Schwelm. Jens Neuhaus kommt aus Schwelm und hat Bastelbögen entworfen, mit denen die Brauerei und der Pilzkiosk nachgebaut werden können.

Es ist noch kein halbes Jahr her, dass der Schwelmer Pilzkiosk abgerissen wurde. Im Februar dieses Jahres musste das kleine Kulthäuschen weichen. Dabei gehörte der frei stehende Kiosk seit den 70er Jahren zur Innenstadt dazu und war für viele fester Bestandteil. An das kleine Häuschen erinnert sich auch Jens Neuhaus noch gut. Zwanzig Jahre hat er in der Kreisstadt gelebt, bis er 2005 aufgrund seines Studiums weggezogen ist. Heute wohnt der 36-Jährige in Köln. Doch die Verbindung zu seiner Heimat ist nach wie vor da.

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Die Entscheidung zum Abriss des Pilzkiosk bekam er hautnah mit, denn seine Familie lebt noch immer in der Kreisstadt und so ist auch Neuhaus oftmals zu Besuch. Umso erstaunter war er darüber, wie viele Menschen emotional an dem kleinen Häuschen hängen. „So habe ich ein Hobby aus Kindertagen wieder für mich entdeckt“, erzählt Neuhaus im Gespräch. Gebastelt hat der gebürtige Schwelmer nämlich schon immer gerne und so entwarf er einen Bastelbogen, mit dem der Pilzkiosk im Maßstab 1:45 nachgebaut werden kann. „Ich dachte, das wäre doch eine schöne Idee, so einen Bogen selbst zu entwerfen, und da bot sich der Kiosk an.“

Der Pilzkiosk zum Nachbasteln: So sieht das fertige Exemplar aus.
Der Pilzkiosk zum Nachbasteln: So sieht das fertige Exemplar aus. © Jens Neuhaus

Zu seiner eigenen Überraschung fand das Projekt direkt sehr große und durchweg positive Resonanz. „Der Pilzkiosk wurde sogar nachgebastelt und ins Schaufenster gestellt“, erzählt Jens Neuhaus mit ein wenig Stolz. Durch die große Resonanz stieg seine eigene Motivation, so etwas noch mal zu wiederholen – allerdings im größeren Stil.

So haben ihn viele in Erinnerung: der achteckige Kiosk auf dem Bürgerplatz. 2021 wurde er abgerissen.
So haben ihn viele in Erinnerung: der achteckige Kiosk auf dem Bürgerplatz. 2021 wurde er abgerissen. © WP | Bernd Richter

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Gesagt, getan. Am vergangenen Samstag, 11. Juni, veröffentlichte der 36-Jährige seinen zweiten Bastelbogen: die Schwelmer Brauerei. Ein größeres Projekt als der Pilzkiosk, aber gleichzeitig eins, woran mindestens genau so viele Emotionen hängen. „Das war ein einschneidendes Ereignis in der Stadtgeschichte. Auch architektonisch ist das Gebäude sehr interessant. Das war für mich selbst auch eine große Herausforderung, alles so nachzubauen.“

Schwelmer steht mit Projekt vor mehreren Herausforderungen

Neuhaus erinnert sich selbst noch gut an die Brauerei: „Ich erinnere mich noch an den typischen Geruch, der in der Luft lag, und auch in späteren Jahren habe ich natürlich das Bier getrunken“, sagt er und lacht. Umso größer wurde der Anreiz, sich diesem Projekt anzunehmen. Im Gegensatz zum Pilzkiosk, dessen Bastelbogen der gebürtige Schwelmer nach wenigen Tagen fertig hatte, ließ er sich für die Umsetzung des Brauerei-Projekts rund ein Jahr Zeit. „Ich hatte mir den Termin Juni 2022 aber schon im Vorfeld gesetzt, denn jetzt sind es zehn Jahre Abriss und das soll dann auch eine runde Sache zum Jahrestag werden. Ich möchte die Brauerei aus Papier wieder auferstehen lassen.“

Das Problem oder wie Neuhaus es eher nennt, die Herausforderung beim Projekt, war zum einen, dass es das Gebäude gar nicht mehr gibt. „Das wäre sonst deutlich einfacher, ich könnte hinfahren und Fotos machen, um zu gucken, wie das Gebäude aussieht.“ Indes war genau das der Reiz.

Ein Einblick in die Miniatur-Brauerei.
Ein Einblick in die Miniatur-Brauerei. © WP | Jens Neuhaus

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Blick auf das damalige Brauereigelände von der Schulstraße. Heute wird dort das neue Schwelmer Rathaus gebaut.
Blick auf das damalige Brauereigelände von der Schulstraße. Heute wird dort das neue Schwelmer Rathaus gebaut. © SPECKENWIRTh

Ein kleines Stück Schwelmer Stadtgeschichte selbst nachbauen, kriegt das denn überhaupt jeder hin? Natürlich ist die Brauerei mit einem Maßstab von 1:220 anspruchsvoller als der Pilzkiosk, aber mit etwas Geschick, Geduld und Ausdauer ist das auf jeden Fall machbar.“ Beide Bastelbögen sind auf der Internetseite des studierten Volkswirt zu finden: www.papierdenkmal.de. Der Download der Bögen ist kostenfrei. Künftig, so erzählt Jens Neuhaus, kann er sich durchaus vorstellen, noch mehr Projekte dieser Art zu machen. „Es sollten aber immer Dinge sein, die es heutzutage nicht mehr gibt.“ Dabei liege der Fokus nicht nur auf Schwelm, es können auch bedeutende Gebäude aus anderen Städten sein.

Die Schwelmer Brauerei im Miniaturformat ist ab sofort im Bürgerforum, Hauptstraße 99 (gegenüber des Kreishauses), zu sehen.