Gevelsberg. Gevelsberger (45) soll Beschäftigen eines Ennepetaler Recyclingbetriebs über Jahre geschmiert haben, damit der Lieferungen geschickt manipuliert.

Neben Umweltschutz und dem grünen Gewissen, kann man aus Recycling auch eine riesige Menge Geld ziehen. Das wiederum ist stets ein wunderbarer Nährboden für Betrüger. Ein solcher soll laut Auffassung der Staatsanwaltschaft ein 45-jähriger Gevelsberger sein, der mit einem geschickten Trick ein Ennepetaler Unternehmen um 600.000 Euro betrogen haben soll. Nun startete das Verfahren vor dem Hagener Landgericht gegen den Gevelsberger und seine beiden Komplizen. Die Anklage gegen das Trio lautet: gewerbsmäßiger Betrug und Bestechung beziehungsweise Bestechlichkeit im gewerbsmäßigen Verkehr.

Dem Gevelsberger gehörte ein Unternehmen in Schalksmühle, von dem aus er seit vielen Jahren bereits ein Ennepetaler Recycling-Unternehmen mit Messing-Schleifstäuben zum Kupfer-Recycling beliefert hat. Laut Anklageschrift sollen diese Geschäfte spätestens seit dem Jahr 2011 nicht mehr sauber gewesen sein.

14.000 Euro Schmiergeld gezahlt

Alle drei Angeklagten befinden sich auf freiem Fuß

Für die den beiden Hauptangeklagten vorgeworfenen Taten – gewerbsmäßiger Betrug zugleich mit Bestechung im geschäftlichen Verkehr – sieht das Gesetz in der Regel F reiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor.

Für die dem dritten Angeklagten vorgeworfene Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug zugleich mit Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr sieht das Gesetz in der Regel Freiheitsstrafe von einem Monat bis zu siebeneinhalb Jahren vor.

Die Angeklagten sind bislang nicht vorbestraft. Sie befinden sich alle Drei weiterhin auf freiem Fuß.

Und so soll die Sache bis ins Jahr 2015 funktioniert haben: Der Preis, den die Ennepetaler Firma dem Gevelsberger für die Lieferung mit Messingstäuben zahlte, hing stets vom deren Kupfergehalt ab. Um den zu bestimmen, untersuchte das Unternehmen stets einen Eimer mit Staub im eigenen Labor und setzte nach den dort ermittelten Werten den Preis fest, den der Verkäufer für seine Ware erhielt.

Nun sollen der Gevelsberger und sein 66-jähriger Angestellter, der damals in Nachrodt-Wiblingwerde wohnte, diesen Preis manipuliert haben, indem sie dem 49-jährigen Mitarbeiter des Recycling-Unternehmens, der den Eimer ins Labor brachte, bestochen haben, damit er einen separat befüllten Eimer in die Analyse gab, der stets einen deutlich höheren Kupferanteil aufgewiesen haben soll als die restliche Lieferung, die dann aber nach dem ermittelten Wert aus dem falschen Eimer abgerechnet wurde.

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Die Staatsanwaltschaft spricht von 93 vollendeten Fällen, in denen der ehemalige Angestellte der Ennepetaler Firma jeweils 150 Euro für seine Manipulation bekommen haben soll. Insgesamt wären auf diese Weise also knapp 14.000 Euro Schmiergeld in die Tasche des Angestellten für seine Dienste geflossen. Ein gutes Invest aus Sicht des Gevelsbergers und seines 66-jährigen Angestellten, denn sie sollen von der Recycling-Firma auf diese Weise mindestens 600.000 Euro abgezockt haben. Die Ermittlungen haben ergeben, dass das Trio in 93 Fällen erfolgreich gewesen sein soll. Doch irgendwann schöpfte die Firmenleitung Verdacht, dass mit den Lieferungen aus Schalksmühle etwas nicht stimmte.

Geschäftsführung schöpft Verdacht

Für die 94. Lieferung ordneten die Chefs eine zusätzliche Laborprobe aus der tatsächlichen Lieferung an und staunten nicht schlecht, als sie die Werte sahen: Laut Eimer wollten die mutmaßlichen Betrüger einen Kupfergehalt von 57,87 Prozent abrechnen, tatsächlich enthielt die Lieferung aber lediglich 31,85 Prozent Kupfer. Die Masche flog auf, die Ermittlungen starteten und das tat nun auch der Prozess vor dem Hagener Landgericht – wenn auch leicht stotternd.

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Denn nach einer Umbesetzung bei den Schöffen – einer wurde wegen einer beruflichen Fortbildung von seiner Schöffenpflicht freigestellt – wollten die Verteidiger des Gevelsbergers und seines Angestellten eine Besetzungsrüge erwirken. Nach mehrstündiger Unterbrechung wies die Kammer die Rüge jedoch zurück und die Vernehmungen begannen.

Während die beiden Hauptangeklagten bislang schweigen, stellte sich der Firmenangestellte, der sich wegen Beihilfe zum gewerbsmäßigen Betrug zugleich mit Bestechlichkeit im geschäftlichen Verkehr verantworten muss, den Fragen des Gerichts. Er hatte sich mit seinem Anwalt zuvor auch nicht der Rüge gegen das Gericht angeschlossen. „Der Angeklagte hat ein umfassendes Geständnis abgelegt. Die Befragung lief sehr intensiv und drehte sich an vielen Stellen um die Details, wie der Betrug im Einzelnen stattgefunden haben soll“, teilt Bernhard Kuchler, Vorsitzender Richter und am Hagener Landgericht für die Pressearbeit zuständig, auf Nachfrage dieser Zeitung mit.

Hauptangeklagter erkrankt

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Wann der Prozess in welcher Form fortgesetzt wird, steht aktuell noch nicht fest. Ursprünglich sollte zwischen dem 10. März und dem 8. April an acht Terminen weiterverhandelt werden. Doch zunächst wird noch die Verhandlungsfähigkeit des 45-jährigen Gevelsbergers überprüft. Wegen einer Erkrankung soll es ihm nicht möglich sein, sich für einen längeren Zeitraum zu konzentrieren und einer Gerichtsverhandlung folgen zu können. Dies wird nun ein Mediziner prüfen und dann darüber befinden, was dem mutmaßlichen Kopf des Trios zuzumuten ist.