Ennepetal. Er musste lange darauf warten – nun konnte der Ennepetaler Friedenspreisträger 2020, Axel Meier, seine Auszeichnung endlich entgegen nehmen.

Am 6. September 2020 gab das Kuratorium Ennepetaler Friedenspreis bekannt, dass Axel Meier einstimmig als Preisträger für das Jahr 2020 gewählt worden sei. Am Mittwochabend, 27. April 2022, durfte der so vielfältig sozial engagierte Friseurmeister aus Voerde die Auszeichnung endlich entgegen nehmen – und das in einem ungewöhnlichen, aber passenden Rahmen.

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Die große Verzögerung war – natürlich – der Corona-Pandemie geschuldet, die es in den Vorjahren verhinderte, die Verleihung wie sonst üblich am Volkstrauertag vorzunehmen. Um Axel Meier angemessen würdigen zu können und nicht noch eine weitere Verleihung vor sich her schieben zu müssen, hatte das Gremium sogar entschieden, für 2021 keinen Friedenspreis zu vergeben. Nun erhielt Axel Meier die Auszeichnung im Rahmen einer Vortragsveranstaltung der Kulturgemeinde, in der er selbst der Protagonist war. In der Aula des Reichenbach-Gymnasiums berichtete er über Schildkröten, denen er sich seit vielen Jahren mit großer Leidenschaft widmet. Nicht zuletzt war seine Unterstützung beim Aufbau eines Schildkrötenzoos auf Sansibar als eines der Projekte herangezogen worden, die jeweils für sich und erst recht in ihrer Gesamtheit für friedenspreiswürdig befunden wurden.

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Der Kuratoriumsvorsitzende Wilhelm Wiggenhagen bedankte sich bei der Vorsitzenden Beatrix Adam und ihrem Mann Arno, dass die Kulturgemeinde die Verleihung in dieser Form möglich gemacht habe. Als er sich mit der Bitte an die beiden gewandt habe, habe er „eine große Bereitschaft gespürt, uns in dieser besonderen Situation ohne Wenn und Aber zu unterstützen“, so Wiggenhagen.

In seiner Laudatio schilderte der ehemalige Bürgermeister das eher im Stillen vollzogene soziale, rein ehrenamtliche Engagement von Axel Meier. So habe der Friseurmeister in seinem Salon einem Flüchtling aus dem Kosovo schon 2016 eine Ausbildung ermöglicht – heute sei derjenige fest angestellt und mache einen richtig guten Job. Auch einer jungen Nepalesin habe er einen Ausbildungsplatz geboten, sie arbeite inzwischen im Friseursalon Rüggeberg in Schwelm. Wiggenhagen schilderte auch, wie er 2010, als damals erst kurz amtierender Bürgermeister, von Axel Meiers Engagement auf Jamaika erfahren habe. Der Voerder hatte nach einem Urlaub auf der Karibikinsel bereits 2006 den Verein Jamaica-Godfather gegründet, um Kindern dort den Schulbesuch und ein regelmäßiges Mittagessen zu ermöglichen. In den 14 Jahren Vereinstätigkeit habe Jamaica-Godfather etwa 240 Kinder bis zur Volljährigkeit unterstützt, berichtete Wiggenhagen.

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Auch für den Wuppertaler Verein „Kinder in Afrika“ war Axel Meier tätig und unterstützte mit ihm die „Chain Foundation Uganda“, die ein Kinderdorf gegründet hatte. Der Friseurmeister förderte mit Material und Fachkunde die dortige Friseurausbildung. Und dann gebe es noch sein Hobby Schildkröten, so der Kuratoriumsvorsitzende. Bei einem Urlaub auf Sansibar hatte Axel Meier von der Einrichtung eines Schildkrötenzoos auf der Insel erfahren. Dadurch sollte den Menschen dort ein Zusatzeinkommen ermöglicht werden. Axel Meier stellte fest, dass die Haltung der Tiere nicht artgerecht war und brachte sein Knowhow beim Umgang mit den Tieren ein. „Mittlerweile ist der Schildkrötenzoo in Sansibar eine Erfolgsgeschichte“, betonte Wilhelm Wiggenhagen.

Mitarbeit in Sansibar möglich

Interessierte, die zwei oder drei Wochen im Nationalpark auf Sansibar ehrenamtlich mitarbeiten möchten, können sich bei Axel Meier melden. Sie sollten dort gärtnerisch tätig sein oder bei der Aufforstung helfen, bei Sprachkenntnissen auch Zooführungen durchführen. Auch in der Schneiderei (Nähmaschinen stehen bereit) ist ein Arbeitseinsatz möglich. Wohnen können sie dort im Zimmer von Axel Meier im Empfangsgebäude.

Die Tierwelt in Meiers Garten in Voerde können Eltern mit Kindern besichtigen. Axel Meier lacht, als er sagt: „Eintrittsgeld? Ja, eine Tüte voll mit Löwenzahn!” – Futter für einige Tiere.

Die aufgeführten Aktivitäten seien nur ein Bruchteil von Axel Meiers Engagement, das man problemlos als friedensstiftend und friedenserhaltend bezeichnen könne, sagte Wiggenhagen im Namen des Kuratoriums. In jedem Gespräch mit ihm erfahre man weitere Projekte und Ideen. „Für all das ist ,nur’ ein Friedenspreis schon fast zu wenig.

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„Ich bin der Kulturgemeinde sehr dankbar, dass sie uns die Möglichkeit eingeräumt hat, diese Ehrung anlässlich seines heutigen Vortrags vornehmen zu können“, hatte Bürgermeisterin Imke Heymann zu Beginn der Feierstunde gesagt. Axel Meiers Liebe zu Schildkröten sei ein wesentlicher Bestandteil seines friedensstiftenden Wirkens. Der Preisträger sei keiner, der wegschaut. „Er hat auf seinen Reisen die Armut gesehen, die Kinder ohne Hoffnung auf eine selbstbestimmte Zukunft. Und er wusste, dass sich etwas ändern muss. Dass er etwas ändern muss. Und dafür ist Bildung der Schlüssel.“ An den Preisträger gerichtet sagte Heymann: „Du lieber Axel Meier verdienst für Deine Lebensleistung unseren Respekt und unsere Anerkennung. Dafür erhältst Du zu Recht die höchste Auszeichnung, die in der Stadt Ennepetal vergeben wird.“