Gevelsberg. Das Therapiezentrum Appelbaum in Gevelsberg hat ein Bewegungs- und Sprachförderprojekt für ukrainische Kinder gestartet. Das steckt dahinter.

Entspannt und mit strahlenden Augen toben die ukrainischen Kinder auf den Matten herum. Im Hintergrund laufen Kinderlieder. Es fliegen bunte Tücher durch die Luft, die Mädchen verstecken sich unter ihnen. Momente der Unbeschwertheit, in denen die Kleinen ihre Seele baumeln lassen können und für einen Moment das erlebte Kriegsgeschehen in ihrer Heimat vergessen dürfen.

Sicherheit, Ruhe, Frieden und vor allem Spiel und Spaß seien die wohl wichtigsten Dinge, die die ukrainischen Kinder jetzt so dringend bräuchten, bringt es Dörte Appelbaum, Inhaberin und verantwortliche Geschäftsführerin vom Therapiezentrum Appelbaum in der Hagener Straße 100 in Gevelsberg, auf den Punkt.

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Jeden Tag erreichen ukrainische Kinder und ihre Familien Deutschland. Der Krieg in ihrer Heimat und die Flucht haben viele von ihnen traumatisiert. Ausgelöst nicht nur durch Beschüsse und direkte Kriegserlebnisse, sondern auch durch den anhaltenden Hunger und Kälte oder den Verlust des Zuhauses. „Wir wollten schon immer etwas Soziales auf die Beine stellen“, erzählt die Ergotherapeutin und Heilpraktikerin. Zunächst stand bei ihr und ihrem Team der Naturschutz im Vordergrund. „Doch dann kam der 24. Februar und mit ihm dieser unfassbare Angriff auf die Ukraine.“

Kooperation mit Stadt Gevelsberg

Schnell war allen klar, hier werde mit Sicherheit dringend Hilfe benötigt. Es entstand die Idee zu einem kostenlosen Bewegungs- und Sprachförderprojekt, welches man gemeinsam mit dem Büro für Vielfalt und Zukunftschancen der Stadt Gevelsberg entwickelte und bei dem „wir den manchmal traumatisierten Kindern im Alter zwischen drei und sechs Jahren, unter fachlicher Leitung an sechs Terminen einen sicheren Raum bieten, wo sie Spaß haben, aber auch eine motorische und sprachliche Förderung erhalten“.

Ergo-, Stimm- und Sprachtherapie

Das Therapiezentrum Appelbaum in Gevelsberg deckt nach eigenen Angaben seit 2001 alle Fachbereiche der Ergotherapie sowie seit 2009 die der Stimm- und Sprachtherapie ab.

Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung gehören ebenso zum Portfolio des Teams wie Neurolinguistisches Programmieren. Das Therapeutenteam setzt sich aus neun Ergotherapeuten und -therapeutinnen, zwei Stimm- und Sprachtherapeutinnen sowie drei Logopädinnen zusammen.

Wer sich darüber hinaus über das Therapiezentrum Appelbaum informieren möchte, kann das im Internet tun unter der folgenden Adresse: www.therapiezentrum-appelbaum.de

Dörte Appelbaum erzählt, dass es beim ersten Aufeinandertreffen zunächst einmal um das persönliche Kennenlernen ging und darum, ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Zudem wurde versucht, den ukrainischen Kindern auch ihre ersten deutschen Worte beizubringen. Alles unter der Prämisse, dass sie Spaß haben und keinerlei Zwang verspüren. Ihr Blick geht dabei in Richtung der Kinder, die inzwischen ihrer Kreativität freien Lauf lassen und mit Begeisterung ein Bild ausmalen. „Es kann noch so einen genauen Ablaufplan geben, am Ende kommt es jedoch immer auf die Situationen an.“

Verschiedene Themengebiete

Und dem Team des Therapiezentrums ist es wichtig, dass sich ihre kleinen Schützlinge willkommen und wohlfühlen. Es geht ums Ankommen, unterstützt mit einfachen Worten. Und dies will man durch unterschiedliche Themengebiete wie zum Beispiel Nahrungsmittel, Kleidung oder Musik, den geflüchteten Kindern vermitteln. Sie sollen möglichst schnell ein einigermaßen normales Leben führen können und neue Freundschaften und Kontakte mit Gleichaltrigen knüpfen.

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Es sei das Spielerische im Alltag, so erklärt Dörte Appelbaum, bei dem man eine Sprache rasch erlernt und Integration gelingt. Hinzu käme, dass viele Bewegungsspiele noch mehr Spaß machen, wenn man mit vollem Körpereinsatz dabei ist. Hüpfen, rennen, alles schütteln – dies gehöre zum natürlichen Bedürfnis und „hilft einem Kind seine Motorik zu schulen und gesund zu wachsen“. Außerdem tut es den Kindern gut, zu malen, zu spielen und sich ablenken zu können.