Dortmund. Wenn andere an ihre Grenzen kommen, wird der Dortmunder Katzenschutz aktiv. An geeigneten Pflegestellen für die Tiere mangelt es jedoch.
„Wenn man einmal gesehen hat, dass es in Dortmund wirklich Katzen-Elend gibt, weiß man: Die Tiere müssen kastriert werden!“ Jutta Quiring blickt in den Garten, durch den ihre schwarzweiße Katze streift. Kastriert, klar. Seit 40 Jahren ist sie beim Dortmunder Katzenschutz aktiv – auch ihre Katze kam als Notfall zu ihr. Unermüdlich setzt sie sich für den Verein ein, jeden Tag inklusive Wochenenden. „Das können am Tag auch mal sechs Stunden sein“, sagt sie. Als stellvertretende Vorsitzende des Dortmunder Katzenschutz-Vereins kümmert sie sich ums Büro, fährt zu Notfällen, pflegt Kätzchen in ihrer eigenen Pflegestelle.
Erster Kontakt zum Dortmunder Katzenschutz: Urmel ist weg!
Bei ihrem ersten Kontakt zum Dortmunder Katzenschutz war Jutta Quiring selbst in Not: Ihr Kätzchen war verschwunden! „Anfang der Achtziger muss es gewesen sein, als mein Onkel mir meine erste Katze aufgeschwatzt hat“, blickt sie zurück. Ein kleiner Siam-Mix. Ihr erster Gehversuch als Katzenmutter. „Und dann war Urmel plötzlich weg! Da habe ich einfach mal beim Katzenschutz angerufen.“ Ihr Reflex erwies sich als goldrichtig: Urmel fand sich wieder – und bei Jutta Quiring blieb der Katzenschutzverein in guter Erinnerung.
„Urmel durfte erst wieder raus, nachdem er kastriert war. Das war mir damals schon klar“, sagt sie. Aber bis Jutta Quiring richtig aktiv wurde, brauchte es ein weiteres Katzendrama. In der Nähe der Klönnestraße im Dortmunder Osten habe sie damals gewohnt, mit Blick auf Grabeland-Parzellen. Eine große Katzenfamilie lebte dort, verwahrlost und in schlechtem Zustand. Quirings Herz blutete, und wieder bat sie beim Katzenschutz um Hilfe. „Wir haben alle Katzen eingefangen und kastrieren lassen“, erinnert sie sich. Aber auch sie selbst war gefangen – und kommt seitdem nicht mehr vom Katzenschutzverein los.
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Aber nicht immer gibt‘s ein Happy End, sagt die Katzenschützerin. Zum Beispiel, wenn ausgesetzte Katzenbabys gefunden werden und nicht alle Tiere überleben. Wenn kranke Fundtiere eingeschläfert werden müssen. Oder wenn wieder die Katzenseuche grassiert: „Zwei Jahre lang sind viele Katzen daran gestorben. Man findet einen ganzen Wurf und weiß: In zwei Tagen sind alle tot! Das war emotional ganz schlimm für uns.“
Pflegestellen für Katzen sind in Dortmund rar: „Oft passt es nicht“
Rund 550 Mitglieder habe der Dortmunder Katzenschutzverein, erklärt Gudrun Heinisch. Die ehemalige Hausärztin war lange Vereinsvorsitzende, hat das Amt inzwischen aber an Michael Jann abgegeben. Aber trotz der vielen Mitglieder sei nur eine Hand voll „richtig aktiv“, sagt sie. Wie Jutta Quiring zum Beispiel – oder der fleißige Helfer, der seit 20 Jahren jeden Tag drei Stunden lang durch Dortmund fährt, um die Futterstellen aufzufüllen.
Dazu kommen rund 15 Pflegestellen für Notfall-Katzen. „Viel zu wenig“, klagt Heinisch. „Wir suchen immer dringend neue.“ Aber so einfach sei das nicht: „Viele bieten sich als Pflegestelle an, aber es passt einfach nicht.“ Oft sei die Wohnung zu klein oder die Terrasse nicht katzensicher. Außerdem koste eine Pflegestelle viel Zeit: Zu lange allein lassen könne man Notfall-Katzen nicht – vor allem Kitten nicht, die noch gefüttert werden müssen. Findet sich endlich doch eine neue Pflegestelle, stellt der Verein alles, was es zur Pflege braucht (Korb, Kratzbaum, Höhle, Näpfe, Katzenklo).
Vermittlung gesunder Katzen ist kein Ding – es gibt aber Problemfälle
Auch Jutta Quiring dient dem Katzenschutz als Pflegestelle. Die Katzen haben in ihrem Reiheneckhaus sogar ein eigenes Zimmer unterm Dach: „Purer Luxus!“, sagt sie. Gerade leben zwei Babykätzchen dort. Graue Schönheiten, in denen sicher Britisch Kurzhaar steckt. „Eine junge Frau hatte bei uns Hilfe gesucht“, erklärt Heinisch. Sie hatte eine Katze gekauft, die unerwartet trächtig war. „Zwei Wochen lang hat sie versucht, mit den Kitten klarzukommen. Aber es ging einfach nicht. Und dann wurde auch noch das Muttertier aggressiv.“ Beide Kitten seien entwicklungsgestört und krank – wohl durch Inzest, vermutet Heinisch.
Jetzt versucht Jutta Quiring die Kätzchen aufzupäppeln und durchzubringen, bis sie in ein permanentes Zuhause vermittelt werden. „Falls das überhaupt geht“, meint sie besorgt. Die Vermittlung gesunder junger Katzen sei kein Problem. Bei kranken Katzen sei das deutlich schwieriger. Aber auch die brauchen ein Heim. Freigänger nach dem Kastrieren einfach wieder aussetzen sei nicht immer die Lösung, weiß auch Gudrun Heinisch. „Es gibt Orte, an die bringen wir sie ungern zurück.“ Sie erinnert sich an einen Recyclinghof im Hafen: „Der Besitzer war froh, dass die Katzen zum Mäusejagen zurückkommen. Die Katzen sind dort auch nicht unglücklich. Aber nur die Hälfte der Freigänger lebt länger als ein Jahr, und die Lebenserwartung liegt bei sechs statt 15 Jahren.“ Deshalb versuchen Heinisch, Quiring und ihr Team lieber, die Tiere in gute Hände zu vermitteln.
150.000 Euro Tierarztkosten pro Jahr: „Sind auf Erbschaften angewiesen“
Der Dortmunder Katzenschutzverein finanziert sich allein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden. „Wir sind auch auf Erbschaften angewiesen“, sagt Heinisch. Rund 150.000 Euro an Tierarztkosten fallen jedes Jahr an. Notfälle wollen versorgt werden – wie die Katze, die kürzlich mit abgerissener Pfote in einem Dortmunder Schrebergarten gefunden wurden. Oder die elf verwahrlosten, teils kranken Katzenbabys, die der Katzenschutz letztes Jahr gemeinsam mit Arche 90 aus einem Schuppen in Hostedde rettete. Dazu kommen für eingefangene Freigänger 200 Euro fürs Kastrieren, 50 Euro fürs Chippen, Kosten für Wurmkur und andere Standards.
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Aber bei allem Stress, dem Zeit-Einsatz und der Trauer über verstorbene Tiere lieben Gudrun Heinisch und Jutta Quiring, was sie tun – auch wegen Happy Ends wie diesem: Vor ein paar Jahren haben die Ehrenamtlichen des Dortmunder Katzenschutzes in Scharnhorst eine Katze gefunden, die in Rheinberg (Niederrhein) vermisst wurden. Nach 13 Jahren kam sie zurück nach Hause.