Balve. Erst kein Glück, und dann kam noch Pech dazu: Der Hauptschulabriss wird noch teurer. So sieht die neue Kalkulation aus.
Der Rat hat sich im vorigen September viel vorgenommen. Hauptschule ade – eine Kita sollte her. Bereits im Dezember vergangenen Jahres taten sich unerwartete Schwierigkeiten auf. Was weder Politik noch Verwaltung ahnten: Es sollte noch dicker kommen.
Der Klassentrakt der ehemaligen Hauptschule sollte abgerissen werden. Vorgesehen war indes, den Verwaltungstrakt nach Rückbau der Verbindungsflure als eigenständiges Gebäude weiter zu nutzen. Daraus wird nichts.
Die neuen Arbeiten
„Im Zuge der Abrissarbeiten wurde eine hohe Asbestbelastung verschiedener Bauteile festgestellt, unter anderem sind die Dachplatten und Fassadenteile asbesthaltig“, teilte Bürgermeister Hubertus Mühling mit.
„Durch eine Luftmessung in den Räumlichkeiten des Verwaltungsgebäudes wurden keine Belastungen in der Raumluft festgestellt“: Das war die gute Nachricht in Mühlings Mitteilung. Es folgte eine schlechte Nachricht: „Durch den innenliegenden Verbindungsflur besteht jedoch eine Verschachtelung der Gebäude, dass nunmehr ein sauberer fachmännischer Gebäudeabschluss nicht möglich ist. Ferner dürfen Dächer und Fassaden mit Asbestzementprodukten nicht repariert werden. Eine Abdichtung der Fassade und Dachhaut des ehemaligen Verwaltungsgebäudes ist aus rechtlichen Gründen untersagt.“
Ein Abbruchunternehmen ist inzwischen dabei, das Verwaltungsgebäude abzureißen. Der Abbruch ist aufwendig, die Entsorgung des Schutts teuer. Die Kosten der Maßnahme schätzt Kämmerer Hans-Jürgen Karthaus auf rund 200.000 Euro, wie er der Westfalenpost auf Anfrage am Mittwoch sagte.
Dem Abbruch des Verwaltungsgebäudes liegt ein Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses zugrunde. Gefasst wurde er am Montag, 26. Februar.
Die neue Kosten-Rechnung
Bereits im Dezember war abzusehen, dass die Kosten für den Abriss der ehemaligen Hauptschule aus dem Ruder laufen. Geplant waren ursprünglich Kosten von 320.000 Euro. Im Dezember, im Ratsausschuss USB, war dann von 650.000 Euro die Rede. Nun kommen weitere 200.000 Euro obendrauf.
Der Grund für die Kostenexplosion sei, dass im Gebäude Asbest verbaut worden sei, hieß es im Dezember. Mühling sagte, es sei zwar im Vorfeld auf Asbest untersucht worden – aber nur „grundsätzlich“. Alarmierende Ergebnisse habe aber erst eine Untersuchung der Abrissfirma mit Blick auf Arbeitsschutz erbracht. „Es sind mehr Bauteile betroffen, als wir gedacht hatten“, erklärte Mühling. Das bedeute „einen höheren Aufwand bei dem Abriss“. Beschäftigte der Baufirma wie Bewohner der nahen Flüchtlingsunterkunft müssen vor Asbest geschützt werden.
Asbest ist ein faseriges Mineralgemisch. Es galt als „Wunderfaser“ wegen großer Festigkeit plus Hitze- und Säurebeständigkeit. Zudem wurde Asbest zur Dämmung verwendet. Die Faser ist längst tabu. Wird der Stoff freigesetzt, kann er bei Menschen Lungenkrebs verursachen.
Mühling ergänzte, das Gebäude müsse abgerissen werden, gleich ob anschließend ein Kindergarten gebaut werde oder nicht: „Wir haben bereits vor Jahren festgestellt, dass es energetisch nicht zu sanieren ist.“ Er habe mit dem Kreisjugendamt geklärt, dass der Start der Kita nicht an den Stichtag 1. August 2024 gebunden sei: „Wir können auch unterjährig anfangen – der Trägerwechsel ist ja schon vollzogen.“
Die Konsequenzen
Der Abriss des Verwaltungstrakts hat dennoch Konsequenzen, wie der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Michael Bathe, der Westfalenpost am Mittwoch auf Anfrage sagte. In dem Gebäude fanden bisher Deutsch- und Integrationskurse des Bildungsträgers isi e.V. aus Iserlohn für Geflüchtete statt. Die Stadt Balve hat inzwischen Kursräume im Sonderklassentrakt der Realschule organisiert: „Wir werden einen Raum nachstreichen.“