Ennepetal. Für die späte Veröffentlichung hagelte es Kritik. Nun reagiert der Kreis und sagt, warum er alle Messergebnisse nicht früher bekannt gab.
Den Fund auch von dioxinähnlichen PCB-Verbindungen bei den Löwenzahnproben hat der Ennepe-Ruhr-Kreis verschwiegen, um die Bevölkerung nicht zusätzlich zu verunsichern. Dies geht aus einer Antwort des Kreishauses auf eine Nachfrage unserer Redaktion hervor. Danach fiel die Entscheidung, die Öffentlichkeit darüber nicht zu informieren, unmittelbar nach Vorlage der Messergebnisse durch das LANUV, die am 4. September beim Kreis eingingen.
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Durch die Veröffentlichung der Messergebnisse vergangene Woche wurde bekannt, dass neben PCB 47 noch andere PCB-Stoffe, darunter auch dioxinähnliche PCB-Verbindungen in den Löwenzahnproben gefunden wurden. Für die späte Veröffentlichung musste der Kreis, auch von unserer Redaktion, deutliche Kritik einstecken. Nun hat das Kreishaus darauf reagiert. Es teilte auf Nachfrage mit: „Bewusst hat es der Kreis vermieden, ohne weitere ergänzende Erkenntnisse die Berichtsinhalte zu den dioxinähnlichen PCB zu veröffentlichen. Dies insbesondere vor dem Hintergrund in diesem frühen Stadium des Untersuchungsprozesses keine weitergehende verständliche Verunsicherung der Bevölkerung zu provozieren.“
Wesentlich geringer auffällig
Dabei sei zu berücksichtigen gewesen, teilte der Kreis zu seiner Entscheidung mit, „dass im Gegensatz zu den deutlich höheren Messwerten bei der Gruppe der tri-deca biphenyle (Anm. d. Red.: gemeint ist die PCB-Gruppe, zu der auch das PCB 47 zählt), die Ergebnisse für dioxinähnliche PCB mit einer 1,4 fachen Überschreitung des zu beachtenden EU-Auslösewertes für Lebensmittel an einem Messpunkt im Gewerbegebiet wesentlich geringer auffällig waren“.
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Auslösewert bedeute hierbei, so der Kreis, dass bei Überschreitung die Suche nach der Quelle der Verursachung anzustoßen ist. „Dies ist durch die Untersuchungen und Probenahme bei möglichen Verursachern eingeleitet worden“, heißt es in der Mitteilung der Kreises. Mit anderen Worten: Aktuell sucht der Kreis nicht nur nach Verursachern von PCB 47, sondern auch nach möglichen Verursachern der dioxinähnlichen PCB-Verbindungen.
Antrag eines Bürgers
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Dass es schließlich doch zur Veröffentlichung aller Messergebnisse kam, ist dem Antrag eines Bürgers vom 18. September zu verdanken, der sich auf das Umweltinformationsgesetz (UIG) berief. Dass es bis zur Freigabe drei Wochen dauern sollte, begründet der Kreis wie folgt: „In diesem Zusammenhang wurde zunächst dem LANUV im Hinblick auf den Urheberschutz Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben. Anschließend wurde die betroffene Firma in Bezug auf eine Passage des Berichts, bei deren Bekanntgabe eine Offenbarung möglicher Betriebs-/Geschäftsgeheimnisse der Firma im Raum stand, angehört.“ Dazu sei der Kreis laut Gesetz verpflichtet.
Am 11. Oktober hätten die Rechtsanwälte der Firma dann mitgeteilt, dass die in dem Bericht getroffenen Feststellungen keine Betriebs- oder Geschäftsgeheimnisse darstellen. Die Kreisverwaltung habe daraufhin entschieden, den Bericht nicht nur dem antragstellenden Bürger zur Verfügung zu stellen, sondern ihn auf der Internetseite der Kreisverwaltung zu veröffentlichen. Dies geschah am 17. Oktober.
Experte: Ruhe bewahren
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Zur Einordnung: Alle bei den Löwenzahnproben ermittelten PCB-Werte befinden sich in einer Größenordnung, die nicht so groß ist, als dass sich Anwohner jetzt Sorgen um ihre Gesundheit machen sollten. Zu dieser Einschätzung kommt auch der PCB-Experte und Diplom-Biologe Utz Kowalewski, den unsere Redaktion vergangene Woche für eine Einordnung hinzuzog. Er rät vielmehr, Ruhe zu bewahren und bei den Behörden auf Information und Aufklärung zu bestehen.