Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg. Halloween hat das Potenzial, die dramatische Corona-Lage im Ennepe-Ruhr-Kreis weiter zu verschärfen. Das sollte man jetzt wissen.

Das Corona-Virus hat schon 24 Menschen aus dem Ennepe-Ruhr-Kreis das Leben gekostet. 39 Infizierte werden wegen der Virus-Erkrankung aktuell in einem der EN-Krankenhäuser behandelt und bangen um ihr Leben. Die Pandemie-Auswirkungen in unserer Region brechen dieser Tage traurige Rekorde. Und mit Halloween und St. Martin stehen zwei Brauchtums-Aktionen bzw. -Veranstaltungen an, die das Potenzial haben, die dramatische Lage weiter zu verschärfen.

Corona und Halloween: Große Sorge im Kreishaus und in den Rathäusern

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Kreisverwaltung und Städte blicken mit großer Sorge auf die kommenden Tage und Wochen. Alle spüren: Jetzt ist die Zeit, in der sich entscheidet, ob das Land noch einigermaßen glimpflich aus der Corona-Zeit kommt oder wir auch hierzulande Zustände erleben, die von Experten als nicht mehr kontrollierbar eingeschätzt werden. Jede Verlockung, das Abstand halten zu missachten, wirkt da wie Gift.

Erhöhtes Risiko

Mit Halloween und St. Martin stehen auch im Ennepe-Ruhr-Kreis nun zwei Anlässe vor der Tür, die beide das Risiko mit sich bringen, das Virus noch mehr zu verbreitern und die Corona-Zahlen stärker nach oben schießen zu lassen. Vor dem Hintergrund dieser konkreten Gefahr rät das Schwelmer Rathaus dringend davon ab, dieses Jahr an Halloween-Aktionen wie Süßes-oder-Saures teilzunehmen.

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Noch schärfer formuliert es Landrat Olaf Schade, der im Vorfeld von Halloween an Kinder und Jugendliche sowie deren Familien appelliert: „Völlig unabhängig davon, wie man dazu steht, sich zu verkleiden, sich zu treffen und gemeinsam von Tür zu Tür zu ziehen, um Süßigkeiten einzusammeln, sollte jedem in diesen Tagen klar sein: 2020 sollte auf diesen importierten ,Brauch’ in jedem Fall verzichtet werden“. Am Vorabend von Allerheiligen in solchen Gruppen unterwegs zu sein, ist für den Landrat in keiner Weise eine notwendige Aktivität. Zu groß sei angesichts der stark steigenden Coronazahlen das Risiko, sich anzustechen oder das Virus unwissentlich zu verbreiten. Als Alternative schlägt Landrat Olaf Schade das Schnitzen von Kürbissen mit der eigenen Familie oder - bei sicherer Entfernung und ausreichendem Lüften - mit Freunden vor.

Doch wie steht es eigentlich um Halloween und Co.? Was ist aktuell noch erlaubt, was ist nicht mehr möglich? Und was ist der aktuelle Stand bei den Martinszügen ein paar Tage später? Hier ein Überblick:

Halloween

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Die Corona-Vorgaben im Ennepe-Ruhr-Kreis als Risikogebiet sind klar. Maximal fünf Personen bzw. Mitglieder von zwei Hausständen dürfen sich derzeit im öffentlichen Raum treffen. Halloween-Partys in Clubs sind damit ausgeschlossen. Anders sieht es beim beliebten „Süßes oder Saures“ aus. Verboten ist das zwar nicht, wenn Eltern mit ihren Kindern von Tür zu Tür ziehen. Da Mindestabstände beim Einsammeln der Süßigkeiten aber kaum einzuhalten sind, sollte man auch aus Rücksicht auf die Gesundheit der Menschen, bei denen man klingelt, auf den Grusel-Spaß besser verzichten. Ob sich daran alle halten, bleibt abzuwarten...

