Schwelm/Ennepetal. Das Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises schließt am 30. September. Die Impfstrategie in EN wird danach komplett anders aussehen.

Es ist beschlossene Sache: Das Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises in Ennepetal wird am 30. September ein letztes Mal geöffnet haben und danach für immer geschlossen. Im Kreishaus wird derweil an einer neuen Impfstrategie für EN gearbeitet. Sie hat vor allem die Jüngeren im Visier.

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„Zweihundertachttausendvierhundertsechzig.“ Die Zahl, die Astrid Hinterthür als Leiterin des EN-Krisenstabes und damit mit hauptverantwortlich für die Umsetzung der Corona-Impfkampagne im Ennepe-Ruhr-Kreis nennt, ist so gewaltig, dass man sie besser in Ziffern schreiben sollte: 208.460. Exakt so viele Piekser haben die Mitarbeiter des EN-Impfzentrums seit seinem Bestehen und bis diesem Montag in die Arme der Menschen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis gemacht.

Die bisherige Bilanz des Impfzentrums EN: Bis Montag wurden dort 208.460 Menschen geimpft.
Die bisherige Bilanz des Impfzentrums EN: Bis Montag wurden dort 208.460 Menschen geimpft. © WP | Manuela Nossutta/Funkegrafik NRW

Für die Bevölkerung erstmals geöffnet hatte die Einrichtung im ehemaligen Aldi an der Kölner Straße in Ennepetal am 8. Februar. Der Mangel an Biontech-Impfstoff hatte die eigentlich viel früher geplante Inbetriebnahme von Woche zu Woche nach hinten verschoben. Tatsächlich aktiv war das Impfteam des Kreises aber schon ab Ende Dezember. Damals in kleinen mobilen Einheiten, die sich zu den 42 Altenheimen im Ennepe-Ruhr-Kreis aufmachten, um die besonders vulnerablen Bewohner und das Personal zu impfen. 4980 Biontech-Impfdosen wurden auf diesem Wege bis zum 10. Februar verimpft.

Zu Ostern kam dann die Drive-in-Impfstation in Schwelm als Außenstelle des EN-Impfzentrums dazu. Es war die kreative Antwort des Kreishaus darauf, dass plötzlich mehr Impfstoff zur Verfügung stand, als täglich in Ennepetal verimpft werden konnte. Die pfiffige Idee war NRW-Ministerpräsident Armin Laschet unmittelbar nach der Eröffnung einen viel beachteten Besuch wert. Als die Drive-in-Impfstation Ende Juli schloss, hatten sich bis dahin 45.700 Menschen auf den Weg dorthin gemacht.

Nun also die von der Landesregierung angekündigte Schließung aller 53 kommunalen Impfzentrum in NRW, die auch die Einrichtung in Ennepetal umfasst. „Ja, der 30. September ist der letzte Tag“, bestätigt Astrid Hinterthür. An dem Tag wird noch geimpft und dann die Tür für immer verschlossen. „Wir brauchen dann noch ein paar Tage fürs Ausräumen, und anschließend wird das Gebäude wieder an den Vermieter übergeben“, erklärt die Krisenstabsleiterin den Zeitplan. Anfang Oktober also ist das Impfzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises endgültig Geschichte.

Die Impfkampagne des Ennepe-Ruhr-Kreises ist damit längst nicht vorbei. Im Gegenteil. Nach dem riesigen Run auf jede Impfdose befindet sich das Land aktuell in einer Phase, dass nun auch die erreicht werden müssen, die bisher nicht geimpft werden durften bzw. sollten (zum Beispiel Kinder und Jugendliche), und auch die, die aus den unterschiedlichsten Gründen noch keine Impfung erhielten. Der Weg zur erhofften Herdenimmunität ist lang, und der EN-Kreis ist festen Willens, seinen Beitrag dazu zu leisten, das Ziel möglichst schnell zu erreichen.

Das Kreishaus setzt dabei auf mobile, niederschwellige Impfangebote. Mit dem Impfbus des Ennepe-Ruhr-Kreises gibt es seit Mitte Juli ein entsprechendes Angebot für alle Impfstoffe, mit spontanem Impfen ohne Voranmeldung. In allen neun EN-Städten machte der Impfbus bisher mindestens einmal Station. Bis zum 5. August wurden so 1604 Menschen geimpft. Hinzu kommen 126 Impfungen bei zwei Stationen außerhalb des Kreises (am Kemnader Stausee in Bochum und an der Raststätte Lichtendorf in Schwerte). Vergangenes Wochenende machte der Impfbus Halt bei Möbelhaus Ostermann in Witten, am Montag stand er vor Obi in Schwelm

Der Impfbus soll auch in Zukunft rollen, insbesondere mit dem Ziel, nun auch die Jüngeren zu erreichen. Bereits beschlossen sind Impf-Aktionen an den drei Berufskollegs des Ennepe-Ruhr-Kreises in Ennepetal, Hattingen und Witten. Sie sollen kurz nach den Sommerferien stattfinden. „Wir überlegen darüber hinaus, Impfbus-Aktionen auch an ausgewählten weiterführenden Schulen durchzuführen“, erklärte Astrid Hinterthür.

Die Erfahrungen, die der Kreis bisher mit der Impfung von 12- bis 17-Jährigen machte, sind jedenfalls durchweg positiv. Alle bisher angebotenen 360 Termine an vier Aktionstagen im Impfzentrum in Ennepetal waren innerhalb kurzer Zeit vergeben. „Das Angebot wird sehr gut angenommen. Wir hoffen, nach den Sommerferien weitere Termine anbieten zu können“, sagt die EN-Krisenstabsleiterin.

Noch gibt es von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für die 12- bis 17-Jährigen keine Impfempfehlung. „Das macht es für alle Beteiligten nicht leicht“, weiß auch Astrid Hinterthür. Ihre Haltung dazu: „Eine Impfentscheidung ist etwas sehr persönliches, was Eltern und Kinder untereinander aushandeln. Ich habe den Eindruck, dass Kinder und Jugendliche in dem Alter schon eine Meinung dazu haben. Vom Infektionsgeschehen her muss ich sagen, ist eine Impfung immer sinnvoll. Wir hatten im letzten Jahr insbesondere an Schulen viele Ausbrüche“.

Eindeutig ist ihre Meinung auch zu der momentan viel diskutierten Abschaffung der kostenlosen Schnelltests. „Dazu sage ich ganz entschieden: Ja. Ich erhoffe mir davon, dass viele Menschen, die bisher zu bequem dafür waren, sich dann impfen lassen. Je höher die Herden-Immunität desto besser.“