Gevelsberg. . Silscheder Areal auf der Onfer taucht plötzlich im Regionalplan als potenzielle Gewerbefläche auf. Große Sorge vor massiver Verkehrsbelastung.
Wird noch ein Gewerbegebiet in Silschede geplant? Wird der Verkehr auf der Schwelmer Straße weiter zunehmen, schützenswerte Natur zerstört und die Lebensqualität im Höhendorf erheblich leiden? Obwohl es keinerlei Absichtserklärungen gibt, dass die Stadt plant, Firmen auf der Onfer anzusiedeln, sind das die Fragen, die die Silscheder aktuell umtreiben. Grund: Das 400 000 Quadratmeter große Gebiet ist als Potenzialfläche für Gewerbe im Entwurf des neuen Regionalplans aufgetaucht – obwohl es längst herausgestrichen war. Warum? Das weiß niemand.
Der SPD-Ortsverein lud nun zu einer Begehung, die auf reges Interesse der Anwohner stieß.
Die Situation
Bereits seit dem Jahr 2011 beschäftigt sich der Regionalverband Ruhr (RVR) mit interkommunalen Gewerbegebieten, die zwei oder mehrere Städte gemeinsam erschließen und sich anschließend die anfallende Gewerbesteuer teilen. Der RVR bot an, Restriktionen von Flächen zu entfernen, falls diese interkommunal entwickelt würden. Stadtplaner Günter Baasner aus Berlin nahm im Auftrag des Ennepe-Ruhr-Kreises schließlich Flächen, die dafür in Betracht gezogen werden könnten, unter die Lupe. Darunter auch das Gebiet auf der Onfer. Sein Urteil: nur bedingt geeignet. „Weil in Silschede dann drei Siedlungslagen von Gewerbe umschlossen sein würden, haben wir als SPD und Bürgermeister Claus Jacobi kommuniziert, dass wir gegen diese Ausweisung sind“, sagt der Silscheder Ratsherr Bernhard Bösken. Folge: Auf der Onfer verschwand aus den Planungen des RVR.
Aber nicht von Dauer. Denn: Als der finale Regionalplan-Entwurf im Internet stand, war dort die Onfer wieder als Gewerbefläche vermerkt. Klar ist, dass die Planungshoheit bei der Stadt liegt, egal ob hier Gewerbe durch den RVR grundsätzlich erlaubt ist oder nicht. Aktuell herrscht die einhellige Meinung in Politik und Verwaltung: kein Gewerbe auf der Onfer.
Die Befürchtungen
Bernhard Bösken stellt klar: „Aktuell besteht keinerlei Absicht irgendwann einmal dort ein Gewerbegebiet zu erschließen.“ Aber: Wird der Regionalplan im Jahr 2020 beschlossen, hat er Gültigkeit bis 2035. Heißt: Ändert sich die Meinung in der Gevelsberger Politik bis dahin, wäre es ohne Weiteres möglich, dort doch Gewerbe anzusiedeln. „Wir wollen diese Möglichkeit von vornherein ausschließen“, sagt Bösken und untermauert seine Ängste mit Zahlen. Die Nachfrage nach Gewerbegebieten sei so rege, dass aktuelle Prognosen davon ausgehen, dass die Stadt in vier Jahren keine freien Gewerbeflächenflächen in entsprechender Größe mehr besitzt.
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Der Verkehr auf der Schwelmer Straße sei bereits aktuell ein Problem. Seien dort im Jahr 2000 im Durchschnitt täglich 6800 Fahrzeuge hergefahren, gehen die Prognosen von 13 000 Fahrzeugen pro Tag im Jahr 2020 aus – und da sind die Umleitungsverkehre wegen der Autobahnarbeiten noch gar nicht mit eingerechnet. „Bereits jetzt müssen wir uns im Garten anschreien, als Fußgänger weiß man kaum über die Straße zu kommen“, sagt Bernhard Bösken.
Nächster Punkt: der Naturschutz. „Dieses Kleinod mit seinen Quellen, uralten Baumbeständen und Amphibien-Ansiedlungen zu verschandeln, wäre absoluter Frevel“, sagt Bösken. Dazu kämen Teiche, Bäche, viele Hecken; ein solches Gebiet suche man in der weiten Region vergeblich. Das bestätigten Nabu-Vorstand Bernd Jellinghaus und Dr. Karl-Heinz Jacobs während der Begehung.
Die Hoffnungen
Bald beginnt die sechsmonatige Beteiligung der Öffentlichkeit im Zuge des Regionalplanverfahrens. Bernhard Bösken: „Angeblich soll diese Beteiligung vom RVR dazu genutzt werden, zu überprüfen, wo Änderungen überhaupt sinnvoll und machbar sind.“ Die große Hoffnung der Silscheder: Am Ende des Verfahrens findet das Areal auf der Onfer keinen Einzug in den neuen Regionalplan des RVR und zumindest bis zum Jahr 2035 kann dann dort kein Gewerbegebiet entstehen.
INFOBOX
Die Verbandsversammlung im RVR hat am Freitag, 6. Juli, einstimmig den Erarbeitungsbeschluss für den neuen Regionalplan Ruhr gefasst.
Damit kann nun die sechsmonatige Öffentlichkeitsbeteiligung beginnen.
Geplant ist für Mitte 2020, dass der Regionalplan rechtskräftig wird.
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