Dortmund. “Ansprechpartnerin auf Augenhöhe“: Dr. Katharina Kalka ist Dortmunds erste Tierschutz-Beauftragte. Drei Themen hat sie schon auf der Agenda.

Dr. Katharina Kalka ist Dortmunds erste Tierschutzbeauftragte – ehrenamtlich, von der Stadt bestellt, aber unabhängig. "Ich bin niemandem verpflichtet", sagt die junge Tierärztin. Und das sei ihr Trumpf: "Für die ehrenamtlichen Tierschutzorganisationen bin ich eine von ihnen.“ Das schaffe Vertrauen, sagt sie.

Als objektive Beobachterin soll die Dortmunderin im Streitfall zwischen Tierschützern und Veterinäramt vermitteln, kann aber auch eigene Projekte anstoßen. Zudem wurde sie schon von der Stadtpolitik kontaktiert – etwa für Stellungnahmen zu Tierschutzthemen in Ratsausschüssen. „Ich bin zwar von der Stadt bestellt, aber weisungsfrei. Darauf legt die Stadt großen Wert“, betont Kalka. „Ich stehe in keiner Verbindung zur Stadt Dortmund und bin frei in meiner Meinung. Niemand kann sich in meine Aussagen einmischen."

Neues Projekt: „Erster Dortmunder Tierschutzpreis“

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Als sich Katharina Kalka den Dortmunder Tierschutzgruppen vorstellte (passenderweise beim Tag der offenen Tür im Tierheim) seien alle begeistert gewesen: "Sie haben sich gefreut, endlich eine Ansprechpartnerin auf Augenhöhe zu haben, die auch ehrenamtlich arbeitet."

Seit Anfang 2022 ist Kalka schon im Amt. Ihr erstes Projekt ist Ende August an den Start gegangen: der erste "Dortmunder Tierschutz-Preis", der Projekte finanziell unterstützen will, die einen aktiven Beitrag zur Verbesserung des Tierschutzes leisten oder über Tierschutz aufklären. > Mehr Infos zum Wettbewerb siehe unten!

Tierschutzbeauftragte plant Austausch mit Dortmunder Organisationen

Weitere konkrete Projekte gebe es noch nicht, so Kalka. Aber Anfang Oktober findet der erste Runde Tisch mit ehrenamtlichen Akteurinnen im Dortmunder Tierschutz statt. "Da werden wir Themen festlegen, mit denen wir uns prioritär beschäftigen wollen." Das erste Treffen finde bewusst ohne Verwaltung und Politik statt – obwohl mehrere Ratsfraktionen gern dabei gewesen wären, wie sie sagt. „Aber die habe ich vertröstet.“

Vom runden Tierschutz-Tisch verspricht sich Kalka Ideen für konkrete Projekte. Eingeladen seien knapp zehn Einzelpersonen, Gruppen und Vereine – von Vogelretter Ewald Ferlemann über die Taubenhilfe Dortmund/Lünen bis zur Arche 90 und dem Tierschutzverein Groß-Dortmund. „Einen zentral organisierten Austausch untereinander gab es bisher nicht“, so Kalka.

Alle Beteiligten sollen zwei Themen mitbringen, die ihnen unter den Nägeln brennen, erklärt die Tierschutzbeauftragte. „Stadttauben werden sicher zur Sprache kommen“, vermutet sie, „das ist ja ein Dauerbrenner.“ Im zweiten Schritt sollen die Ehrenamtlichen Arbeitsgruppen bilden und im Kleinen weiterarbeiten. Dann erst werden Fachleute, Verwaltung oder Politik dazu geholt.

Drei Dortmunder Tierschutz-Themen stehen bisher auf dem Plan

Anregungen von Bürgern oder Stadtpolitik gebe es schon einige, so Kalka. Als drei Schwerpunkte haben sich bisher diese Themen herauskristallisiert:

  • Stadttauben: Taubenschutz sei für viele Vereine ein großes Thema, so Kalka. Viele Tauben seien verletzt und litten unter schlecht installierten Vergrämungsmaßnahmen.
  • Igelschutz: Auch zum Thema "Gefahren durch Mähroboter" seien schon Anfragen gekommen. Eine vage Idee: eine Aufklärungsaktion für Bürgerinnen und Bürger und bei Mähroboter-Verkaufsstellen wie Gartencentern. Schließlich gehört auch Öffentlichkeits- und Aufklärungsarbeit zu Kalkas Aufgaben. Eine Stellungnahme zum Thema Igelschutz habe sie schon im Ausschuss für Bürgerdienste abgegeben, so Kalka.
  • 24-Stunden-Tierklinik: Eine Mail sei besonders emotional gewesen, erinnert sich die Tierschutzbeauftragte: "Ein Bürger hat sich gemeldet, weil er für seinen kranken Hund keinen Notdienst in Dortmund gefunden hatte und nach Recklinghausen zur Tierklinik musste. Er hat mir seine Erlebnisse geschildert und meinte: Ich würde mich freuen, wenn Sie diese Idee mitnehmen würden. Wir möchten nicht, dass das noch jemandem passiert." Auch hierzu habe sie schon eine Stellungnahme im Ausschuss abgegeben. Der letzte Dortmunder Tierarzt habe seinen Klinikstatus schon lange abgegeben, erklärt Tierärztin Kalka. 24-Stunden-Dienste biete in Dortmund also niemand mehr an. Das liege auch am Fachkräftemangel. Für die meisten Praxen sei der Klinikstatus personell nicht mehr zu stemmen. Im Notfall müssen Dortmunder Tierhalter nach Duisburg, Recklinghausen oder ins Sauerland. Um die Versorgung in Dortmund zu verbessern, denkt Kalka gerade auf Lösungen herum. „Eigentlich braucht eine Großstadt wie Dortmund eine Tierklinik“, meint sie. Das sei aber unwahrscheinlich. Zumindest eine gebündelte Information über Sprechstunden und Notdienst-Stunden will sie gemeinsam mit den Dortmunder Tierärztinnen angehen.

