Gevelsberg. Der Bauverein Gevelsberg ist wirtschaftlich herausragend aufgestellt. Aber: Die soziale Komponente soll zukünftig wieder mehr ins Zentrum rücken.

Der kleine Zettel an der Eingangstür bringt die Misere auf den Punkt: eingeschränkte Öffnungszeiten beim Bauverein. Dass der in diesem Gebäude an der Wasserstraße sein Hauptquartier eingerichtet hat, wissen aber auch nur Eingeweihte. Denn: Ein Schild mit dem Hinweis darauf, dass die Genossenschaft mit fast 2700 Mitgliedern und mehr als 1750 Wohnungen hier residiert, existiert an dem Gebäude nicht. Das sind zwei von vielen Kleinigkeiten, derer sich Volker Bremer nun annehmen wird, der nach dem plötzlichen Ausscheiden des kaufmännischen Vorstands Frank Ryll nun allein in hauptamtlich verantwortlicher Position beim Gevelsberger Bauverein agiert.

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Die Mitteilung Ende der vergangenen Woche kam überraschend: Aufsichtsratsvorsitzende Barbara Kremer ist zurückgetreten, Frank Ryll hat einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Neuer Aufsichtsratsvorsitzender ist Stefan Biederbick, Hans-Georg Heller lässt seine Tätigkeit im Kontrollgremium ruhen und übernimmt ehrenamtlich den zweiten Vorstandspart (wir berichteten). Gemeinsam mit Volker Bremer, der erst zum Jahreswechsel seinen Dienst an der Ennepe angetreten hatte, wollen Biederbick und Heller mit den weiteren Aufsichtsratsmitgliedern einen Kurswechsel bei der Wohnungsbaugenossenschaft herbeiführen.

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Zum Rücktritt Barbara Kremers machen sie deutlich: „Das waren persönliche Gründe und diese Entscheidung hat uns vollkommen überrascht.“ Auf die plötzliche Beendigung des Arbeitsverhältnisses mit Frank Ryll nach 20 Jahren als Angestellter des Bauvereins angesprochen, formuliert Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Bierderbick sehr vorsichtig: „Herr Ryll ist ein ausgesprochen kompetenter Mann, der seine Arbeit auf der wirtschaftlichen Seite ganz hervorragend erledigt hat. Es gab keine einzelne Situation oder ein bestimmtes Zerwürfnis. Wir sind unterschiedlicher Auffassung darüber gewesen, wie sich der Bauverein ausrichtet und zu dem Schluss gekommen, dass es für alle Seiten sinnvoller ist, wenn man sich trennt. Mir ist wichtig, zu betonen, dass dies einvernehmlich und ohne großen Streit passiert ist.“

Stefan Biederbick stellt auf Nachfrage dieser Zeitung klar: „Es hat keinerlei strafrechtlich relevante Vorfälle gegeben, und es ist weder den Mietern noch den Anteilseignern der Genossenschaft ein wirtschaftlicher oder sonstwie gearteter Schaden entstanden.“

Vorstandsposten ist ausgeschrieben

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Auch wenn die Aufsichtsräte sich bedeckt halten – bei solchen Trennungen ist es schließlich nicht unüblich, dass beispielsweise im Auflösungsvertrag Stillschweigen vereinbart worden ist – zeigen die Zukunftspläne sehr deutlich, woran es in der Vergangenheit gehapert hat. Das ist eindeutig nicht die wirtschaftliche Seite. Die hat Frank Ryll voll und ganz im Griff gehabt. Ein Blick in die Bilanz zeigt: Die Liquidität des Gevelsberger Bauvereins ist exzellent, das Eigenkapital im deutschlandweiten Vergleich der eingetragenen Genossenschaften herausragend.

Rückschlüsse lassen sich hier ablesen: In Zukunft will man hingegen die soziale Komponente wieder stärker ins Auge fassen. Die Erreichbarkeit, die Sichtbarkeit, der Service an den Mietern, der geförderte Wohnungsbau, die Investitionen in den Bestand und eine wieder deutlich erhöhte Tätigkeit als Bauträger sind die Dinge, die auf der Agenda des Bauvereins ganz oben stehen.

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Dafür läuft aktuell noch bis Ende September die Suche nach einem neuen kaufmännischen Vorstand. Geht der Plan auf, dann wird der oder die Neue zum Jahreswechsel vorgestellt.

Alles zu den nächsten Bauvorhaben gibt es auf Gevelsberg