Ennepetal. Die Ergebnisse der Laboruntersuchungen liegen schriftlich vor. Was Firmenchef Ralf Stoffels dazu sagt, wird dem Ennepe-Ruhr-Kreis nicht schmecken.

Firmenchef Ralf Stoffels fühlt sich und sein Unternehmen an den Pranger gestellt. In der Diskussion um den PCB-Fund im Gewerbegebiet Oelkinghausen ist bisher immer nur von BIW die Rede. So auch seitens der Bürgerinitiative, die zuletzt sogar einen Produktionsstopp unter bestimmten Bedingungen forderte. Nun geht das Unternehmen in die Gegenoffensive. Am Dienstag stellte die Firmenleitung das Ergebnis der Laboruntersuchung vor, das nun auch schriftlich vorliegt. Danach kann BIW als Verursacher dioxinähnlicher PCB ausgeschlossen werden.

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Mit der Untersuchung beauftragt waren das Unternehmen Aneco, Institut für Arbeitsschutz mit Sitz in Mönchengladbach, und die Firma Mas aus Münster, Speziallabor für Dioxine und andere Kontaminanten. Untersucht wurden mehrere Punkte im Abgassystem, im Maschinenbereich und die Raumluft. Das Untersuchungsverfahren, bei dem auf alle bekannten PCB-Verbindungen hin analysiert wurde, erfolgte in Abstimmung mit dem Ennepe-Ruhr-Kreis und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz Nordrhein-Westfalen (LANUV), die auch bei der Auswahl der Labore beteiligt waren, wie Ralf Stoffels erklärte. Der Firmenchef sieht sich von dem nun schriftlich vorliegenden Ergebnis bestätigt: „Bei BIW entstehen keine dioxinähnlichen PCB, so dass wir auch nicht der Emittent sein können“, teilte das Unternehmen mit.

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Die Aussage ist für Stoffels auch aus einem anderen Grund wichtig. Er habe von Beginn an ausgeschlossen, dass aus seiner Firma dioxinähnliches PCB ausgestoßen wird, und dies dem Kreis so auch mitgeteilt. Dies sei am 6. September gewesen, als Stoffels über die Ergebnisse der Löwenzahnproben informiert wurde und dabei erfuhr, dass neben PCB 47 noch andere PCB-Stoffe, darunter auch dioxinähnliches PCB, gefunden wurden. Der Kreis hatte die Öffentlichkeit damals nur über den PCB-47-Fund informiert und erst sechs Wochen später öffentlich gemacht, dass auch gefährlichere dioxin-ähnliche PCB-Verbindungen, wenn auch in deutlich geringeren Mengen, ermittelt wurden.

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Verärgert ist Stoffels insbesondere darüber, dass der Kreis, obwohl er seit dem 6. September davon ausgehen musste, dass es noch andere Emittenten gab bzw. gibt, nur den Namen BIW öffentlich machte und bis heute immer nur von einer Verursacherfirma spricht. „Das ist unprofessionell“, findet er.

Noch mehr ärgert sich der Firmenchef darüber, dass der Kreis diesen Eindruck weiter so stehen lässt, obwohl er den zuständigen Stellen das Ergebnis der Untersuchung vor ein paar Tagen vorgelegt habe. Tatsächlich ist auf der Homepage des Kreises bis dato keine Ergänzung oder Korrektur erfolgt. Dort steht weiter: „Zurzeit gilt der Verursacher der weißen Partikelniederschläge, die PCB 47 enthielten, als gesichert. Weitere Aussagen zu Verursachern sind erst möglich, wenn die Emissionsmessungen und weitere Untersuchungen abgeschlossen und bewertet wurden“.

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Dies ist aus Sicht von BIW irreführend. Zumal nicht die weißen Flocken das Problem sind – ein Eindruck, der auch durch Beiträge in Sozialen Netzwerken verstärkt wird –, sondern das PCB, was sich an die Partikelniederschläge „heftet“. Auch hier sieht sich das Unternehmen in ein falsches Bild gerückt und auch hier sieht es sich durch das Ergebnis der Laboruntersuchungen ein Stück weit entlastet. BIW teilte dazu mit: „Geringste Mengen tetra-chlorierter Biphenyle wie das PCB 47 sind erwartungsgemäß nachgewiesen worden, jedoch weitaus weniger als der EN-Kreis gefunden hat“. Anders ausgedrückt: Für das gefundene PCB 47 kann dann nicht nur BIW verantwortlich sein.

Mitarbeiter werden untersucht

Dass tetra-chlorierte Biphenyle wie PCB 47 unter bestimmten thermischen Bedingungen am Ende des Produktionsprozesses im Abgasstrom entstehen können, hat BIW nie bestritten. Dies geschehe nach geltendem Recht. Die Firma verweist darauf, das nicht dioxin-ähnliche PCB gemäß Bundesgesundheitsblatt weder „als gentoxisch noch als krebserzeugend eingestuft werden“. Es sei wichtig, zwischen dioxin-ähnlichen und nicht dioxin-ähnlichen PCB zu unterscheiden, so das Unternehmen.

Tests zur Verbesserung der Abluftsysteme laufen

PCB darf in Deutschland seit 1989 nicht produziert oder verwendet werden, kann in industriellen Produktionsprozessen aber auftreten.

Auch bei BIW kann PCB unter bestimmten thermischen Bedingungen im Abgasstrom auftreten, und zwar in Form tetra-chlorierter Biphenyle, wie das Unternehmen mitteilt.

Das Unternehmen hat dies nach eigener Darstellung im Jahr 1995 bei der damals zuständigen Aufsichtsbehörde (Umweltamt der Stadt Ennepetal) so auch angegeben.

Aktuell testet BIW verschiedene Anlagen zur Verbesserung des Abluftsystems. Ziel: Die Ausstöße von weißen Partikeln (Hauptstoff Talkum) und PCB zu verhindern.

Unabhängig davon hat sich BIW für eine nochmalige Untersuchung der Mitarbeiter, die an der Stelle arbeiten, wo das PCB entstehen kann, entschieden. Dies auch vor dem Hintergrund, dass durch die öffentlich geführte Diskussion Mitarbeiter beunruhigt seien, wie Siegfried Gmyrek, Abteilungsleiter für Kabelschutzsysteme und Sicherheitsfachkraft bei BIW, erklärte.

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Das Blut von neun Mitarbeitern wird in den nächsten Tagen vom Institut für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin an der Uniklinik Aachen untersucht. Erstmals wird dabei eine Messmethode angewandt, bei der auch PCB 47 ermittelt werden kann. Dies war bei einer ersten Untersuchung noch nicht möglich.

Die Informationsveranstaltung der Stadt Ennepetal zur PCB-Thematik findet am Mittwoch, 6. November, um 18 Uhr im Haus Ennepetal, Gasstraße 10, statt. Die Veranstaltung ist öffentlich.