Breckerfeld/Ennepe-Ruhr. . Die Ennepetalsperre ist fast vollgelaufen - das erklärt die AVU bei der Jahresbilanz. Ob der Versorger an der Preisschraube dreht, ist offen.

Wer an das Jahr 2018 denkt, landet fast automatisch beim Thema Wetter und einem nicht enden wollenden Sommer mit zu wenigen Regentagen. Den Jahrhundertsommer hat auch AVU-Vorstand Uwe Träris im Gedächtnis, wenn er für sein Unternehmen in das neue Geschäftsjahr blickt.

„Ein wichtiges Thema ist die sichere und zuverlässige Wasserversorgung für die Region Ennepe-Ruhr. Denn die geringen Niederschläge im Jahr 2018 haben gezeigt, dass diese Aufgabe auf uns als Trinkwasser-Versorger zukommt. Mit zwei Wasserwerken sowie der geplanten Verbindungsleitung nach Hagen sind wir da gut aufgestellt.“

Ennepetalsperre wieder gut gefüllt

Zahlen, Daten, Fakten

Die AVU Aktiengesellschaft für Versorgungs-Unternehmen hat ihr Stammgebiet als Energiedienstleister und Wasserversorger in sieben von neun Städten des Ennepe-Ruhr-Kreises.

Im Geschäftsjahr 2017 erzielte die AVU einen Umsatz von 373,6 Millionen Euro und einen Bilanzgewinn von 14,4 Millionen Euro. Die Hälfte des Bilanzgewinns kommt der Region zu Gute. Kommunale Aktionäre sind der Ennepe-Ruhr-Kreis und Gevelsberg, Schwelm und Ennepetal. Im Jahresdurchschnitt beschäftigte die AVU-Gruppe 460 Mitarbeiter.

Seit mehr als 100 Jahren beliefert die AVU Menschen und Unternehmen im Kreis mit Strom, Gas, Trinkwasser, Wärme und Energiedienstleistungen.

Selbst in den ersten Tagen des neuen Jahres waren die beiden Wasserwerke Rohland/Ennepetalsperre und Volmarstein/Ruhrtal noch gemeinsam in Betrieb. „Die Trinkwasserproduktion aus beiden Wasserwerken war notwendig, um die Ennepetalsperre als Reservoir zu schonen“, sagt Jörg Prostka, Pressesprecher der AVU, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Um die Trinkwasserversorgung für das Geschäftsgebiet des Energieversorgers mit Sitz in Gevelsberg sicherzustellen, lieferte Volmarstein im November und Dezember 43 beziehungsweise 54 Prozent der benötigten Wassermenge. Prostka: „Normal ist ein Anteil von 0 bis 4 Prozent“.

31,1 Millionen Liter Trinkwasser am 3. August

Im Sommer 2018 lag die Talsperre an ihrem südlichen Ende trocken..
Im Sommer 2018 lag die Talsperre an ihrem südlichen Ende trocken.. © Michael Kleinrensing

Noch ein paar Zahlen zum Wasser: Die höchste Tagesförderung von Trinkwasser erfolgte am 3. August 2018 mit 31,3 Millionen Litern (Durchschnitt: ca. 23 Millionen Liter), die geringste Förderung übrigens am 27. Dezember 2018: 17,7 Millionen Liter. Die Jahresfördermenge der AVU für 2018 liegt 2,7 Prozent über der Vorjahresmenge.

Der aktuelle Stauinhalt der Ennepetalsperre: 11,71 Mio. Kubikmeter (Stand: 21. Januar 2019, 12.15 Uhr). Anfang Dezember waren es noch weniger als 5,5 Millionen Kubikmeter. Bei einem Vollstau kann die Ennepetalsperre maximal 12,6 Millionen Kubuikmeter aufnehmen.

Versorger kann Marktanteil halten

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Uwe Träris ist im Rückblick mit dem Geschäftsverlauf 2018 zufrieden: „Wir konnten beim Strom- und Gasverkauf unseren Marktanteil halten und uns im Wettbewerb behaupten. Das ist keine Selbstverständlichkeit mehr in der Branche. Bemerkenswert ist auch, dass unsere Strom-Netze geringe Ausfallzeiten haben – mit weniger als vier Minuten pro Jahr und Kunde liegen wir weit unter dem Bundesdurchschnitt von rund 15 Minuten.“

Mit einem Rückgang der Besucherzahlen von 20 Prozent waren die Kundenzentren, in den sieben Städten des Kreises, den sogenannten AVU-Treffpunkten weniger frequentiert. Fanden 2017 noch 66.148 Besucher den Weg dort hin, waren es ein Jahr später nur noch 54.000.

Digitalisierung sorgt für Kunden-Rückgang

Als Gründe für den Rückgang nennt Jörg Prostka die zunehmende Digitalisierung durch Internet, Online-Treffpunkte und E-Mails und die Hotline ( 02332/73-123). Gut 50 Prozent der Themen stammen aus dem Bereich Rechnungsfragen und Zahlungen allgemein (Werte von 2017). „Letztlich“, so Prostka, „ist ein Teil des Rückgangs auch dadurch zu begründen, dass wir in 2018 keine Preiserhöhung angekündigt haben.“ Auch dies führe in der Regel zu mehr Besuchern in den Treffpunkten.

Den stärksten Besucherrückgang hatte Schwelm zu verzeichnen. Dort ist die AVU vom Märkischen Platz unter das Dach der Sparkasse gezogen. 16.547 Menschen suchten Rat und Auskunft im Jahr 2017. Ein Jahr später waren es nur noch 12.132 Menschen, ein Rückgang von etwa 25 Prozent. Auch in Breckerfeld ging die Zahl der Besucher im AVU-Treffpunkt erheblich zurück. 1936 waren es moch im Jahr 2017, 1509 zählte die AVU 2018.

Keine Entscheidung für Erhöhung

„Wir sind mit dem neuen Standort in Schwelm trotz des Rückgangs zufrieden – es ist ein idealer Standort mit zwei kommunalen Unternehmen: AVU und Sparkasse“, sagt Jörg Prostka. Für sein Unternehmen sei es eine Strategie, die weiter verfolgt werde. „Für uns ist es ideal, wenn man mit Sparkassen oder auch städtischen Bürgerbüros kooperieren und mit den Treffpunkten in die selben Gebäude ziehen kann.“

Ob es 2019 eine Preiserhöhung geben wird, ist offen. „Noch“, so Prostka, „gibt es keinen Beschluss.“ Das Unternehmen müsse eine Erhöhung sechs Wochen vor Inkrafttreten ankündigen.