Gevelsberg. Gevelsberger Bauverein reißt ehemaliges Gemeindehaus ab. Grundstück des Bullenklosters wird neu bebaut. 40 bis 50 Einheiten auf der Jeco-Brache.
Die Wohnungsknappheit hat Gevelsberg längst erreicht, das zeigt auch die Tatsache, dass der Bauverein eine Vollvermietung vermeldet. „Die einzigen Leerstände, die wir aktuell haben, sind auf Sanierungen zurückzuführen“, sagt der technische Vorstand des Bauvereins, Volker Bremer und weiter: „Auf dem Wohnungsmarkt herrscht ein extremer Druck.“ Aus der sozialen Verantwortung für die Stadt Gevelsberg heraus rücke daher auch der geförderte Wohnungsbau wieder deutlich mehr in den Fokus – der vielen noch besser als sozialer Wohnungsbau bekannt sein dürfte.
Gemeindehaus Heide
Gehobener Bereich
Die Neubauten an der Asternstraße sind erst seit einigen Monaten bezogen, die letzte Bautätigkeit des Bauvereins davor liegt weiter in der Vergangenheit.
Vor knapp drei Jahren wurden die Häuser an der Haufer Straße fertiggestellt. Diese sind im Vergleich zu den geplanten Projekten allerdings eher im gehobenen bis luxuriösen Bereich anzusiedeln – sowohl was die Größe als auch was die Ausstattung anbelangt.
Etwa vier Millionen Euro investierte der Bauverein seinerzeit an der Haufer Straße.
Das ehemalige evangelische Gemeindehaus ist über viele Jahre so etwas wie ein vergessener Ort in der Stadt Gevelsberg gewesen. Bis vor neun Jahren wohnte dort Pfarrer Ralf Bödeker mit seiner Familie. Dann strukturierte die Kirche die Gemeinde neu. Anschließend wurden das Grundstück und die Immobilie der Natur überlassen und waren seit dem Jahr 2014 immer wieder Thema auf den Mitgliederversammlungen des Bauvereins. Stets Tenor: Dort wird zeitnah etwas passieren. Jetzt ist es tatsächlich so weit. Der Abriss beginnt, und dort entstehen frei finanziert 13 Wohneinheiten, die sich auf zwei Vollgeschosse und ein Staffelgeschoss verteilen.
Schnellmark
Die Ecke Haufer Straße, Schnellmarkstraße wuchert nicht minder stark zu, wie es an der Heideschulstraße der Fall war. Dort stand bis zu seinem Abriss im Jahr 2013 das Hochhaus Haufer Straße 72 – im Volksmund besser bekannt als „Bullenkloster“, weil dort fast ausschließlich junge Männer wohnten, die bei der Firma Krefft beschäftigt waren. Seit 1970 befand sich das Haus im Eigentum des Bauvereins und stand bereits seit sechs Jahren leer, als die Bagger es dem Erdboden gleich machten. Nun sollen auf diesem Grundstück an der Straßenecke 24 öffentlich geförderte Wohneinheiten entstehen.
Sunderweg
Parallel dazu sollen am Sunderweg auf einem Grundstück in Richtung des Neubaugebiets weitere 18 Wohneinheiten entstehen. „Wir hoffen, dass wir all diese Bauaktivitäten im Jahr 2021 abschließen können“, sagt Volker Bremer.
Jeco-Brache
Erst im Anschluss daran wird der Gevelsberger Bauverein im Jahr 2021 damit beginnen, sein Projekt auf der Jeco-Brache in die Realität umzusetzen. „Dort sollen zwischen 40 und 50 Wohneinheiten entstehen. Für genaue Zahlen sind wir in den Planungen noch nicht weit genug“, sagt Bauvereinsvorstand Volker Bremer. Auch hier stehe nach den höherpreisigen Bauprojekten der jüngsten Vergangenheit die Bezahlbarkeit des Wohnraums im Zentrum der Überlegungen.
Wohnungsbestand
Neben den wieder gesteigerten Neubauaktivitäten ist die Bestandspflege für Bremer ein ganz zentrales Kriterium, um als Genossenschaft in einer Stadt erfolgreich und anerkannt zu sein. „Wir vermieten keine Wohnungen, wir vermieten das Wohnen“, sagt Bremer, der betont, dass das wichtigste Standbein des Bauvereins der Bestand sei und dass es Aufgabe sei, den Mitgliedern über ihr gesamtes Leben Wohnverhältnisse zu bieten, die an die jeweiligen Lebenssituationen und persönlichen Bedürfnisse angepasst sind.
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Vor allem den Ortsteil Berge hat er bei der Bestandspflege im Blick. „Wir haben dort sehr viele Wohnungen, die Menschen fühlen sich wohl, und genau hier bieten wir das, was ich als Grundsatz eines kommunalen Wohnungsunternehmens ansehe: bezahlbaren Wohnraum für die breite Schicht der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen.“ Aktuell befinden sich etwa 95 Prozent des öffentlich geförderten Wohnraums in der Stadt Gevelsberg im Besitz des Bauvereins, der über sein gesamtes Portfolio eine durchschnittliche Miete von knapp fünf Euro pro Quadratmeter aufruft.
Interne Ziele
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Mieter und Interessenten vor verschlossenen Türen, überfüllte Wartebereiche, unbeantwortete Anrufe, und eine hohe Nicht-Erreichbarkeit sollen der Vergangenheit angehören. „Wir haben weitere Leute eingestellt, und wir werden die Öffnungszeiten ausweiten“, verspricht Volker Bremer. Einem schlechten Ruf und einem Rückzug aus den Köpfen der Gevelsberger soll auf diese Weise vorgebeugt werden. Service und Betreuung sind die Stichwörter, die mit neuem Leben gefüllt werden sollen. Sind diese ersten kurzfristigen Schritte getan, warten aber bereits die nächsten. „Wir müssen uns jetzt schon Gedanken über 2025 hinaus machen, uns fragen, wohin die Reise für den Bauverein und seine Mitglieder im Jahr 2030 geht“, sagt Aufsichtsratsvorsitzender Stefan Biederbick.