Gevelsberg. Youtuber aus Syrien, NSU-Opferanwalt und Kultband sind Höhepunkte der Aktionswoche für Zivilcourage in Gevelsberg vom 4. bis 10. November.
Tugenden wie Toleranz, Verständnis füreinander und Solidarität sind bundesweit innerhalb der Gesellschaft ins Wanken geraten. Das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und Kultur zu fördern, ist daher nicht nur eine Aufgabe der Politik, auch die Bürgerschaft ist gefordert. Getragen von diesem Gedanken findet seit 2008 in Gevelsberg die „Aktionswoche für Zivilcourage und gegen rechte Gewalt“ statt, welche gefördert wird vom Bundesprogramm „Demokratie leben!“. Sie steht nun erneut in den Startlöchern.
Das zuständige Gevelsberger Aktionsbündnis möchte wieder Zeichen setzen gegen jedwede Form von Gewalt und Rechtsextremismus, engagiert sich mit Veranstaltungen, die das weltoffene Verständnis der Bürgerschaft stärken sollen und trägt Sorge dafür, dass innerhalb der Stadt alle Menschen friedvoll und ohne Diskriminierung zusammen leben können.
Nun wurde das Programm der bereits zwölften Aktionswoche vorgestellt, die vom 4. bis 10. November veranstaltet wird und mit einer enormen Bandbreite an Veranstaltungen aufwartet. In seinen Begrüßungsworten sagte Bürgermeister Claus Jacobi, dass „die Aktionswoche immer mehr an Schwung und Dynamik gewonnen hat“; was mitunter auch daran läge, dass sich die weiterführenden Schulen mittlerweile in das Bündnis mit eigenständigen Aktionen einbringen.
Programm für die Bürgerschaft
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Den Anfang macht am 4. November Mehmet Daimagüler, der Opferanwalt der Nebenklage im NSU-Prozess. Mit einer Lesung aus seinem Buch „Empörung reicht nicht“ möchte er an alle appellieren, Demokratie nicht für selbstverständlich zu nehmen, sondern sie gegen Hass und Extremismus zu verteidigen. Im Rahmen dieser Lesung wird zudem auch noch die Fotoausstellung „4074 Tage – Tatorte der NSU-Morde“ der Fotografin Gabriele Reckhard in der VHS eröffnet.
Während Dr. Heiner Sasse am Mittwoch, 6. November, die seelische Struktur wie auch ihre Entstehung durch Beziehungserfahrungen genauer untersuchen wird, soll den Bürgern am Freitag, 8. November, während eines Argumentationstraining gegen Stammtischparolen vermittelt werden, wie Einmischung wirkungsvoll funktionieren kann, ohne arrogant, moralisierend oder aggressiv aufzutreten.
Auch das Städtische Jugendzentrum beteiligt sich an der Aktionswoche. Ebenfalls am 8. November wird im hauseigenen Café ein selbstproduzierte Film gezeigt, in dem Jugendliche unterschiedlichster Herkunft von ihrer aktuellen Lebenswelt berichten. Dabei sollen die Gemeinsamkeiten im Mittelpunkt stehen.
Am Samstag, 9. November, wird der bekannte Berliner Jazzmusiker Janko Lauenberger an der Swing-Gitarre mit Bernd Huber an der Violine ein Konzert im Bürgerzentrum der VHS geben. Beide sind Musiker der Kultband „Sinti Swing Berlin“ und Gewinner des „Berliner Blues & Jazz Award“ von 2005. Darüber hinaus wird das Duo die Gedenkveranstaltung zum 81. Jahrestag der Novemberpogrome musikalisch begleiten, die am Sonntag, 10. November, am Mahnmal vor dem Rathaus stattfinden wird und bei der Prof. Dr. Klaus–Michael Bogdal, Literaturwissenschaftler und Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus der Bundesregierung, als Hauptredner fungiert.
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Als ein Zeitbild der späten 20er Jahre zeigt das Filmriss-Kino am selben Tag den Film „Als Unku Edes Freundin war“. Es ist die Geschichte einer Freundschaft zwischen einem einheimischen Jungen und einem Zigeunermädchen, das mit einer Gruppe von Schaustellern auf den Rummelplatz kommt. Er zeigt, wie Vorurteile ab- und Verständnis aufgebaut werden können.
Die Stadtbücherei bietet Leserinnen und Lesern einen Büchertisch sowie eine Literaturliste rund um die Themengebiete Rechte Gewalt und Zivilcourage.
Programm für Schulklassen
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Selbstverständlich wird es wieder zahlreiche Veranstaltungen für Schulklassen geben. Da wären unter anderem die Stadtrundfahrt des antifaschistischen Arbeitskreises, ein Kinoseminar zum Propagandafilm „.Hitlerjunge Quex“, ein Jugendkulturprojekt mit dem Thema „Antiziganismus“ sowie die „Kinder des Widerstandes“ und Ausstellung „Neofaschismus in Deutschland“. Schüler der Realschule präsentieren ein Theaterstück zum Thema Zivilcourage und bearbeiten Stationen, um Grundschülern Verhaltens- und Handlungsmöglichkeiten für Situationen, die Zivilcourage verlangen, auf den Weg mitzugeben. Die Hauptschule wird einzelne Projektarbeiten zu den Themen Rassismus und Zivilcourage durchführen und am Gymnasium wird eine „Schulausstellung zum Konzentrationslager Bergen-Belsen“ zu sehen sein.
Programm nach der Woche
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Darüber hinaus wird es im Anschluss an die Aktionswoche am Sonntag, 17. November, im Filmriss-Kino einen Auftritt „Der drei Rothemden“ geben und der aus Syrien geflüchtete Youtuber Firas Alshater berichtet am Montag, 9. Dezember, in der Stadtbücherei über seine Erlebnisse während seiner Reise quer durch Deutschland.