St. Martin

Ein klares Bild zeichnet sich hingegen mit Blick auf den Martinstag. Die Sorge galt hier insbesondere den Martinszügen, die zumeist von Kitas und Schulen durchgeführt werden und an denen in den Vorjahren bis zu mehrere hundert Kinder und Erwachsene teilnahmen (in Schwelm und in Gevelsberg). Das Problem hierbei: Mindestabstände müssen eingehalten und bei Umzügen ab 100 Teilnehmern muss dem Gesundheitsamt spätestens drei Tage vorher ein schlüssiges Hygienekonzept zur Genehmigung vorgelegt werden. Das ist im Ennepe-Ruhr-Kreis Pflicht, seitdem EN Corona-Risikogebiet ist.

Die Vorgaben umzusetzen, ist für Kitas und Schulen personell kaum zu schaffen. Darüber hinaus stellt sich die Frage, inwieweit publikumswirksame Umzüge mit den Zielen der Corona-Vorgaben noch in Einklang zu bringen sind. Mal abgesehen davon, dass ein Laternenumzug mit Mindestabständen für Polizei und Ordnungsamt deutlich schwieriger abzusichern ist. Mit all dies haben sich die Veranstalter und die Städte schon auseinandergesetzt, als EN noch kein Risikogebiet war. Bereits da zeichnete sich ab, dass die Martinszüge so wie in den Vorjahren diesmal nicht stattfinden.

Beim Deutschen Rote Kreuz im Ennepe-Ruhr-Kreis, dessen Ortsverbände in vielen Städten Träger von Kitas sind, wurden alle Kita-Martinszüge abgesagt: „Das ist personell nicht zu schaffen, zumal wenn viele Menschen zusammenkommen“, erklärte Oliver Flüshöh als DRK-Kreisvorsitzender.

Auch die Propstei St. Marien hat die Notbremse gezogen und ihre Laternenzüge abgesagt. Damit fallen auch die beiden größten Umzüge im EN-Südkreis – der der Katholischen Grundschule bzw. von St. Marien in Schwelm und der der italienischen Mission in Gevelsberg – aus.

Die Kindergärten der Propstei führen stattdessen eigene kleine Umzüge auf dem Kita-Grundstück ohne Eltern durch. Beim Familienzentrum St. Elisabeth in Ennepetal fällt das Singen im angrenzenden Seniorenzentrum aus. Stattdessen stellen sich die Kinder vor den Fenstern des Hauses auf und singen so für die Bewohner. Apropos Singen: Die Propstei stellt am 8. November Martinslieder auf ihren Youtube-Kanal ein, die von Schülern der Katholischen Grundschule Schwelm gesungen und dabei aufgezeichnet werden. Ab 11. November ist auf gleichem Kanal das Martinsspiel zu sehen, das normalerweise in der Pfarrkirche St. Marien aufgeführt wird. Es wird ohne Publikum aufgezeichnet, unter Mitwirkung von Schülern der Katholischen Grundschule in Schwelm, des Kinderchores und von Kantor Ulrich Isfort.

Das Städtische Familienzentrum in Gevelsberg wird in diesem Jahr mit den Kindern während der Betreuungszeit, nach Gruppen getrennt und ohne Eltern bzw. Erziehungsberechtigte auf dem Gelände der Einrichtung einen kleinen Laternenumzug veranstalten. Der Martinszug im Rahmen des Martinsmarktes, an dem die Einrichtung seit einigen Jahren teilnimmt, ist ebenso abgesagt wie der im Quartier Berge-Vogelsang..

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Die Einsicht, angesichts der aktuellen Corona-Lage auf Martinszüge besser zu verzichten, spiegelt sich auch auf den Listen in den Rathäusern wider. Bei der Stadt Schwelm liegt bis dato kein einziger Antrag auf Genehmigung eines öffentlichen Laternenumzuges vor. In Gevelsberg auch nicht. In Ennepetal ergab die Abfrage der Stadtverwaltung, dass zwei Umzüge geplant sind (1x Kita, 1x Grundschule). Es handelt sich in beiden Fällen um kleinere, interne Veranstaltungen.