Schwelm. Das Gefahrenabwehrzentrum des Ennepe-Ruhr-Kreises wird nicht vor Ende 2025 bezogen. Neue Gesetze und Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie.
Es war längst dunkel, als Kreisdirektorin Iris Pott an jenem langen Sitzungsabend im Frühjahr 2016 der Politik einen ambitionierten Zeitplan für einen Neubau vorlegte und der versammelten Politik einschärfte, dass die Kreisleitstelle der Feuerwehr auf ihre Arbeitsunfähigkeit hin zusteuert. „Die Firma Siemens stellt die technische Unterstützung ein. Die Nachfolgetechnik passt platzmäßig nicht ins Kreishaus.“ Aus diesem hieß es ein paar Wochen später dann: „Noch laufen alle Notrufe mit der Nummer 112 im Schwelmer Kreishaus auf. In spätestens drei Jahren soll die Kreisleitstelle aber an einen neuen Standort umgezogen sein.“ Das wäre Anfang 2019 gewesen.
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Seitdem ist das Projekt massiv gewachsen, es geht derweil um ein Gefahrenabwehrzentrum, und klar ist seit wenigen Tagen: Die Leitstelle der Feuerwehr wird weitere Jahre an vielen Stellen improvisieren müssen, denn: „Mit einer Inbetriebnahme des Gefahrenabwehrzentrums ist derzeit nicht vor Ende 2025 zu rechnen“, teilt die Verwaltung des Ennepe-Ruhr-Kreises in ihrer Vorlage mit. Wer während der vergangenen Jahre die Neubauten der öffentlichen Hand beobachtet hat, liegt mit Sicherheit nicht falsch, wenn er davon ausgeht, dass das nicht das letzte Eröffnungsdatum ist, das genannt wird. Ähnliches gilt selbstverständlich für den Kostenrahmen. Die bislang veranschlagten 35 Millionen Euro als Obergrenze für den Neubau am Strückerberg werden nach den jüngsten Entwicklungen nicht einmal mehr ansatzweise auskömmlich sein. Laut Kreisverwaltung ist derzeit nicht einmal eine grobe Kostenschätzung möglich, was auch darin begründet liegt, dass die Verwaltung nun mit mehreren Varianten plant.
Deutlich mehr Platz benötigt
Kurzer Rückblick zur Einordnung der aktuellen Entwicklungen: Aus dem Neubau für die Kreisleitstelle ist die Planung für ein Gefahrenabwehrzentrum für den gesamten Ennepe-Ruhr-Kreis mit seinen neun Städten erwachsen. Dort soll neben der Kreisleitstelle unter anderem auch die Kreisfeuerwehrzentrale, die bislang in Gevelsberg-Silschede steht, unter einem Dach zusammengeführt werden. Dafür sah eine Machbarkeitsstudie aus dem Jahr 2016 einen Platzbedarf von exakt 10.008 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vor. Vier Jahre später ist klar: Das reicht vorne und hinten nicht. Sollte neben den umfangreichen erweiterten Anforderungen auch alles zur Bekämpfung von Tierseuchen dort gebündelt werden, sind laut ersten Schätzungen des Kreises mindestens 16.000, besser aber etwas mehr als 18.000 Quadratmeter notwendig. Ohne die Tierseuchenbekämpfung würde man mit knapp 15.000 Quadratmetern auskommen.
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Wie berichtet führen neue gesetzliche Vorgaben – unter anderem muss systemrelevante Technik mittlerweile doppelt vorgehalten werden – sowie Erkenntnisse aus der Corona-Pandemie zu den neuen Planungen. Unter anderem werden Besprechungsräume großzügiger geplant, um Abstände auch bei zukünftige Pandemien beispielsweise in Krisenstäben zu gewährleisten. „Weiterer Flächenbedarf wird für das Unterbringen von Sonderfahrzeugen für den Katastrophenschutz reklamiert. Hier hat das Land während der vergangenen Jahre neue Konzepte aufgelegt. Konzepte, die so vor vier Jahren noch nicht absehbar gewesen sind. Auf den Wunsch der Feuerwehren im Kreis gehen die Überlegungen zurück, Fahrzeuge für den Ausbildungsbetrieb sowie Spezialfahrzeuge zentral vorzuhalten. Hierzu könnte beispielsweise eine Mulde zum Löschen von Elektrofahrzeugen ebenso gehören wie Fahrzeuge, die mit Blick auf Waldbrände oder die Trinkwasserversorgung große Wassermengen transportieren“, geht Ingo Niemann, Pressesprecher des Ennepe-Ruhr-Kreises ins Detail.
43 Monate Bauzeit kalkuliert
Wie sieht nun das weitere Vorgehen aus? Die Verwaltung stellt der Politik, die erstmal im Bauausschuss am 6. Dezember über die Thematik berät, folgenden Zeitplan vor: Nun nehmen weitere Planer unter anderem für die Sicherheit ihre Arbeit auf. Die Ausschreibung und Vergabe der noch fehlenden Sonderingenieure Brandschutz und Bauphysik soll bis Februar 2021 abgeschlossen sein. „Bei positivem Beschluss kann mit der Einreichung des Bauantrags Anfang 2022 gerechnet werden“, heißt es in Vorlage des Kreises. Der Bauantrag geht an die Stadt Ennepetal, wo das Grundstück liegt. Dort arbeiten die politischen Gremien und die Verwaltung bereits an einem Bebauungsplan.
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„Für die Stufe 2 Ausführungsvorbereitung und Ausführung muss vor dem Hintergrund des Bauvolumens von einer Laufzeit von mindestens 43 Monaten ausgegangen werden“, steht weiter in der Vorlage. Ob die ausreichen? Auf diesem Wege sind mit Sicherheit noch einige weitere Fragen zu klären. Unter anderem, ob der Platz am Strückerberg ausreicht, welche Entwicklungen es bei den Planungen möglicherweise noch zu bedenken gibt. Ebenso weiß natürlich im Vorfeld niemand, wie sich Preise entwickeln und Ausschreibungen enden.
Fest steht allerdings, dass für Iris Pott bei diesen Fragen kein Druck mehr herrscht. Denn sie wird dann nicht mehr in Amt und Würden als Kreisdirektorin sein. Sie übergibt ihr Amt am Jahresende an Paul Höller, der so seine erste große Aufgabe bereits vor Arbeitsantritt von seiner Vorgängerin erbt.