Balve. Antonia Landwehr (24) ist beim Landarzt-Projekt „Local Hero“ nach Balve zurückgekehrt. Was bringt ihr die erneute Visite?
Der Balver Allgemeinmediziner Dr. Paul Stüeken jr. kann sehr überzeugend sein – vor allem, wenn darum geht, die Vorzüge des Arbeitens auf dem Land herauszustellen. Bei Studentin Antonia Landwehr (24) haben seine Argumente verfangen.
Die angehende Medizinerin von der Privatuniversität Witten/Herdecke beteiligt sich am Landarzt-Projekt „Local Hero“. Dahinter steht das Bundesgesundheitsministerium. Es fördert das Vorhaben mit 1,7 Millionen Euro – bis Ende 2024.
Antonia Landwehr hat bereits im vorigen Sommer in die Landpraxis am Drostenplatz hineingeschnuppert: „Es war mein erster Kontakt mit der Allgemeinmedizin. Ich bin am Anfang einfach mitgegangen.“ Standards der medizinischen Versorgung hat sie dabei kennengelernt – etwa die Blutabnahme. Kennengelernt hat sie obendrein die zunehmend digitale Organisation von Praxis und Gesundheitswesen. „Das war mein erster Praxis-Kontakt“, sagt Antonia Landwehr rückblickend.
Zweite Runde in Balve
Dieser Tage steht ihre zweite Praxis-Woche an. Sie endet am Freitag. Der Schwerpunkt der Arbeit ist von der Uni vorgesehen: Antonia Landwehr spricht mit Patientinnen und Patienten über deren Krankheitssymptome. Zudem darf sie medizinische Daten auswerten – etwa ein EKG. Unterm Strich gehe es darum, „einfach sicherer zu werden im Umgang mit den Patienten und deren Beschwerden“.
Antonia Landwehr ist dabei, ihr drittes Semester zu beenden. Im April beginnt das vierte.
Die 24-Jährige aus Paderborns Umland wusste bereits beim Abitur, dass sie ins Gesundheitswesen wollte, „weil ich das immer sehr spannend fand“. Ihr Weg führte sie während eines Freiwilligen Sozialen Jahrs zunächst in die Urologie einer Paderborner Klinik. Eine Ausbildung zur Krankenpflegerin schloss sich an. Doch Antonia Landwehr will über Krankheiten und Behandlungen wissen: Da bot sich ein Studium an.
Vom Land in die Stadt
Vom Land ging’s in die Stadt: nach Witten. Die Studentin schätzt das Lernen in kleinen Seminaren. Das zuweilen raue Stadtleben indes ist für sie eine ungewohnte Erfahrung: „Erst“, stellt sie fest, „wollte ich aus Paderborn raus, und jetzt will ich gern wieder dorthin zurück.“
Aus Balve nimmt Antonia Landwehr „total viel“ mit. Es fängt mit einem „umfassenden, breitgefächerten Behandlungsspektrum“ an: „Es überrascht mich schon, wie weit man schauen kann und wie man untersuchen kann.“ Die angehende Medizinerin kann sich durchaus vorstellen, später selbst in einer Landarzt-Praxis zu arbeiten.
Noch etwas nimmt sie aus Balve: die familiäre Atmosphäre in der Praxis. Obendrein hat das städtische Team um Anna Schulte Antonia Landwehr eine Ferienwohnung für ihren Aufenthalt besorgt: „In anderen Kreisen hat das nicht so gut geklappt.“ Dr. Paul Stüeken jr. betont den Segen kurzer Wege – und dass das Mini-Praktikum der Studentin auch ihm etwas gebe: „Sie hat schon Fragen gestellt, auf die ich niemals gekommen wäre.“