Schwelm/Ennepetal/Gevelsberg. Seit Montag dürfen viele Geschäfte wieder öffnen. Die Erfahrungen mit dem Einkaufen in der Corona-Zeit sind verschieden. Wir haben nachgehört.
Seit Montag dürfen Geschäfte bis zu 800 Quadratmetern wieder öffnen. Doch lohnt sich das für die Betreiber, wenn nur noch wenige Kunden gleichzeitig im Laden sein dürfen? Ab kommenden Montag (27. April) gilt zudem bundesweit für den Einzelhandel und ÖPNV eine Mundschutz-Pflicht. Was sagen die Händler dazu und wie bereiten sie sich darauf vor? Wir haben uns in Schwelm, Ennepetal und Gevelsberg umgehört.
Schwelm
„Wir sind noch nicht da, wo wir vor der Schließung waren“, sagt Daniela Weithe vom Weinhandel „Riesling & Komplizen“ in Schwelm. Einige Geschäfte öffneten weiterhin nur eingeschränkt. „Die Kuh ist ja noch nicht vom Eis, wir müssen vorsichtig agieren“, so die Vorsitzende der Werbegemeinschaft. Auch als Kunde sei es nicht so entspannt wie vorher: „Man muss eben immer etwas mehr Wartezeit einplanen.“ Dennoch hätten die Händler „verhältnismäßig gut zu tun“.
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Die Mundschutz-Pflicht hält die 48-Jährige für „eine gute Sache“. Sie kann sich vorstellen, dass die Maßnahme insbesondere älteren Kunden ein sichereres Gefühl vermittelt. In Sachen Spuckschutz behilft sich Daniela Weithe zurzeit mit einem transparenten Wellblech, das soll allerdings keine Dauerlösung sein. Selbstgemachte Masken seien unter anderem über das Nähgeschäft Schwaak und Bangert und das Atelier Sieben zu bekommen. „Die Solidarität unter den Händlern und Kunden ist vielleicht das Positive an der Sache. Es ist ein ruhiges Arbeiten“, so die Selbstständige.
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Gevelsberg
„Die Kunden sind zurückhaltender, aber man merkt, sie wollen gerne in Gevelsberg einkaufen“, lautet das erste Fazit von Citymanagerin Lena Becker (26). Grundsätzlich zeige der Gang durch die Innenstadt, dass die Sicherheitsmaßnahmen gut umgesetzt werden und die Einzelhändler gut vorbereitet sind. „Schon jetzt gibt es Einwegmasken in den Läden. Die Händler sind überwiegend froh, dass die Mundschutz-Pflicht kommt.“
So geht es auch der Buchhändlerin und ProCity-Vorsitzenden Susanne Schumacher (59): „Ich bin dankbar für die Pflicht. Ich beobachte die Reproduktionszahlen und nehme die sehr ernst.“ Im Eingangsbereich ihres Geschäfts steht eine Box mit Einwegmasken für ihre Kunden. Die können mit dem Kauf einer solchen Maske für 2 Euro sogar noch etwas Gutes tun, denn Schumacher spendet das Geld an die Obdachlosenhilfe.
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Lieferengpässe gebe es bei dem Großhändler, über den sie den Mundschutz bezieht, bisher nicht. Anders sieht das bei der bestellten Spuckschutzwand für den Kassenbereich in ihrem Geschäft aus; sie ist noch immer nicht angekommen. „Mein Mann ist extra durch sämtliche Baumärkte gefahren, aber es ist alles ausverkauft“, erzählt die 59-Jährige.
Mit den ersten Öffnungstagen nach dem vierwöchigen Lockdown ist Susanne Schumacher zufrieden: „Die Kunden kommen nacheinander, aber doch zahlreich. Sie sind froh, dass wir wieder geöffnet haben.“ Maximal drei Kunden dürfen sich aktuell gleichzeitig im Laden aufhalten und zwar zu den gewohnten Öffnungszeiten: „Wenn ich die verkürze, dann ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass zu viele Kunden auf einmal kommen“, begründet Susanne Schumacher ihre Entscheidung.
Kontrollen durch die Ordnungsämter
In Ennepetal werde das Ordnungsamt ab Montag stichprobenartige Kontrollen durchführen, so Pressesprecher Hans Günther Adrian. „In erster Linie sind die Geschäftsinhaber in der Pflicht, niemanden ohne Mundschutz in ihr Geschäft zu lassen.“
Die Städte Schwelm und Gevelsberg warten bisher noch auf entsprechende Informationen durch das Land NRW oder ggf. auf eine Änderung der Coronaschutzverordnung. In Gevelsberg stellt man sich aber auf Kontrollen ein.
Ennepetal
„Für die Geschäfte ist es mager“, sagt Barbara Mittag (69) von MyCity Ennepetal. Zum einen könnten sie nicht die Menge an Kunden bedienen wie vorher, zum anderen seien aber auch einfach weniger Menschen unterwegs. „Es ist noch nicht so, wie man es sich wünschen würde. Ich denke, das braucht erstmal etwas Anlaufzeit“, so die Gewerbetreibende.
Wie einige andere Ladeninhaber öffnet sie ihr Kosmetik-Geschäft nur eingeschränkt. Das liegt auch daran, dass sie zurzeit lediglich die medizinische Fußpflege anbieten darf, kosmetische Behandlungen hingegen nicht.
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Die Abstandsregeln würden gut eingehalten, überall gebe es Markierungen. Handschuhe und Mundschutz gehören für Barbara Mittag ohnehin quasi zur Berufskleidung. Masken hat sie deshalb vorrätig im Laden, sodass sie ihren Kunden damit im Zweifel aushelfen könnte. Ansonsten gebe es in Ennepetal allerdings auch genügend Geschäfte, wo es selbstgenähten Mundschutz zu kaufen gibt.
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Beim Gang durch die Innenstadt am Freitagmittag hatte sie das Gefühl, „dass alle nochmal los sind, bevor sie ab Montag die Masken aufsetzen müssen“.