Redaktionsleiter Stefan Scherer blickt mit Bedenken auf den Grünen-Chef, der Kritikern an der Schwelmer Politik den Mund verbieten will.
Für Verwunderung sorgte der Fraktionsvorsitzende der Schwelmer Grünen, Marcel Gießwein, als er in die Bütt stieg, um seinem Ärger über die Diskussionen zu dem Bahnhofsthema einmal Luft zu machen. Diese Zeitung könne schreiben, was sie wolle, der Bericht über die vergangene Sitzung entspräche jedoch nicht der Realität. Die Menschen, die auf Facebook kritisch über das Thema diskutierten, richteten „mitunter erheblichen Schaden an und der ist schwer zu kitten“. Auch die FDP und die Linken, die im Haupt- und Liegenschaftsausschuss der Vorlage der Verwaltung kritisch gegenüber standen und alternative Vorschläge auflisteten, sollten lieber – wie er selbst – davon ausgehen, dass „Fachmenschen planen, die wissen, was sie tun.“ Nicht zuletzt bekamen auch noch die Bürger ihr Fett weg, die zuvor in der Bürgerfragestunde an Politik und Verwaltung ihre Bedenken geäußert hatten, dass beim Bau des Jugendsportparks Flächen versiegelt werden könnten. „Ich als Vorsitzender des Jugendhilfeausschusses weiß nichts von versiegelten Flächen“, blaffte er in Richtung der Leute im Zuschauerraum.
+++ Schwelm, Gevelsberg, Ennepetal: Nichts mehr verpassen mit unserem kostenfreien Newsletter +++
Ob es ein Versehen, fehlende Souveränität, Arroganz oder ein totalitäres Verständnis von Politik und Machtausübung war, das den Grünen-Chef dazu veranlasste, in tiefstem Sinne antidemokratisch jede Kritik an der von ihm bevorzugten Variante ersticken zu wollen und sogar Bürger anzugehen, die einfach nicht über die Informationen des Polit-Insiders verfügen – diese Frage stellten sich einige im Zuschauerraum des Schwelmer Ratssaals. Das Fazit seiner Rede kann nur lauten, die Menschen in der Stadt sollten die Politiker einfach mal machen lassen.
Was dabei mitunter ‘rauskommt, wenn die Politik und die Verwaltung einfach mal machen, haben die Schwelmer jedoch während der vergangenen 15 Jahre am Bahnhof gesehen, auf dem Zassenhausgelände, auf der Brauereibrache, bei der Altstadtsatzung (Stichwort Außengastronomie), bei der Ausweisung von Gewerbe- und Industrieflächen, beim Bau eines Kunstrasenplatzes. Die Liste ließe sich fortführen. Die oft katastrophalen Wege zu den heute – auch nur teilweise – existierenden Lösungen gereichen der Schwelmer Lokalpolitik sowie der Stadtverwaltung unter wechselnden Bürgermeistern kaum zur Ehre und erst Recht nicht dazu, wie Marcel Gießwein von oben herab auf Menschen zu blicken, die sich für Entwicklungen in ihrer Stadt einsetzen, Dinge kritisch hinterfragen und darüber diskutieren wollen. So zerstört der Grünen-Chef das Vertrauen der Schwelmer in die Mitglieder des Stadtrats und erweist der gesamten Schwelmer Politik einen Bärendienst.