Garbeck/London. . Millionen Fußball-Fans fiebern dem Champions-League-Finale Borussia Dortmund gegen Bayern München im Wembley-Stadion entgegen. Dazu gehört auch Lorenz Schnadt, der sich aber nicht als Fan in London aufhält, sondern als Police Commander. Der 54-jährige Polizeioberrat berät beim Final-Krimi Londons Polizei-Chefin Gold Chief Super Intendant Julia Pendry. Ein Interview.

Der Fußball- und vor allem BVB-erfahrene Polizeioberrat aus Garbeck, der die Polizeiinspektion I in Dortmund leitet und bei jedem Heimspiel der Borussia mit seinen Kollegen für die Sicherheit der Besucher verantwortlich zeichnet, soll auch in London helfen, Konflikte vor und im Stadion zu vermeiden. Wir haben mit Lorenz Schnadt (54) über seinen Auslandseinsatz gesprochen.

Herrscht große Aufregung in London?

Lorenz Schnadt: Nach dem Mord löst hier eine Besprechung die andere ab. Ich komme gerade von Scotland Yard. Für die englische Polizei steht fest: Sie werden ihre Präsenz verdoppeln. Bereits in der Nacht waren viele Zivilfahrzeuge mit Blaulicht zu sehen, aber wenig Uniformierte.

Wie können Sie die Arbeit der Polizei unterstützen?

Wir, das heißt sechs szenekundige Polizeibeamte und ich als Delegationsleiter, stehen den Kollegen zur Seite. Aber nur beratend. Das ist so, denn wir haben keine Hoheitsbefugnisse. Unsere Aufgabe ist es, Hilfestellung zu leisten, wenn Fußball-Fans nach einer Schlägerei oder massiven Ausschreitungen von Scotland Yard in Gewahrsam genommen werden.

Sie und Ihre Kollegen sind Mittler zwischen den Festgenommenen und der britischen Polizei?

Wenn ein Deutscher in England in Gewahrsam genommen wird, hat er das Recht, mit Vertretern der Deutschen Botschaft zu sprechen. Da beim Finale davon auszugehen ist, dass dies der Fall sein wird, stellen wir den Kontakt zur Botschaft her, in Absprache mit den Kollegen.

Befürchten Sie Ausschreitungen?

Nein. Denn zwischen den BVB- und den Bayern-Fans gibt es keine so große Rivalität, dass wir uns Sorgen machen müssten.

Trotz der Ultras?

Die Ultras sind so zahm wie nie zuvor. Bereits bei den Viertel- und Halbfinalspielen in Dortmund gab es keinen Ärger mit ihnen.

Der Grund?

Die haben alle Angst, in Gewahrsam genommen zu werden und dadurch das Champions-League-Finale zu verpassen. Auch hier in London wartet eine große Anzahl von Gewahrsamsräume auf alle, die massiv über die Stränge schlagen. Einmal in der Zelle, und das Spiel ist für den Fußball-Fan vorbei.