Gevelsberg. Mehrere in Unfälle in drei Jahren, zwei Todesopfer. Passiert nun etwas an der Eichholzstraße in Gevelsberg? Das sagen Polizei und Straßen NRW.

November 2020: Ein 79-jähriger Mann aus Gevelsberg erliegt nach einem Unfall auf der Eichholzstraße seinen Verletzungen. Der Mann war mit seinem Audi auf der Berchemallee unterwegs, als er an der Kreuzung auf die Eichholzstraße abbiegen wollte. In dem Moment übersah er den Seat eines 25-jährigen Schwelmers und nahm ihm die Vorfahrt. Im Kreuzungsbereich prallten die Autos aufeinander.

Mai 2022: Ein 26-jähriger Wittener, der mit seinem Motorrad aus der Richtung Hagener Straße kommt, stößt an der Einmündung Berchemallee mit dem Auto einer 55-Jährigen aus Hagen zusammen, die ihm die Vorfahrt genommen hat. Er verstirbt noch an der Unfallstelle. Die Frau erleidet einen Schock und wird mit Verletzungen ins Krankenhaus gebracht.

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Beide Fälle haben neben ihren schrecklichen Folgen gemein, dass Menschen in Gevelsberg danach über die Ecke Berchemallee/Eichholzstraße diskutieren. Schon wieder ein schwerer Unfall. Schon wieder dieselbe Stelle. Schon wieder dasselbe Muster. Was muss passieren, damit so etwas in Zukunft nicht mehr passiert?

Tempo 70 an Einmündung Berchemallee

Fakt ist: In ihrer kommenden Sitzung wird sich eine Unfallkommission – bestehend aus der jeweils zuständigen Verkehrsbehörde und je nach Straße Vertretern des Landes oder des Bundes und der Polizei – mit der Kreuzung beschäftigen. Termin ist laut Straßen NRW der 14. Juni. Die Eichholzstraße liegt als Landesstraße in der Verantwortung von Straßen NRW.

Blick auf die Unfallstelle Eichholzstraße/Berchemallee in Gevelsberg. Die Polizei sichert Spuren nach einem tödlichen Motorradunfall, bei dem ein Mann aus Witten verunglückte. Eine Frau aus Hagen kam ins Krankenhaus.
Blick auf die Unfallstelle Eichholzstraße/Berchemallee in Gevelsberg. Die Polizei sichert Spuren nach einem tödlichen Motorradunfall, bei dem ein Mann aus Witten verunglückte. Eine Frau aus Hagen kam ins Krankenhaus. © Unbekannt | Alex Talash

Beide eingangs erwähnten Unfälle sollen dabei eine Rolle spielen. Zusätzlich ein Unfall aus dem Jahr 2021, hier allerdings nur mit leichten Verletzungen. Das erklärt Sonja Wever, Sprecherin der Kreispolizeibehörde Ennepe-Ruhr, auf Nachfrage dieser Redaktion am Freitag. Ob der verunglückte Motorradfahrer am Dienstagabend zu schnell auf der Eichholzstraße gefahren ist, ist derweil weiterhin unklar. Fakt ist: Die 55-Jährige hat ihn beim Abbiegen übersehen. Die Ergebnisse einer entsprechenden Auswertung stehen noch aus. Im Bereich des Unfalls gilt aktuell Tempo 70. Von der Wittener Straße aus kommend gibt es eine separate Spur für Linksabbieger, die auf die Berchemallee fahren möchten.

+++KOMMENTAR: Tödlicher Unfall in Gevelsberg: Es muss jetzt etwas passieren+++

Wird es nach der Sitzung der Unfallkommission Maßnahmen geben, um schwere Unfälle an der Einmündung Berchemallee zu vermeiden? Das hängt laut Andreas Berg, Sprecher von Straßen NRW, davon ab, ob der Bereich als sogenannte Unfallhäufungsstelle kategorisiert wird. „Wenn die Polizei meldet, dass es eine Unfallhäufungsstelle gibt, gibt der Ennepe-Ruhr-Kreis, der die Unfallkommission leitet, diese Meldung weiter. Zum Beispiel an die Bezirksregierung, die die vorgesetzte Verkehrsbehörde ist, und den Baulastträger, in diesem Fall Straßen NRW“, erklärt Berg das Prozedere. „Dann geht es in die Analyse der Stelle.“

Kategorien und Typen von Unfällen

„Wir reden von einer Unfallhäufungsstelle, wenn in einem Jahr drei Unfälle gleichen Typs passieren“, hatte der Sprecher schon im vergangenen Jahr nach dem tödlichen Unfall Ende 2020 erläutert. Diese müssten aber mindestens so schwer sein, dass eines der beteiligten Fahrzeuge nicht mehr fahrbereit sei.

„Hatten wir Nässe? Was hatten wir für Unfälle? Ist vielleicht etwas mit der Fahrbahn nicht in Ordnung?“, hatte er klassische Fragen solcher Analysen aufgezählt. Darauf basierend macht die Kommission Vorschläge, die Situation vor Ort zu entschärfen.

Tödlicher Verkehrsunfall auf der Eichholzstraße/Ecke Berchemallee im November 2020. Ein Mann kam ums Leben. Eine Frau musste mit einem Rettungshubschrauber schwer verletzt nach Dortmund geflogen werden. Eine weitere Person wurde leicht verletzt.
Tödlicher Verkehrsunfall auf der Eichholzstraße/Ecke Berchemallee im November 2020. Ein Mann kam ums Leben. Eine Frau musste mit einem Rettungshubschrauber schwer verletzt nach Dortmund geflogen werden. Eine weitere Person wurde leicht verletzt. © Unbekannt | Alex Talash

Bei Unfällen werde nach Typen und Kategorien unterschieden. Ein Typ sei beispielsweise ein Abbiegeunfall. Die Kategorien würden die Schwere dieses Unfalls definieren, vom reinen Blechschaden bis hin zu Todesopfern. Die Polizei definiert folgende Unfallkategorien: Unfälle mit Toten (Kategorie 1), Unfälle mit Schwerverletzten (Kategorie 2), Unfälle mit Leichtverletzten (Kategorie 3) Kategorie 4: Unfälle mit schwerwiegendem Sachschaden (Kategorie 4) und nicht mehr fahrbereiten Fahrzeugen, Unfälle mit leichtem Sachschaden (Kategorie 5) und Unfälle unter Einwirkung von Alkohol oder anderen berauschenden Mitteln.

Schon einmal Unfallhäufungsstelle

„Wenn es eine Unfallhäufungsstelle wäre, würden wir die tatsächlichen Geschwindigkeiten an der Stelle messen“, nennt Andreas Berg mögliche präventive Schritte. „Wenn die Leute in einer Richtung immer zu schnell fahren, würden wir erstmal Geschwindigkeitskontrollen machen. Und wenn es zu viele sind, die wir dann erwischen, gegebenenfalls einen Starenkasten aufstellen.“

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Maßnahmen hat es vor Jahren schon einmal gegeben. Die Einmündung Berchemallee auf die Eichholzstraße war laut Berg in der Vergangenheit bereits einmal eine Unfallhäufungsstelle. 2007 sei der Bereich aufgefallen, weil es zu mehreren Abbiegeunfällen gekommen sei. Straßen NRW verkürzte 2010 die Linksabbiegerspur. Daraufhin habe es weniger Unfälle gegeben. Seit 2011 wird die Einmündung nicht mehr als Unfallhäufungsstelle geführt.