Gevelsberg. Wie im Bereich der Alten Geer in Gevelsberg regt sich auch gegen ein geplantes Neubaugebiet in Silschede Protest. Darum geht es den Anwohnern.

„Wir fordern die Stadt Gevelsberg auf, die Notwendigkeit dieses Bauvorhabens zu überdenken.“ Der Standpunkt der Anwohner aus den Straßen Am Schlagbaum, In der Schlage und Ellinghauser Weg ist klar. Sie sind mit den Plänen, hinter ihrem bereits bestehenden Wohngebiet etwa 30 neue Baugrundstücke zu erschließen, nicht einverstanden. Ähnlich wie die Anwohner der Unteren Geerstraße, die sich ebenfalls gegen ein geplantes Neubaugebiet in ihrer Nachbarschaft wehren, stoßen die Silscheder sich an der Versiegelung der Natur. Bei einigen herrscht auch die Angst vor, möglicherweise an Kosten für die Erschließung beteiligt zu werden.

„Silschede hat im Moment noch viel Grün“, sagt Anwohnerin Stefanie Hollberg. „Das soll auch so bleiben.“ Das geplante Baugebiet bestehe aus landwirtschaftlicher Nutzfläche, Grünfläche, Feldgehölzen und Sträuchern, auf/in denen viele schützenswerte Tiere lebten, heißt es in einer Stellungnahme der Nachbarschaft. Schon jetzt sei dieser Lebensraum durch die vielbefahrenen Verkehrsachsen Eichholzstraße, Schwelmer Straße und die Autobahn A1 eingeschränkt.

Blick auf die Gewerbegebiete

Mit Blick auf das Gewerbegebiet Silschede Süd und die jüngst durch den RVR wieder ins Spiel gebrachten Pläne für Gewerbe Auf der Onfer befürchten die Anwohner außerdem, ringsherum zugebaut zu werden. Für sie geht die Erschließung des Neubaugebiets mit einer höheren Schadstoff- und Lärmbelastung einher. Zudem sei die Verkehrs- und Parksituation im Einmündungsbereich der Straße Am Schlagbaum schon jetzt angespannt.

Weitere Details zum Neubaugebiet in Gevelsberg-Silschede finden Sie hier.

Wie berichtet soll sich das geplante Neubaugebiet laut Vorentwurf zwischen der Eichholzstraße und dem Ellinghauser Weg quasi wie ein Gürtel um die schon bestehende Bebauung herum erstrecken. Die verkehrliche Erschließung soll nach Angaben der Stadtverwaltung über eine neu anzulegende Straße erfolgen, die kurz vor dem Kreuzungsbereich mit der Eichholzstraße auf die Straße Am Schlagbaum mündet. Das sei eine Reaktion auf Bedenken von Anwohnern, da sich die Straße Am Schlagbaum wegen ihrer relativ geringen Ausbaubreite und des hohen Parkdrucks nur bedingt für eine Erschließung des gesamten Neubaugebietes eigne.

Verkehr als Gefahr für Kinder

Aber auch daran stößt sich ein Teil der Nachbarn. „Mit mir hat keiner gesprochen“, ärgert sich ein Mann. Und nicht nur er fühlt sich vor vollendete Tatsachen gestellt. Ein weiteres Problem, das eine andere Anwohnerin sieht: Im Bereich der geplanten Straßeneinfahrt befindet sich ein altes Gehöft, in dem eine Kinder- , Jugend- und Familienhilfe untergebracht ist. Sie sieht die Kinder und Jugendlichen durch den Verkehr in Gefahr. Kinder spielen aber auch bei einem der Hauptargumente für das Neubaugebiet eine Rolle. So hofft die Stadt, vor allem jungen Familien eine neue Heimat in Gevelsberg bieten zu können.

Politik stimmt für Pläne

Bis auf die Fraktion der Grünen haben im Rat der Stadt Gevelsberg alle Fraktionen für die Aufstellung des entsprechenden Bebauungsplans für das Neubaugebiet in Silschede gestimmt. Die Stadt Gevelsberg spricht von einem immensen Bedarf im Einfamilienhausbereich, auf den sie investitionswilligen Menschen eine Antwort geben müsse.

Die Diskussion im Nachhinein drehte sich auch um die Folgen für die Natur. Die Grünen sehen in den Plänen eine Vernichtung von Lebensraum für viel zu wenig Wohnraum. Auch SPD- und CDU-Fraktion mahnten, im weiteren Verlauf Artenschutzaspekte in den Blick zu nehmen.

Der Silscheder SPD-Ratsherr Bernhard Bösken betonte, dass das Projekt noch am Anfang stehe. „Wir haben uns vor einigen Jahren Gedanken gemacht, wie wir die sozioökonomischen Kennzahlen und die Infrastruktur in Silschede verbessern können“, sagte er. Dabei seien auch potenzielle Baugebiete beschrieben worden. „Es gibt keinen Grund vom jetzt eingeschlagenen Weg abzukommen.“ Bis auf die verkehrliche Erschließung sei alles offen.

„Die Stadt sagt, sie möchte junge Familien locken, aber die kriegen in Silschede kaum einen Kitaplatz“, wundert sich Anwohnerin Stefanie Hollberg darüber. Es würden bereits viele junge Familien in Silschede leben. Sorge vor einer Überalterung der Bevölkerung in Gevelsberg haben die Anwohner nicht.

Unterschriften und Gespräche

„Wir versuchen einfach alles, damit das Dorf erhalten bleibt“, macht Stefanie Hollberg deutlich. Eine andere Frau ergänzt: „Am liebsten wäre uns, wenn gar nicht gebaut würde, aber wenn gebaut wird, dann kleiner.“ Hollberg könnte sich auch vorstellen, dass die Grünflächen hinter dem schon bestehenden Wohngebiet als Ausgleichsflächen für die Erweiterung des Gewerbegebiets Silschede Süd vorgehalten werden.

Gegen die Umsetzung der Pläne am Ellinghauser Weg wollten sie nun Unterschriften sammeln, erklärt Stefanie Hollberg, wie es weitergeht. Ein paar Anwohner berichten, dass sie schon Gesprächstermine mit der Stadt vereinbart hätten.