Schwelm/Ennepetal. Sechs Wochen, nachdem der EN-Kreis das Impfzentrum schließen musste, darf es wieder öffnen. Weitere stationäre Impfeinrichtungen im Kreisgebiet.

Es ist ziemlich genau sechs Wochen her, dass Städte und Kreise – entgegen all der laut vorgetragenen Bedenken – ihre Corona-Impfzentren zum 30. September schließen mussten. Seit Donnerstag ist klar: Diese Fehlentscheidung wird rückgängig, gemacht und das Ennepetaler Impfzentrum soll so bald wie eben möglich wieder öffnen – wenn auch vorerst nur mit zwei Impfstraßen.

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Die Erleichterung im Schwelmer Kreishaus, wo Krisenstab und Pandemieteam seit Monaten alles dafür tun, um so vielen Menschen wie möglich zu impfen, ist riesig, als der „6. Erlass zur Organisation des Impfgeschehens“ aus dem NRW-Gesundheitsministerium unter Karl-Josef Laumann eintrifft. Die wichtigste Nachricht: „Damit macht das Land den Weg für temporäre stationäre Impfstellen frei. Sie können von den Kreisen und kreisfreien Städten eingerichtet werden“,wie Astrid Hinterthür, Leiterin des Krisenstabs des Ennepe-Ruhr-Kreises klar macht. Unterm Strich heißt das: Der Name ist ein neuer, aber in festen Gebäuden wird zu festen Zeiten geimpft – quasi ein Impfzentrum. Und: Die Möglichkeiten steigen sogar.

Lange Wartezeiten am Impfbus

Die Ziele des Landes seien klar: Die Haus- und Betriebsärzte sollen beim Impfen gegen Corona unterstützt und den Bürgern sollen mehr Anlaufstellen geboten werden. Damit verbunden ist die Hoffnung, das Tempo beim Impfen insgesamt zu beschleunigen und für jeden, der möchte, möglichst zeitnah den Weg zur Drittimpfung – dem Boostern – freizumachen. Damit ist aber auch klar, dass die Laumann-Taktik, das Impfen den Ärzten zu überlassen, mit der rasant gestiegenen Nachfrage gescheitert ist.

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Nachdem Laumann den Inhalt des Erlasses Mitte vergangene Woche gegenüber Medienvertretern angedeutet hatte, haben sich die Mitarbeiter der koordinierenden Covid-Impfeinheit des EN-Kreises präventiv mit dem Einrichten und Betrieb einer temporären stationären Impfstelle im Kreisgebiet beschäftigt. Das zahlt sich jetzt aus. „Weil dank des Erlasses nun rechtsverbindlich geregelt ist, dass wir täglich sieben Ärztinnen und Ärzte plus Unterstützungspersonal einsetzen können, können wir unsere Impfangebote konkreter planen“, sagt Jana Ramme, organisatorische Leiterin des Pandemieteams der Kreisverwaltung.

Klar ist bereits: Der Impfbus, der seit Mitte Juli unterwegs ist, und vor dem sich aktuell derart lange Schlangen bilden, dass die Impfwilligen bis zu 90 Minuten in der Kälte warten müssen, bleibt auf der Straße. Hierfür sind zwei Teams eingeplant. Wie bisher werden sie an verschiedenen Orten im Kreisgebiet Station machen. In Zusammenarbeit mit den Städten sollen möglichst warme und trockene Wartebereiche angeboten werden.

Erste Adresse für eine „temporäre stationäre Impfstelle“ ist das Gebäude des ehemaligen Impfzentrums an der Kölner Straße in Ennepetal. „Hier zahlt sich eine Entscheidung aus, die wir im Oktober getroffen haben: Weil für die koordinierende Impfeinheit Büroräume und für Impfstoffe und Materialien des Impfbusses Lagermöglichkeiten benötigt wurden, haben wir seinerzeit den Mietvertrag bis Ende Mai 2022 verlängert. Dabei wurden die vorhandenen Impfstraßen zunächst nicht abgebaut. Unser Kalkül, im Falle des Falles keinen neuen Standort suchen zu müssen und kurzfristig reagieren zu können, geht nun auf“, sagt Jana Ramme.

Der Plan für Ennepetal lautet: Zwei Impfstraßen zu eröffnen und so maximal 300 Impfungen pro Tag verabreichen zu können für bestimmte Berufsgruppen und für Boosterimpfungen der älteren Menschen. Wann es losgehen soll, steht derweil noch nicht fest: „Wir arbeiten an einem sehr kurzfristigen Neustart und werden rechtzeitig über den genauen Zeitpunkt informieren“, sagt die Chefin des Pandemieteams.

Abfrage der Städte läuft

Die übrigen drei Teams, auf die der Kreis auf Kosten des Landes und in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung zurückgreifen kann, sollen zum einen mobil in Pflege- und Eingliederungshilfeeinrichtungen zum Einsatz kommen. Zum anderen stehen sie bereit, um weitere feste Impfstellen in den Städten zu bedienen. Quasi weitere kleine Impfzentren.

„Aktuell läuft eine Anfrage an die Städte. Denkbar sind zum Beispiel Impfstellen in Rathäusern, Schulen, Gemeindehäusern, Veranstaltungszentren oder leerstehenden Ladenlokalen, die regelmäßig genutzt werden können und mit Blick auf Größe, Lüftung und Stromversorgung sowie Toiletten und Barrierefreiheit gewisse Vorgaben erfüllen“, so Ramme.

Während der vergangenen zwei Wochen ist auch durch die zunehmenden Einschränkungen für Ungeimpfte die Nachfrage am Impfbus stark gestiegen. Täglich werden dort momentan mehr als 250 Menschen geimpft. Am Dienstag war die Nachfrage am Schwelmer Kreishaus so hoch, dass kurzfristig ein Sitzungsraum des Kreishauses zur Impfstelle gemacht wurde. Durch die neuen Angebote soll der Andrang am Bus gesenkt werden.