Gevelsberg. Gevelsberger Bands übergeben Erlös aus Benefizkonzert „Rock for Children“. Geld fließt in die Begleitung von Familien sowie in die Trauerarbeit.

Ein letzter Urlaub. Ein allerletztes Mal gemeinsam ‘raus, abschalten, Zeit miteinander verbringen, die nahe Zukunft ein wenig ausblenden. Denn alle aus der Familie wissen: Einer aus ihrer Mitte wird sehr bald sterben. Doch eine Reise mit einem todkranken Kind ist in allen Belangen extrem teuer. Unter anderem um solche Dinge kümmert sich das ambulante Kinder- und Jugendhospiz, das im Ökumenischen Hospiz Emmaus integriert ist.

„Das funktioniert – wie so vieles andere – nur über Spendengelder“, sagt Michaela Pesenacker, Koordinatorin des Kinder- und Jugendhospizes, und schaut ungläubig auf die Zahl. 15.000 Euro stehen auf dem Scheck, den die Musiker der Gevelsberger Rockbands „Proscription“ und „Cold Friday“ mitgebracht haben. Das ist der Erlös, der bei dem Benefizkonzert „Rock for Children“ zusammengekommen ist, das Musiker in diesem Jahr zum vierten Mal veranstaltet haben. Mit dem erneuten Rekord dürften sie die größten Einzelspender des Kinder- und Jugendhospizes bleiben.

Anbau wächst und wächst

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Das hat mehr als genug Stellen, an die das Geld fließen kann. Der Blick aus dem Fenster zeigt die erste. „Die Bodenplatte liegt, so langsam nimmt unser Anbau Form an“, sagt Michaela Pesenacker. Das Gebäude ist notwendig, weil im Hospiz an der Hagener zu wenig Platz ist, um kindgerechte Räume auszustatten. „Die Sachen müssen robust sein, die Kinder kommen auch mit Aggressionen“, erläutert die Koordinatorin. Inhaltlich muss vor allem die Trauerarbeit mit Kindern und Jugendlichen, die ein Elternteil oder Geschwister verloren haben, über Spenden finanziert werden. „Wir machen Ausflüge oder Wochenendfreizeiten, brauchen zudem ständig Material.“ Auch das muss aus Spenden bezahlt werden.

Susanne Michel (links) übergibt die symbolische 15.000er-Torte an Michaela Pesenacker, Koordinatorin des Kinderhospizes.
Susanne Michel (links) übergibt die symbolische 15.000er-Torte an Michaela Pesenacker, Koordinatorin des Kinderhospizes. © Stefan Scherer / WP | Stefan Scherer

Eine Sache, die nicht mit Geld zu bezahlen ist, fehlt ebenfalls: junge Männer, die ehrenamtlich im Hospiz arbeiten. Im Januar war zwar erneut ein Kursus zur Ausbildung der Ehrenamtlichen gestartet, „aber wieder waren hier die Frauen in der deutlichen Überzahl. Wir benötigen dringend junge Männer zwischen 25 und 40 Jahren.“ Die Kinder seien oft ausschließlich von Frauen umgeben – in der Pflege, zu Hause. „Männer gehen anders mit Trauer um, mit Aggressionen. Die Kinder und Jugendlichen wünschen sich immer wieder männliche Ansprechpartner und benötigen diese auch“, sagt Michaela Pesenacker. Daher wird das ambulante Kinder- und Jugendhospiz im Herbst einen neuen Weg einschlagen und einen von Männern geleiteten Qualifizierungskursus nur für Männer anbieten. „Wir hoffen, dass wir darauf Resonanz erhalten“, sagt Michaela Pesenacker.

Wer sich dafür interessiert, sollte sich einfach telefonisch unter 02332/61021 beim Ökumenischen Hospiz Emmaus in Gevelsberg melden. Der Aufwand für einen Ehrenamtlichen liege etwa bei drei bis vier Stunden pro Woche. Das entspreche einem Nachmittag. Vormittags und am Abend ist die Begleitung der Kinder so gut wie gar nicht möglich.

Der Anbau des Ökumenischen Hospizes Emmaus Gevelsberg an der Hagener Straße 339 nimmt langsam Form an.
Der Anbau des Ökumenischen Hospizes Emmaus Gevelsberg an der Hagener Straße 339 nimmt langsam Form an. © Stefan Scherer / WP | Stefan Scherer

Neben der Trauerarbeit und den Begleitungen der Familien, in denen ein tödlich erkranktes Kind lebt, läuft nun auch langsam ein drittes Projekt im Hospiz an. „Wir begleiten auch Abschied nehmende Kinder, bei denen fest steht, dass sie in absehbarer Zeit ein Elternteil oder einen anderen geliebten Menschen verlieren werden. In diesem Bereich erhalten wir langsam aber sicher die ersten Anfragen“, sagt Michaela Pesenacker. Auch an dieser Stelle kommen natürlich Ehrenamtliche zum Einsatz.

Das Ehrenamt ist auch so etwas wie die Schnittstelle zum Benefizkonzert. Denn allein könnten die beiden veranstaltenden Bands „Rock for Children“ niemals stemmen. Etwa 50 bis 60 Helfer unterstützen sie Jahr für Jahr, sorgen für Essens- und Getränkeversorgung, den Einlass, saubere Toiletten, perfekten Sound, und, und , und. „Ohne ein derart geiles Team aus Menschen, die nur für diesen einen Abend zusammenkommen und die wir nie lange bitten müssen, wäre das überhaupt nicht zu stemmen. Ein ganz dickes Dankeschön!“, freuen sich die Musiker über die gute Unterstützung, die sich auch noch auf viele andere Bereiche im Hintergrund erstreckt, beispielsweise zeigen sich zahlreiche Unternehmer erkenntlich – alles für einen möglicherweise letzten Urlaub.