Gevelsberg. Der Regionalverband Ruhr hat in einem Entwurf das Gebiet „Auf der Onfer“ in Gevelsberg-Silschede wieder als mögliches Gewerbegebiet genannt.

Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat das Gebiet Auf der Onfer in Silschede wieder als mögliche Fläche für ein interkommunales Gewerbegebiet ins Spiel gebracht. In einem Entwurf ist es als sogenannter Regionaler Kooperationsstandort aufgeführt. Die Stadt Gevelsberg lehnt das weiterhin ab. Auch die Politik beschäftigte sich im Zuge der jüngsten Sitzungen mit dem Thema.

Der Plan

Der RVR möchte einen sogenannten sachlichen Teilplan Regionale Kooperationsstandorte zum Regionalplan Ruhr aufstellen. Ziel ist, planerisch festzulegen, wo große zusammenhängende Gewerbeflächen entstehen können.

Dabei geht es um Flächen für die Ansiedlung von Unternehmen mit einem Grundstücksbedarf ab fünf Hektar aufwärts. Im Entwurf für diesen sachlichen Teilplan sind insgesamt 24 dieser Flächen zu finden. Das Gebiet Auf der Onfer in Silschede ist dort mit 42 Hektar festgehalten.

Die Befürchtung

„Diese Planung des RVR ist aus meiner Sicht verantwortungslos, unseriös und verlogen“, bringt der Silscheder SPD-Ratsherr Bernhard Bösken seine Verärgerung zum Ausdruck. „Aus Silscheder Sicht ist das fast eine Kriegserklärung.“ Seine Befürchtung ist, dass das Höhendorf bei einer Umsetzung rundum in Gewerbegebiete eingebettet wird.

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Von Carmen Thomaschewski

Bösken hat außerdem den Verdacht, dass diese neue Aufstellung des Teilplans möglichst wenig in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sollte, da sie im Februar zunächst auf einer hinteren Seite im Amtsblatt der Bezirksregierung Arnsberg verkündet worden sei. Das Amtsblatt ist auf den 29. Februar 2020 datiert, gemeint ist Seite 141.

Auch liege die Möglichkeit der Städte, Stellungnahmen zu den Plänen abzugeben, in einer Zeit, in der die politischen Gremien wegen der Kommunalwahl nicht mehr tagen. Laut einer Vorlage der Gevelsberger Stadtverwaltung ist die Beteiligung nach den Sommerferien angedacht. Ein Ende der zweimonatigen öffentlichen Auslegung des Entwurfs könne aber schon im November liegen. So könne der bis dahin nach der Wahl neu zu konstituierende Ausschuss nicht mehr zeitgerecht tagen. Bernhard Böskens abschließende Forderung: „Der RVR soll sich mit den Kommunen auf Augenhöhe an einen Tisch setzen.“

Die Reaktion

Die Stadt Gevelsberg hat bereits eine Stellungnahme formuliert, damit sie im Spätherbst falls nötig auf die RVR-Pläne für Silschede reagieren kann. Die wird abgegeben, sollte ein Beteiligungsverfahren noch vor der ersten Arbeitssitzung des zuständigen Ausschusses durchgeführt werden. Darin steht: „Der [...] dargestellte Standort Auf der Onfer ist [...] seitens der Stadt Gevelsberg abzulehnen.“ Das Gebiet sei heute als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen.

Es sei geprägt durch eine kleinteilige Landwirtschaft mit Hecken und Büschen als Abtrennung zwischen den Wiesen und Feldern. Im weiteren Verlauf führt die Verwaltung den Bestand verschiedener Tierarten und älterer Bäume an. Außerdem stelle es einen Teil des Silscheder Naherholungsgebietes dar.

Interkommunale Gewerbegebiete seit 2011 Thema

Bereits seit dem Jahr 2011 beschäftigt sich der Regionalverband Ruhr (RVR) mit interkommunalen Gewerbegebieten, die z wei oder mehrere Städte gemeinsam erschließen und sich anschließend die anfallende Gewerbesteuer teilen. Dabei geriet auch das Gebiet Auf der Onfer in den Fokus.

„Weil in Silschede dann drei Siedlungslagen von Gewerbe umschlossen sein würden, haben wir als SPD und Bürgermeister Claus Jacobi kommuniziert, dass wir gegen diese Ausweisung sind“, zitierte diese Zeitung 2018 den Silscheder Ratsherrn Bernhard Bösken.

Auch zu dieser Zeit formulierte die Stadt Gevelsberg eine Stellungnahme. Schon darin hieß es: „Der dargestellte regionale Kooperationsstandort ,Auf der Onfer’ ist als ungeeignet einzustufen.“

„Die verkehrliche Erschließung des Gebietes wird zu erheblichen Problemen und Belastungen führen“, heißt es darüber hinaus in der Stellungnahme. Die Verkehrsbelastung auf der Schwelmer Straße sei bereits heute problematisch. Nach Prognosen im Zusammenhang mit der Erschließung des Gewerbeparks Schwelmer Straße in Wetter werde schon heute mit einer zu großen Verkehrsbelastung gerechnet.

„Kommt der Kooperationsstandort Vordere Heide in Wetter hinzu, sind erhebliche verkehrliche Belastungen und eine Gefährdung der Sicherheit und Leichtigkeit des Verkehrs im Bereich Silschede zu befürchten“, so die Verwaltung. Aus diesem Grund lehnt sie den ebenfalls im RVR-Entwurf aufgeführten Kooperationsstandort „Vordere Heide“ auch ab.

Die Diskussion

„Wir werden in absehbarer Zeit neue Gewerbegebiete brauchen“, sagt Dirk Rabenschlag von der FDP Gevelsberg. „Aber welchen Stadtteil wollen wir an der Stelle von Silschede opfern?“ Bürgermeister Claus Jacobi entgegnete: „Wir werden niemanden opfern, es gibt noch einige weitere Flächen in unserer Stadt.“ Als Beispiele führte er die Rosendahler Straße an, in deren Bereich es noch Vorratsflächen gebe. Auch das Gebiet Silschede Süd/Süd in Autobahnnähe habe weiteres Entwicklungspotenzial.

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„Drei weitere durchschnittlich große Gewerbegebiete sind möglich“, so Jacobi. „Ökologisch muss an bestimmten Punkten aber auch Schluss sein.“ Die Frage sei, wie Bestandsflächen besser genutzt werden könnten. „Gewerbe wird auch aufgegeben. Da muss man nach einer Nachnutzung gucken“, sagt der Bürgermeister. „Für weitere Ausweisungen von Flächen ist das Stadtgebiet in Gevelsberg zu klein.“