlichen Eindrücke von der Kreuzung. „Wenn man von der Berchemallee auf die Eichholzstraße abbiegen will, stehen die Autos nebeneinander. Da sieht man schon nicht mehr richtig, wer da kommt“, sagte er. „Auf der Mittelinsel stehen außerdem Werbetafeln sehr ungünstig.“ Darauf hatte bereits ein Leser die Redaktion angesprochen. Er sprach von einem „völlig falsch platzierten dreieckigen Gestell“, das benutzt werde, um temporär Wahlplakate aufzukleben. Fotos zeigen: Auch zum Zeitpunkt des Unfall stand dieses Gestell auf der Mittelinsel und trug Wahlwerbung.

Warten auf Unfallkommission

Stadt und Politik einigten sich schließlich darauf, die Ergebnisse aus der Verkehrsunfallkommission abzuwarten und darauf dass Bürgermeister Claus Jacobi von diesen berichtet. Die Kommission tagte bereits am Dienstag, 14. Juni.

Auf Nachfrage der Redaktion dazu beim Ennepe-Ruhr-Kreis, der neben der Stadt Gevelsberg ebenfalls Teil der Kommission ist, war zu erfahren, dass es unmittelbar nach der Sitzung noch keinen Beschluss über mögliche Maßnahmen gegeben habe. „Es fehlen noch Messungen, und der Unfall wird auch noch ausgewertet“, so Kreishaussprecher Ingo Niemann.

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Bei den Messungen gehe es um sogenannte V85-Messungen. Dabei werde über einen Zeitraum von zwei Wochen geschaut, wie schnell 85 Prozent der Verkehrsteilnehmer in einem bestimmten Bereich fahren. Sobald diese Ergebnisse und die Unfallauswertung vorlägen, setze die Kommission sich wieder zusammen.