Gevelsberg. Ben Boßhammer ist Stufensprecher des Abijahrgangs des Gymnasium Gevelsberg. Er berichtet vom Negativen und Positiven seines letzten Schuljahres.
Corona-Abitur hieß es bereits im letzten Jahr. Von erschwerten Bedingungen bei den Klausuren und ausgefallenen Abschlussfeiern war vielmals die Rede. Rückblickend trifft Corona den diesjährigen Abiturjahrgang noch mal um weiten mehr. Wie belastend die Situation für die Abiturienten war und noch immer ist, erzählt Ben Boßhammer, Stufensprecher des Abiturjahrgangs des Gymnasium Gevelsbergs, im Gespräch mit unserer Redaktion.
Die Pandemie hatte den Schulbetrieb zu einem stetigen Wechselspiel aus Präsenz-, Distanz- und Wechselunterricht gemacht. Das letzte Schuljahr, das von den Abiturienten und Abiturientinnen seit vielen Jahren herbeigesehnt wird und in dem es, neben dem Abschluss, vor allem um eins geht – Feiern und Gemeinschaft –, verlief anders als gewohnt. „Kein Jahrgang zuvor hatte so eine schwere Zeit wie wir“, sagt Ben Boßhammer klipp und klar. Vor allem der Winter sei hart gewesen, erinnert sich der Schulsprecher. Zu dieser Zeit fand Unterricht in Präsenz unter strengen Bedingungen, wie Lüften und Abstandsregelungen, statt.
Klausuren fanden im Winter in der Sporthalle statt – jeder hat gefroren
„Bei den Vorabiklausuren in der Sporthalle war es so kalt, dass jeder Decken mit dabei hatte. Doch auch das brachte nichts. Nach fünf Stunden saßen wir mit blauen Händen dort. Die Aufsichtslehrer sind herumgelaufen, um sich zu bewegen und aufzuwärmen. Das durften wird natürlich nicht“, erinnert sich Ben Boßhammer.
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Auch die Pausen sahen teils nicht schöner aus. Die Schüler mussten sich auch bei kalten Temperaturen draußen auf dem Schulhof aufhalten – drinnen war tabu. Bei Regen pferchten sich also oft knapp 500 Schüler unter das Vordach. „Die Abstände konnten da natürlich unmöglich eingehalten werden“, so Boßhammer.
Der Unmut innerhalb des Abiturjahrgangs sei derzeit groß gewesen, doch nicht auf das Gymnasium Gevelsberg, sondern auf das Land und die stetig wechselnden Regeln. „Es war lange Zeit nie ganz klar, ob und wie zum Beispiel Klausuren stattfinden. Das war schon psychisch belastend. Stetig gab es neue Regeln und auch die wurden dann wieder über den Haufen geworfen. Wir fühlten uns sehr alleingelassen von der Regierung“, sagt der Abiturient. Seiner Schule und der Schulleitung gibt er da keine Schuld, das Lehrpersonal sei sehr engagiert gewesen und hätte natürlich auch mit dem stetigen Hin und Her zu kämpfen gehabt.
Doch Corona hat auch positives, was Ben Boßhammer betont: Die Digitalisierung wurde maßgeblich vorangetrieben. Am Gymnasium Gevelsberg habe der Onlineunterricht sehr gut geklappt. „Die meisten Lehrer und Lehrerinnen haben sich wirklich Mühe gegeben. Da habe ich von anderen Schulen anderes gehört“, so der 17-Jährige und weiter: „Andere Schulen hatten vielleicht einmal die Woche Unterricht. Wir wurden eins zu eins auch online gut unterrichtet“. Im Großen und Ganzen empfand Ben Boßhammer den Onlineunterricht wesentlich effektiver als beispielsweise den Wechselunterricht. Dementsprechend fühlten sich die Abiturienten gut vorbereitet auf die Abschlussprüfungen, die schriftlich im April und mündlich Ende Mai stattfanden „Die Prüfungen haben alle gut geklappt. Die Schüler und Schülerinnen sind sehr kooperativ und verständnisvoll. Jeder kam mit einem Test oder hat vor Ort einen Test gemacht“, sagt die Schulleiterin Gabriele Streckert dazu.
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Der richtige Abschluss fehlt
Was besonders unter der Corona-Situation gelitten habe, ist das Gemeinschaftsgefühl der Stufe. „Das letzte Mal, wo wir alle im Klassenraum saßen und nichts war, ist ewig her. Von jetzt auf gleich war dann alles anders und jetzt ist die Schulzeit zu Ende. Das ist schon etwas surreal und sehr unpersönlich“, meint Ben Boßhammer. Das „Abschluss finden“, so sagt er, fehle einfach. Zwar wird online der Kontakt gehalten, die gegenseitige Hilfe ist groß und es gab im letzten Jahr die geplanten LK-Fahrten, doch andere Veranstaltungen waren kaum möglich. Die unter Abiturienten legendäre Mottowoche, die letzte Unterrichtswoche vor den Osterferien, war nicht machbar. „Wir durften uns zwar verkleiden und einige Fotos machen, aber Feiern, wie man sich das schon in der fünften Klasse ersehnt hat, war nicht erlaubt“. Auch private Partys fielen flach.
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„Dass alles nicht funktioniert, wie man sich das früher vorgestellt hat, ist schon schade und belastend für alle“, meint der Stufensprecher und weiter: „Zum Beispiel die 18. Geburtstagsfeiern waren komplett hinüber. Einige hatten Glück und konnten im Sommer feiern, andere haben sich online getroffen, um den 18. zu feiern“, so der Abiturient, dem sein Eintritt in die Volljährigkeit noch in diesem Sommer bevorsteht. Auch einen typischen Abiball wird es nicht geben. „Wir geben uns große Mühe, dennoch eine schöne Abschlussveranstaltung auf die Beine zu stellen. Es wird wohl entweder in der Sporthalle, wie im letzten Jahr, oder im Autokino Gevelsberg, gemeinsam mit der Zeugnisvergabe stattfinden“, so Ben Boßhammer.
Was die Zukunft des Jahrgangs angeht, seien viele noch unsicher, gerade was ein Studium betrifft. Ausbildungen starten zwar normal, doch ein Studium, das zunächst nur online stattfindet, wollen einige nicht angehen. Genauso schwer ist ein Auslandsjahr. Auch da sei momentan noch vieles unsicher, sagt der Abiturient. Er selbst möchte deshalb ein Jahr abwarten, auch weil er noch nicht genau wisse, was er später machen möchte. In der Zeit absolviert er einen Bundesfreiwilligendienst bei den Johannitern.