Schwelm/Ennepetal. Das Gefahrenabwehrzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises könnte absolutes Vorbild in Sachen Klimaschutz werden.

Es hat schon derart viele politische Scharmüzel, Pleiten und Pannen rund um das Gefahrenabwehrzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises gegeben, dass wohl niemand ernsthaft geglaubt hat, das Projekt, das ursprünglich im Jahr 2019 abgeschlossen sein sollte, könnte an irgendeiner Stelle so etwas wie Vorbildfunktion erlangen. Doch wie aus dem Nichts taucht exakt dieses Millionen-Projekt wieder auf der politischen Tagesordnung auf und setzt eine ganz besondere Duftmarke: Als erstes Gebäude, das die öffentliche Hand im Ennepe-Ruhr-Kreis baut, wird hier der Klimaschutz tatsächlich detailliert und ernsthaft wie niemals zuvor bei den Planungen berücksichtigt. Diese beinhalten sogar schon Aussagen zum Abriss.

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Bis das Gebäude, von dem bislang nicht einmal eine öffentlich einsehbare Zeichnung existiert, allerdings wieder fällt, werden wohl mindestens 50 Jahre vergehen – der Abschreibungszeitraum solcher Projekte betrug in der Vergangenheit zumeist 80 Jahre. Doch völlig egal, wann das der Fall sein soll – setzt der Ennepe-Ruhr-Kreis seine ambitioniertesten Pläne um, so wird die Generation, die sich der Immobilie entledigt, diese komplett recyceln können.

„Die Fassade wird rückbaubar gestaltet. Durch die Vermeidung von Verklebung von Materialien können diese nach der Demontage des Gebäudes wiederverwendet werden. Beispielsweise können Abdichtungen mit Befestigungsschienen festgeklemmt werden. Dadurch fungiert das Gebäude auf lange Sicht als ein Rohstoffspeicher“, heißt es in der Vorlage, die nun im Bauausschuss des Ennepe-Ruhr-Kreises Thema war.

Teppichboden aus Fischernetzen

Gleiches gilt für den Innenausbau. Unter Verwendung natürlicher Materialien wie Fliesen, Kautschuk, Sichtbeton oder Akustik-Wänden aus Holz soll auch dieser potenziell komplett rückbaubar sein.

Grundsätzlich sollen bereits beim Bau recycelte, recycelbare und vor allem natürliche Materialien verwendet werden. Ein Beispiel für recycelte Materialien findet sich in der Beschlussvorlage: „Insbesondere in den Leitstellenbereichen wird mit Teppichboden geplant. Dieser kann beispielsweise aus Fischernetzen und Restgarnen produziert werden, um Materialien dem Produktionskreislauf wieder zurückzuführen.“ Die Planungen laufen zunächst vollkommen offen, noch sind weder die konkreten Vorteile für die Umwelt noch der Kostenvergleich zum konventionellen Bauen berechnet worden. Ausschussvorsitzender Oliver Flüshöh sagt auf Nachfrage dieser Zeitung: „Wir diskutieren das Thema zunächst ohne Grenzen. Am Ende muss aber gerade bei einem solchen Gebäude der Dreiklang aus Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Funktionalität stimmig sein.“

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Dazu gehören auch technische Bereiche, bei denen gut abgewogen werden muss. Beispiel: Eine Klimaanlage ist extrem klimaschädlich. Wie sinnvoll ist es, den Menschen, die möglicherweise über Leben und Tod entscheiden, kein perfektes Arbeitsumfeld zu bieten? Und wer vom den hart umkämpften Feuerwehrleuten bewirbt sich noch beim EN-Kreis, wenn solche Soft-Skills andernorts besser sind? Wie auch immer diese und noch ungezählte weitere Fragen am Ende beantwortet werden, hätte doch kaum jemand gedacht, dass ausgerechnet dieses Projekt einmal eine Vorbildfunktion für viele weitere Immobilien erhalten könnte.