Schwelm. Bremst die Schwelmer Politik ein Leuchtturmprojekt am Schwelmer Bahnhof aus? Zumindest ufert die Diskussion zu den Beschlüssen massiv aus.

Dass am Bahnhof dringend etwas passieren muss, da sind sich alle einig. Dass der Schwelmer Marcus Lusebrink, der das Gebäude und die dazugehörigen Grundstücke gekauft hat, um dort einen visionären Mobilitätsknotenpunkt (wir berichteten) zu errichten ein Glücksfall für die Entwicklung dieses Schandflecks ist, darüber herrschen nach fast 20 Jahren der Verwahrlosung auch keine zwei Meinungen. Diese Einigkeit hielt die Politiker des Schwelmer Liegenschaftsausschusses und des Hauptausschusse jedoch nicht davon ab, sich zwei Stunden exakt um dieses Thema zu streiten.

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Ursprünglich hatte die Verwaltung eine Vorlage zum Verkauf weiterer Flächen an Marcus Lusebrink und mit den Eckpfeilern des Projekts als Dringlichkeitsentscheidung bereits im vergangenen Jahr beschließen lassen wollen. Nach Intervention der FDP mündete dies in der Sitzung vom Donnerstag und einer Ratssitzung in der kommenden Woche. Mit einer Debatte war zu rechnen, doch wie diese sich gestaltete, damit hatten die Beobachter so nicht im Vorfeld gerechnet.

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Den Anfang nahm eine lange Kontroverse mit dem Vortrag des FDP-Mannes Uwe Hugendick. Der Architekt hatte Alternativpläne zur Aufteilung der Grundstücke, zur Straßenführung, zu den Parkmöglichkeiten erstellt. Aus Sicht der Liberalen eine der entscheidenden Geschichten dabei: Im Gegensatz zur Vorlage der Verwaltung bliebe der Park vor den Bahnhof bestehen. Während inhaltlich nur eine rudimentäre Auseinandersetzung zur Vorlage der Verwaltung oder den Alternativplänen stattfand, war dies jedoch der Auftakt für die versammelte Politik, sich zwei Stunden lang in Vorwürfen zu ergehen, wer sich an welcher Stelle im Prozess falsch oder zumindest nicht korrekt verhalten habe.

Der Bahnhof Schwelm mit rotem Bahnhofsgebäude und Busbahnhof mit Solardach sowie der Park und die angrenzenden Straßen und Parkflächen sind Mittelpunkt der Diskussion.
Der Bahnhof Schwelm mit rotem Bahnhofsgebäude und Busbahnhof mit Solardach sowie der Park und die angrenzenden Straßen und Parkflächen sind Mittelpunkt der Diskussion. © www.blossey.eu | Hans Blossey

Ob die Politik überhaupt so viel Einfluss auf die konkrete Ausgestaltung des Projekts nehmen kann, wie die Pläne vermuten lassen, sei ohnehin dahingestellt, denn das Heft des Handelns liegt maßgeblich in den Händen des Bahnhofsbesitzers Marcus Lusebrink. Dessen Meinung war im Ausschuss nicht gefragt. „Er wird allerdings in der Sitzung des Stadtrats am kommenden Donnerstag zu dem Projekt sprechen“, teilt Bürgermeister Stephan Langhard mit.

Lusebrink – Inhaber der Tepass und Seitz-Gruppe – will am Bahnhof einen modernen, zukunftsorientierten Mobilitätsknotenpunkt errichten. Die Schiene trifft auf Pkw-Verkehre, auf Linien-Busse, auf Fahrräder, auf On-Demand-Angebote und auf Taxen sowie Fußgänger. Dafür sind Umsteigewege zu bedenken, Fahrtwege, Taktungen, Parkplätze, Ladestationen für Autos, Fahrräder und natürlich Ausbaumöglichkeiten für die Zukunft. „Dies ist ein Leuchtturmprojekt, das auf Großstadtniveau spielt“, sagt Bürgermeister Stephan Langhard.

Investor fordert Beschlüsse

Das heißt aber nicht, dass Marcus Lusebrink noch lange Zeit hat. „Der politische Beschluss ist vom vergangenen Sommer mehrfach verschoben worden. Da muss jetzt auch mal etwas passieren.“ Er will für das ambitionierte Projekt nämlich Fördergelder beantragen. Dies, so betont er, müsse im ersten Quartal dieses Jahres geschehen, ansonsten würde für diese Fördermöglichkeit ein weiteres knappes Jahr verstreichen.

Welche Pläne und welche Ideen er auf welche Weise am Ende umsetzt, müsse aus seiner Sicht, jetzt noch gar nicht detailliert feststehen. „Ich brauche Beschlüssen für meine Planungssicherheit. Gern höre und schaue ich mir alle Vorschläge an, und was sinnvoll ist prüfen wir auf Machbarkeit. Aber jetzt ist es wichtig, dass wir die nächsten Schritte gehen können, bevor wir in die Detailplanung einsteigen“, sagt Marcus Lusebrink im Gespräch mit dieser Zeitung.

Er hofft darauf, exakt diese Beschlüsse von den Politikern im Schwelmer Stadtrat am Donnerstag zu erhalten.