Schwelm. Jetzt kann Investor Marcus Lusebrink am Schwelmer Bahnhof richtig loslegen. Die Beschlüsse für den Mobilitätsknotenpunkt sind gefasst.
Als die Hände im Ratssaal in die Luft gingen, war klar: Hier ist nach 15 Jahren ein ganz entscheidender Schritt passiert, damit Investor Marcus Lusebrink den Schwelmer Bahnhof vom Schandfleck zum Schmuckstück transformieren kann. Ganz entscheidend dafür, dass der Inhaber der Tepass-und-Seitz-Gruppe den Bahnhof zu einem visionären Mobilitätsknotenpunkt entwickeln kann, ist der Verkauf städtischer Grundstücke an ihn. Nach zähem Ringen steht nun ein Beschluss, den die Schwelmer Politik mit breiter Mehrheit gefasst hat und der vor allem eines lässt: Luft für die Detailplanung.
Das Projekt
Marcus Lusebrink und sein Team wollen den Bahnhof dazu nutzen, in Schwelm einen Mobilitätsknotenpunkt zu errichten, der so etwas wie ein Blick in die Zukunft ist, der gelebte Mobilitätswende ist. Hier treffen bislang schon S- und Regionalbahnen auf die Linienbusse der VER und auf den Individualverkehr. Lusebrink wird zusätzlich so etwas wie moderne Anrufsammeltaxen anbieten, die auch per App zu bestellen sein sollen. Außerdem soll der Bahnhof Standort für ein modernes Carsharing-System werden.
Die Flotte dazu bringt der Autohausbesitzer quasi schon mit. Dazu kommen Ladestationen für Elektroautos und E-Bikes, sichere Verwahrmöglichkeiten für Fahrräder, Rücksichtnahme auf ausreichende Parkplätze für die vielen Pendler, die von Schwelm aus zur Arbeit, in die Uni oder die Schule starten. Die Taxizentrale und die On Demand-Verkehre, die die VER plant, runden das Angebot ab. Fußwege sollen für die Umstiege zwischen den einzelnen Abstufungen des Linienverkehrs und maximal individualisierten Möglichkeiten so sinnvoll wie eben möglich angelegt werden, damit die Menschen dieses Projekt auch annehmen.
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Besondere Aufmerksamkeit erfährt der Park vor dem Bahnhof. Dort soll einmal ein Jugendsportpark entstehen, außerdem will Lusebrink eine direkt an den ZOB angrenzende Fläche nutzen, damit die Menschen überdacht vom Bus in andere Verkehrsmittel umsteigen können. Bedenken, dass durch Versiegelung Natur zerstört und klimapolitischen Zielen der Stadt Schwelm zuwider gehandelt werden, begegnete Bürgermeister Stephan Langhard: „Wir werden sehr sorgsam und sehr genau überlegen, was wie gebaut wird. Es wird auf keinen Fall einfach versiegelt“, versprach das Stadtoberhaupt.
Der Bahnhof
Einen Bahnhof mit derart exzellenten Verbindungen wie den Schwelmer haben Städte mit etwa gleicher Einwohnerzahl kaum zu bieten. SPD-Fraktionsvorsitzender Thorsten Kirschner teilte mit, dass der Bahnhof bei der Deutschen Bahn als einer der Preisklasse 3 geführt werde. „Das ist die gleiche Kategorie wie Mühlheim an der Ruhr oder Marburg.“ In der Tat: Direkte Verbindungen nach Köln, Düsseldorf und Dortmund zeigen, wie exzellent der Schwelmer Bahnhof vor allem in die umliegenden Metropolen vernetzt ist. Auch das Gebäude selbst um das direkte Umfeld sollen eine erhebliche Aufwertung erfahren.
Die Politik
Der Rat der Stadt Schwelm hat beschlossen, die Grundstücke an Lusebrink zu verkaufen, und die Verwaltung damit beauftragt sicherzustellen, dass diese Grundstücke ausschließlich für Belange des Mobilitätsknotenpunktes genutzt werden. Die Entwicklung und die Umsetzung sollen zeitnah geschehen, die Verwaltung parallel ein Verkehrskonzept für die Stadt Schwelm ausarbeiten, das den Mobilitätsknotenpunkt berücksichtigt.
Außerdem soll sie mit Marcis Lusebrink alternative Planungen prüfen und möglicherweise sinnvolle Vorschläge an den Investor herantragen. Letzter Punkt des vielteiligen Beschlusses: „Soweit auf Ebene der Verwaltung und des Investors ein grundsätzlicher Konsens über die erarbeiteten Szenarien und die Zeitschiene besteht, sollte die endgültige Verkehrsplanung in Auftrag gegeben und abschließend im Fachausschuss beraten werden.“ Unisono sprachen die Politiker Marcus Lusebrink als Schwelmer Bürger ihren Dank für sein Engagement aus. Der scharrt schon mit den Hufen, weil er für sein Projekt noch im ersten Quartal dieses Jahres Fördergelder beantragen will. Auch dafür hat der Beschluss nun den Weg frei gemacht.