Mittlerin zwischen Tierschützern und Amtstiertärztinnen

Als frisch promovierte Tierärztin steckt Katharina Kalka gerade im Referendariat zur Amtstierärztin beim Landesumweltamt in Recklinghausen. In einem Interessenskonflikt sieht sich die Dortmunderin dadurch aber nicht – obwohl sie im Streitfall zwischen Tierschützerinnen und Amtstierärzten schlichten muss. "Ich sehe das eher als Vorteil. Ich kann viel besser einschätzen, wie ein Veterinäramt arbeitet. Ich weiß, wie Verwaltung funktioniert, kenne die Gesetze und weiß, was man davon umsetzen kann."

Sie weiß auch: „Gerade bei Streitfällen zum privaten Tierschutz landet das Veterinäramt oft in der Sackgasse, weil die Vorschriften mehr nicht hergeben. Ich kann nicht einfach in eine Wohnung rennen und sagen: Du hältst deine 20 Katzen schlecht – die nehmen wir dir weg.“ Dass Tierschutzorganisationen da anderer Meinung sind sei verständlich. „Hier stehen sich zwei Parteien gegenüber, die eigentlich das Gleiche wollen – nämlich dass die Tiere nicht leiden.“ Als unabhängige Vermittlerin versuche sie dann beide Streitparteien an einen Tisch zu holen.

Welche Tierschutzprobleme sind in Dortmund am größten?

Spezielle Probleme sieht die Tierschutzbeauftragte bisher nicht, sagt sie. In einer Großstadt wie Dortmund gebe es immer die gleichen Probleme – klar, bei so vielen Haus- und Wildtieren. „Oft entsteht eine falsch verstandene Tierliebe. Dann werden zu viele Tiere unter schlechten Bedingungen gehalten.“ Wenn es um konkrete Tierschutzverstöße gehe sei natürlich das Veterinäramt zuständig. Aber nicht beim Thema Aufklärungsarbeit – da sei Kalka selbst am Zug: „Ist ein großer Hund das richtige Tier für mich? Wie halte ich das Tier richtig? Wie muss das Tier beschäftigt werden? Das sind klassische Themen einer Tierschutzbeauftragten.“

An problematische Tierhalter heranzukommen sei allerdings schwierig – zumal sie sich ihrer grenzwertigen Haltung meist nicht bewusst seien oder sie in Kauf nähmen. Zur Aufklärung stehen bisher nur klassische Wege auf ihrer Agenda: Info-Flyer und Social Media. "Ob ich damit die Katzenmutter mit 30 Katzen erreiche ist natürlich fraglich“, weißt Kalka. „Aber vielleicht kann ich andere davon abhalten, sich 30 Katzen anzuschaffen.“

Woher kommt Ihre Tierliebe? Warum sind Tiere schützenswert?

Tiere haben schon immer eine große Rolle in Katharina Kalka gespielt, sagt sie. Eine Bauernhof-Kindheit hatte sie zwar nicht, "leider, das hätte ich wirklich gerne". Aber aufgewachsen in einem Dortmunder Vorort, hatte sie immer Hunde und Katzen. Auch geritten sei sie lange. „So bin ich zur Tiermedizin gekommen: Ich habe mich immer für Naturwissenschaften und Tiere interessiert – da war Tiermedizin die perfekte Verbindung.“

Mittlerweile lebt die Tierschutzbeauftragte in der Dortmunder Innenstadt im 5. Stock. Da gebe es nur Platz für zwei Katzen, sagt sie wehmütig. „Aber später würde ich gerne raus aus der Stadt und so leben, wie ich als Kind geträumt habe. Das ein oder andere Tier halten und das Landleben genießen.

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Infos zum 1. Dortmunder Tierschutzpreis:

Ausgezeichnet werden Ideen und Projekte, die einen Beitrag zur Verbesserung des Tierschutzes leisten oder Aspekte des Tier- und Artenschutzes vermitteln (z.B. Workshops, Kinderprojekte, Interaktives oder Bauprojekte wie Igelhäuser). Ziel ist es, das ehrenamtliche Engagement im Tierschutz zu fördern. Der Preis ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Alle Infos zum Dortmunder Tierschutzpreis gibt es bei der Stadt.

Der Wettbewerb richtet sich an Einzelpersonen, Vereine, Schulen, Kitas, Jugendfreizeitstätten, Unternehmen... in Dortmund. Hier geht's zum Teilnahmeformular. Bewerbungen sind bis 31. Oktober möglich – vorzugsweise digital an tierschutzpreis@stadtdo.de oder in Papierform (Büro der Tierschutzbeauftragten, Ordnungsamt, Olpe 1).