Gevelsberg. Gegen das geplante Neubaugebiet im Bereich Alte Geer in Gevelsberg regt sich Widerstand. Die Anwohner haben mehrere Probleme mit den Plänen.
Unter Anwohnern regt sich Widerstand gegen die Pläne, zwischen Unterer Geerstraße und der Straße Alte Geer ein Neubaugebiet zu errichten. Dabei sorgt nicht nur der Anschluss an das Verkehrsnetz für Unmut. Auch die Sorge vor einer finanziellen Beteiligung und einem Wertverlust der eigenen Immobilie infolge des Bauvorhabens treibt die Nachbarschaft um.
Die Sorgen der Anwohner
Einig sind sie sich alle: eine Durchgangsstraße darf es für die Anwohner der Unteren Geerstraße nicht geben. Gut 15 von ihnen haben sich am Anfang des Fuß- und Radweges, entlang dessen das Neubaugebiet entstehen soll, an der frischen Luft versammelt. Sie wollen ihren Ärger über das Vorhaben zum Ausdruck bringen. Am liebsten wäre ihnen, wenn es gar kein Neubaugebiet gäbe. Sollten die Pläne aber weiter verfolgt werden, kommt es ihnen vor allem auf das Wie an.
„Eine Einbahnstraße ist verkehrstechnisch Unsinn, weil man dann so oder so die 1,4 Kilometer durch die Untere Geerstraße bis zur Wittener Straße fahren muss“, sagt Anwohner Klaus Brandt in Bezug auf gleich mehrere Varianten der möglichen Erschließung. Sollte sich eine Einbahnstraßenregelung von der Alten Geer in Richtung Untere Geerstraße durchsetzen, steht außerdem die Befürchtung im Raum, dass Auswärtige diese als Abkürzung nehmen könnten. Beispielsweise, um schneller von der Wittener Straße auf die Berchemallee zu kommen.
So oder so: Die Anwohner halten ihre Straße und auch die parallel verlaufende Geerstraße für nicht geeignet, um mehr Verkehr aufzunehmen. Eine Voruntersuchung geht bei circa 26 neuen Wohneinheiten von zusätzlichen rund 150 Kfz-Fahrten pro Tag aus. Für die Anwohner kommt einzig die Erschließung des gesamten Neubaugebiets von der Alten Geer aus in Frage – mit einer baulichen Trennung zur Unteren Geerstraße. Eine Variante, die laut Plan bisher nicht so vorgesehen ist.
Öffentlichkeit soll bald Stellung nehmen können
Der Rat der Stadt Gevelsberg hat neben der Aufstellung des Bebauungsplanes auch die sogenannte frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit beschlossen.
Mit dem frühzeitigen Beteiligungsverfahren sollen von allen Betroffenen und Interessierten zu einem möglichst frühzeitigen Zeitpunkt Stellungnahmen und Hinweise zur weiteren Planungsbearbeitung eingeholt werden.
Die Stadt rechnet Stand jetzt mit dem Beginn des Beteiligungsverfahrens gegen Ende Mai/Anfang Juni.
Mit dem möglichen zusätzlichen Verkehrsaufkommen hängt aber noch eine andere Sorge zusammen, die vor allem die Eigentümer betrifft. Stichwort KAG-Beiträge. Sie befürchten, dass sie sich an den Kosten beteiligen müssen, sollte die Stadt Gevelsberg die Untere Geerstraße ausbauen. Daher rührt auch eine gewisse Verunsicherung, was die Entwässerung des geplanten Neubaugebietes angeht. So gibt es an der Unteren Geerstraße zum Beispiel auch die Befürchtung, anteilig für neue Abwasserkanäle zur Kasse gebeten zu werden, sollten diese nötig sein.
Aber auch die Art Bebauung an sich stößt nicht auf Gegenliebe. Auf ersten öffentlichen Skizzen sind mehrere Häuserreihen zu erkennen. Die Untere Geerstraße ist einreihig bebaut. „Eine einreihige Bebauung wie jetzt schon, könnte ich akzeptieren“, sagt Klaus Brandt. „Für das Siedlungsgebiet Untere Geerstraße gilt eine einreihige Bebauung, eingebunden im Grüngürtel“, erklärt auch Anwohner Gunnar Hoppe.
„Eine mehrreihige Bebauung Alte Geer wirft dagegen viele Fragen auf.“ Das Argument der Stadt, dass durch das Neubaugebiet Wohnraum vor allem für junge Familien geschaffen werde, wollen sie nicht gelten lassen. „Wer will denn garantieren, dass dann junge Familien kommen?“, fragt Dr. Henry Vogel, der ebenfalls an der Unteren Geerstraße wohnt.
Ihn stört zudem, wie einige seiner Nachbarn auch, die Versiegelung der Natur. „Alle sagen, wir wollen mehr Grün und dann kommt das Grün weg und der Radweg wird auch zugemacht“, so Vogel. Er verweist dabei auf schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit, als im Zuge einer anderen Neubaumaßnahme im Bereich Geer unrechtmäßig mehrere alte Bäume gefällt worden waren. Ein Vorfall, der im Nachhinein vor Gericht landete und eine Geldstrafe wegen Sachbeschädigung nach sich zog.
Die Eigentümer an der Unteren Geerstraße haben Angst vor einer Wertminderung ihres Eigentums, sollte das Neubaugebiet realisiert werden. Die Gegner des Vorhabens wollen gegen die Pläne bald Einspruch einlegen. Ob alle zusammen oder jeder für sich, ist dabei noch nicht klar. Sie können sich auch vorstellen, eine Unterschriftenliste zu starten, um ihre Ablehnung zu unterstreichen.
Die Pläne des Investors
Wie berichtet möchte die Rahn Immobilien Management GmbH auf einer Fläche von rund 2,56 Hektar zwischen der Straße Alte Geer und der Unteren Geerstraße 20 bis 24 Einfamilienhäuser bauen. Dabei ist die Rede von modernen Grundrissen, Gartengrundstücken und bestmöglichen Energiestandards. Das Plangebiet umfasst Teile des kleinen Waldstücks und der Wiesen entlang des aktuellen Weges für Fußgänger und Radfahrer, der die beiden Straßen miteinander verbindet.
Die Grün- und Waldflächen sollen nach Angaben der Stadt aber als solche fortgeführt werden. Für die verkehrliche Erschließung gibt es aktuell fünf unterschiedliche Varianten: Die Erschließung aus östlicher Richtung über die Untere Geerstraße, die Erschließung von beiden Seiten aus, die nach Ost und West getrennte Erschließung, die Einbahnstraße von der Alten Geer zur Unteren Geerstraße und die Einbahnstraße von der Unteren Geerstraße zur Alten Geer.
Die Verwaltung der Stadt Gevelsberg bevorzugt laut eigener Aussage Variante 3, also die getrennte Erschließung aus beiden Richtungen. Der Stadtrat hatte gegen die Stimmen der Grünen und bei Enthaltung der AfD für die Aufstellung eines Bebauungsplanes zum Vorhaben gestimmt. CDU-Ratsherr Wieland Rahn hatte als Investor seine Befangenheit erklärt und nicht an der Abstimmung teilgenommen.