Gevelsberg. Die Gevelsberger CDU stellt ihre Kandidaten für die Kommunalwahl auf. Angriff auf Fraktionsvorsitz über Reserveliste.

Die Ziele, die die CDU für die Kommunalwahl im September verfolgt, formuliert Parteivorsitzende Dr. Babett Bolle sehr deutlich: „Wir wollen die absolute Mehrheit der SPD im Stadtrat brechen und außerdem sehe ich gute Chancen, mit unserem gemeinsamen Kandidaten Felix Keßler Bürgermeister Claus Jacobi abzulösen“, sagt sie. Doch bereits bevor der Wahlkampf losgeht, wird ihre Partei vor eine erste harte Bewährungsprobe gestellt. Im Zentrum des Machtkampfs: Fraktionsvorsitzender Hans-Günther Adrian und sein Stellvertreter Wieland Rahn – gleichzeitig auch Babett Bolles Stellvertreter im Parteivorstand.

Seit Monaten wird aus Gevelsberger CDU-Kreisen kolportiert, dass Adrians Stil, die Fraktion sehr auf Konsens bedacht zu führen, einigen zu ängstlich sei. Insbesondere Wieland Rahn soll gefordert haben, stärker in die Kontroverse mit der SPD und mit Claus Jacobi zu treten. Wie übereinstimmend aus Parteikreisen berichtet wird, soll Rahn den Plan gefasst haben, dass Rainer Schönlau, Gevelsberger Rechtsanwalt und seit etwas mehr als einem Jahr als sachkundiger Bürger in der CDU aktiv, den Fraktionsvorsitz nach der Wahl übernehmen soll.

Vorstandsbeschluss gefasst

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Einen Dämpfer hat dieser Plan allerdings erhalten, als der Vorstand die Reserveliste aufstellte und sich dafür entschied, dass andere Parteimitglieder sich in den vergangenen Jahren verdienter um die CDU gemacht hätten als Schönlau und deshalb in der Liste vor ihm einen Platz bekamen. Der sachkundige Bürger landete nur auf Platz 12. Mit Blick auf die aktuell acht CDU-Ratsmitglieder also keineswegs eine sichere Bank, überhaupt in den Stadtrat einzuziehen. Diesen Beschluss fasste der Parteivorstand des CDU-Stadtverbandes nach Informationen dieser Zeitung ohne Rahn.

Zurückhaltende Äußerungen

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Am Sonntag schließlich stimmten die Mitglieder über die Reserveliste ab. Jeder Kandidat konnte ein Ja oder Nein erhalten und im Vorfeld der Versammlung glühten die Telefondrähte. Beide Lager wollten sicherstellen, dass so viele Unterstützer wie möglich für ihre Idee der Reserveliste in die Sportalm kamen, um mitzuwählen. Folge: Die Abstimmungen verliefen extrem knapp: Sowohl Rahn und Schönlau als auch Adrian und Bolle erhielten keine großen Mehrheiten für ihre Kandidaturen.

Dr. Babett Bolle zeigte sich nach der Abstimmung erleichtert und sagt auf das Theater im Vorfeld angesprochen: „Die Liste, die der Vorstand im Vorfeld aufgestellt hat, ist von den Mitgliedern so abgestimmt worden.“ Das Ziel bei der Aufstellung der Reserveliste sei eine Mischung aus Jung und Alt gewesen, sie bedauere lediglich, dass sich kaum Frauen für eine Kandidatur bereit erklärt hätten.

Wieland Rahn hingegen streitet das Vorgehen, das laut CDU-Mitgliedern zum Sturz von Hans-Günther Adrian als Fraktionsvorsitzenden führen sollte, ab. „Ich weiß nicht, wer so etwas verbreitet. Ich spiele auf allen Feldern fair. Öffentlich sollen sich andere zu diesem Thema äußern.“

Das tut – wenn auch mit größter Zurückhaltung – Hans-Günther Adrian auf Nachfrage dieser Zeitung. Die Art und Weise wie die Aufstellung der Reserveliste erfolgt sei, erschrecke ihn. „Das hat auch damit zu tun, wer sich wie lange in welcher Form in einer Partei engagiert hat“, sagt er. Von vornherein sei klar, dass die Gevelsberger CDU auch jungen Leuten eine Chance auf die Arbeit im Rat der Stadt Gevelsberg habe geben wollen. Vorstandsbeschlüsse seien zu respektieren.

Wohl wieder beide im Stadtrat

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Ob sich die Wogen bei den Christdemokraten schnell wieder glätten, scheint ungewiss zu sein. Zumindest bis zur Wahl müssen Adrian und Rahn auch noch im Rat der Stadt Gevelsberg zusammenarbeiten. Mit Blick auf ihre Listenplätze ist es auch wahrscheinlich, dass beide der CDU-Fraktion für die kommende Wahlperiode angehören. Wer dann allerdings welches Amt bekleidet, bleibt abzuwarten. Ebenso wie die Auswirkungen des Tumults innerhalb der Partei, der auch nach außen getragen wird, auf den laufenden Wahlkampf mit den von der Parteivorsitzenden deutlich formulierten Zielen.