Gevelsberg. Beim Tag der Architektur werden Häuser und Projekte aus ganz NRW vorgestellt. Dieses Gebäude aus Gevelsberg zeigt die Architektur der Zukunft.

Ein zweieinhalb-geschossiges Mehrfamilienhaus mit Tagespflege, entstanden auf einer innerstädtischen, zentrumsnahen Brachfläche. Voll unterkellert, eine mit Begrünung versehene Tiefgarage, Stellplätze mit Wallboxen für E-Autos. Auf allem thront ein mit Holzschalung bekleidetes Staffelgeschoss, auf der Dachfläche befindet sich eine Solarthermieanlage. Ein in Sichtbetonelementen errichteter Aufzugsschacht mit dem Schriftzug „Dorotheen Hof“ funktioniert als Blickfang.

Das sind die Eckdaten des Gebäudes Theodorstraße 2 in Gevelsberg, das als eines von 139 neuen Häusern, Parks und Projekten in ganz Nordrhein-Westfalen beim Tag der Architektur am Samstag und Sonntag, 18. und 19. Juni, vorgestellt wird.

Die „Seibel Architektur.Consult“ aus Düsseldorf hat das Objekt für die Helling-Gruppe aus Gevelsberg und Düsseldorf entworfen, sich bei der Architektenkammer damit beworben und es in die Auswahl geschafft.

Klimaschutz spielt wichtige Rolle

Das bundesweite Motto des Tags der Architektur lautet diesmal „Architektur baut Zukunft“. Denn Planen und Bauen geschehe stets in der Verantwortung für künftige Generationen, erläutert Kammerpräsident Ernst Uhing. „Was wir Architektinnen und Architekten gemeinsam mit unseren Auftraggeberinnen und Auftraggebern heute kreieren, muss das Versprechen für ein besseres Morgen enthalten. Das gilt für Aspekte der Klimagerechtigkeit in gleicher Weise wie für soziale und baukulturelle Belange.“

Der Dorotheen-Hof an der Theodorstraße in Gevelsberg. Blickfang ist der Aufzugsschacht mit dem Schriftzug „Dorotheen Hof“.
Der Dorotheen-Hof an der Theodorstraße in Gevelsberg. Blickfang ist der Aufzugsschacht mit dem Schriftzug „Dorotheen Hof“. © Seibel Architektur

Der Tag der Architektur soll gesellschaftliche Entwicklungen reflektieren. Ein grundlegendes Thema bleibt dabei der Klimaschutz, der sich unter anderem in der Um- und Weiternutzung des Gebäudestandes sowie in energetischen Sanierungsmaßnahmen zeigt.

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Hierzu kann man am Tag der Architektur in NRW zahlreiche Beispiele vor Ort besichtigen. Bildungsbauten, Gemeinschafts- und Baugruppen-Wohnprojekte, Nachverdichtungen, Barrierefreiheit und Umnutzungen sowie die anspruchsvolle Gestaltung von Gärten und Grünzonen sind einige der spezifischen Bauaufgaben, die sich an den ausgesuchten Bauten 2022 ablesen lassen. „Für viele Besucherinnen und Besucher ist der Tag der Architektur damit eine wichtige Inspirationsquelle“, so die Verantwortlichen.

Schlanker Bauprozess nach Prinzip

So sollen sie sich auch beim Dorotheen-Hof einiges abschauen können. Die Errichtung des Staffelgeschosses in Holzmodulbauweise, die geschossweise Fertigstellung nach „Lean Construction Prinzipien“ und der Einsatz des eigenen Computerprogramms „tick@time“ aus dem Hause „Seibel Architektur.Consult“ sind dabei die besondere Aspekte des Gebäudes an der Theodorstraße in Gevelsberg.

Hendrik Seibel von „Seibel Architektur.Consult“, die den Dorotheen-Hof in Gevelsberg entworfen hat.
Hendrik Seibel von „Seibel Architektur.Consult“, die den Dorotheen-Hof in Gevelsberg entworfen hat. © Seibel Architektur | Seibel Architektur

Dabei bedarf „Lean Construction“ (zu Deutsch: magere Konstruktion) an dieser Stelle einer Erklärung. „Man versucht dabei, Bauprozesse so schlank wie möglich zu gestalten“, verrät Hendrik Seibel von „Seibel Architektur.Consult“, was dahinter steckt. An dem Projekt Dorotheen-Hof seien 34 Planungsbüros und ausführende Firmen beteiligt gewesen. „Das ist noch relativ überschaubar“, sagt Seibel.

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Auf diese Weise würden Bauprojekte einfacher, so dass sie auch innerhalb der festgelegten Zeiträume realisierbar seien. „Man nimmt so früh wie möglich alle Beteiligten in den Planungsprozess mit rein“, erklärt Hendrik Seibel weiter. Gleichzeitig lege sein Büro Wert darauf, dass die Handwerker aus der Region kommen. „Wir suchen uns die Partner vor Ort, so kann man sie leichter für das Objekt begeistern“, so Seibel. Kürzere Anfahrtswege würden es zusätzlich einfacher machen.

Besichtigungen am Samstag

Das von „Seibel Architektur.Consult“ entwickelte Programm „tick@time“ soll den Bauprozess für alle Beteiligten transparenter gestalten. „Jeder sieht darin die Aufgaben und den Stand des anderen“, erklärt Hendrik Seibel. „Das Programm errechnet den Bauzeitenplan dann automatisch.“

Dorotheen-Hof auch in Schwelm

„Seibel Architektur.Consult“ hat für die Helling-Gruppe auch den Dorotheen-Hof in Schwelm entworfen – ein dem Objekt an der Theodorstraße in Gevelsberg ganz ähnliches, aber größer angelegtes Gebäude. Die Helling Projekt GmbH möchte es ebenfalls gemeinsam mit der Häuslichen Krankenpflege, aber auch anderen Partnern an der Weststraße in Schwelm realisieren.

„Wir haben gerade gerichtet, das Staffelgeschoss in Holz ist drauf und die Etagen werden gerade eingerichtet“, nennt Hendrik Seibel von der „Seibel Architektur.Consult“ den aktuellen Stand der Dinge. Die Fertigstellung ist im vierten Quartal 2022 vorgesehen.

Der Bau des Dorotheen-Hofs hat zwei Jahre gedauert. Die Fertigstellung war im Oktober 2021. Mario und Sabine Wolf von der Häuslichen Krankenpflege betreiben dort heute eine Tagespflege. Gleichzeitig befinden sich sieben Eigentumswohnungen in dem Gebäude.

Am Samstag, 18. Juni, können Interessierte sich ein eigenes Bild vom Objekt machen. In der Zeit von 12 bis 16 Uhr gibt es stündliche Führungen, bei denen Teilnehmer etwas zum Projekt und zur Technik dahinter erfahren. Die Führungen starten jeweils am Eingang.

Alle Objekte in ganz NRW sind über eine Internet-Datenbank mit Fotos und Kurzbeschreibung sowie den geplanten Öffnungszeiten abrufbar unter www.aknw.de. Die Architektenkammer Nordrhein-Westfalen stellt alle Bauten und Objekte zum „Tag der Architektur 2022“ zudem in einer umfangreichen Broschüre vor, die ab sofort kostenlos bezogen werden kann: über das Bestellformular unter www.aknw.de, telefonisch unter 0211/49 67-12 oder -713 beziehungsweise per Mail an tda@aknw.de.