Ennepetal. Die Auszubildenden von Frisör Axel Meier sind recht neu in Deutschland. Warum ihre Anstellung ein Gewinn für alle Beteiligten ist.
Einfach „Frisörladen“ nennt Axel Meier seinen Salon auf der Lindenstraße. Der Friseurmeister, der aus einer alteingesessenen Voerder Familie stammt, ist im „Dorfleben“ aktiv, aber er denkt weit über Grenzen hinweg, international. Samir, der Flüchtling aus dem Kosovo, lernte drei Jahre lang das Friseurhandwerk bei Axel Meier und hat jetzt den Gesellenbrief erworben. Der heute 31-Jährige gehört nun als Friseur zum Team des „Frisörladens“.
Ausbildung zum Wunschberuf
So soll auch es auch Pooja und Umud ergehen. Die 27-jährige Pooja aus Nepal und der 20-jährige Umud aus Aserbaidschan lernen derzeit bei Axel Meier das Friseurhandwerk. Umud ist aus seiner Heimat geflüchtet, Pooja, die Nepalesin, kam als Au Pair-Mädchen nach Deutschland, um Sprache und Kultur bei Gastfamilien kennenzulernen. In Rüggeberg war sie so zuletzt tätig. Jetzt erfüllt sie sich ihren Wunsch, Friseurin zu werden. Der erfahrene Ausbilder Axel Meier urteilt: „Auch für die beiden sieht es gut aus. Sie sind höflich und zuvorkommend und wollen auch viel lernen.“
Es war im Jahr 2014, als Axel Meier mit befreundeten Nachbarn zusammensaß. „Wir sprachen über die ankommenden Flüchtlinge und waren uns einig: wir müssen was tun.“ Gerade war eine kleine Wohnung des Meisters freigezogen worden. „Dort könnte doch ein Flüchtling wohnen“, hieß es.
Kontakt mit Flüchtlingshilfe
Axel Meier nahm Kontakt mit der Stadtverwaltung auf und sprach auch mit der in der Flüchtlingshilfe tätigen Petra Backhoff. Der Kontakt mit Samir aus dem Kosovo kam zustande. Nach vielen Gesprächen zog der junge Mann in die Lindenstraße. „Da hatte er mit dem Friseurberuf noch nichts zu tun, er war in einem Dentallabor tätig, aber nicht sehr glücklich“, so formuliert es Axel Meier.
Hilfe für Schulkinder auf Jamaika
Schon seit vielen Jahren unterstützt Axel Meier mit seinem Verein „Jamaica-Godfather e.V“ Schulkinder auf Jamaika.
In diesem Jahr besuchte der Friseurmeister auch Afrika und unterrichtete in Uganda junge Frauen, die das Friseurhandwerk lernen.
Sie interessierten sich vor alle für europäische Frisuren, da sie in Touristen-Hotels arbeiten wollen.
Bei Samir reifte der Wunsch, Friseur zu werden. Seine Wohnung im Hause Meier hatte er sich schon eingerichtet, viel selbst gestaltet. Mit Zustimmung der Behörden konnte Samir noch einmal beruflich starten. Das Ausländeramt bei der Kreisverwaltung in Schwelm stimmte zu. Es ist für Samir ein erfolgreiches Durchstarten geworden. Axel Meier und seine befreundeten Nachbarn kümmerten sich auch am Feierabend um Samir. „Er wirkte oft traurig, von Angst geprägt, wie auf Besuch hier!“ schildert Axel Meier, aber auch, wie sich Samir langsam veränderte. „Ich habe mehrere Aquarien. Eines Tages kaufte er sich auch eins. Für mich war das ein Zeichen, dass es ihm besser ging.“ So war es wohl auch.
In Ennepetal Freunde gefunden
Samir, der mehre Sprachen spricht, darunter auch Deutsch, hat mittlerweile in Ennepetal einen Freundeskreis gefunden. „Ich fühl mich wohl“, sagte er beim Besuch dieser Zeitung. Zwei Brüder, die im Kosovo leben, haben ihn schon besucht. Seine Eltern habe Samir seit seiner Flucht über Ungarn nicht gesehen. Aber wenn alles gut geht, dürfe er bald mit deutschen Papieren reisen. Dann ist Samir richtig in Deutschland angekommen, hat ein neues Zuhause gefunden.
Umud ist noch nicht soweit. Der Ausbildungsvertrag mit Axel Meier rettete ihn vor der Abschiebung, sechs Tage vor dem Termin. Integrationshelfer und die Handwerkskammer Dortmund setzten sich für den Aserbaidschaner ein. „Ich hatte eine Bedenkzeit von 24 Stunden“, erzählt Axel Meier. Ich entschied mich für Umud.“ Der junge Mann lebt in Hagen in einer Wohngemeinschaft. Axel Meier weiß von der großen Armut, unter der die meisten Menschen in Aserbaidschan leiden. Der Friseurmeister, dem Kollegen manchmal attestieren, ein Helfer-Syndrom zu haben, ist durchaus kritisch. „Mit einem jungen Flüchtling aus dem Irak hat es nicht funktioniert.“
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Von seinen Kunden hat Axel Meier nach seinen Worten noch nie Unmut über seine „Flüchtlingshilfe“ gehört. Die jungen Leute aus Nepal, Aserbaidschan und dem Kosovo haben alle Deutsch gelernt und sprechen auch untereinander so. Der professionelle Umgang mit Kamm, Schere und Fön verbindet in Voerde Menschen aus den unterschiedlichsten Kulturkreisen.