Balve/Neuenrade. Zwei Frauen, ein Plan: Das Unternehmen Villa mittendrin will Balves neue Kita. Alte Pläne sind damit passé. Was sagt die Politik?

Das Unternehmen betreibt bisher zwei Kindergärten in Neuenrade und möchte nun in Balve bauen: Die Villa mittendrin gGmbH steht als Träger für den Kindergartenneubau auf dem Hauptschulgelände bereit. Der Investor aus Menden fliegt derweil kurzfristig raus weil das für die Stadt zu teuer geworden wäre. Das besondere pädagogische Konzept und die Gebäudeplanungen erläuterten die beiden Frauen hinter der gGmbH im Haupt- und Finanzausschuss. Ist das nun die letzte Wende im Fall des geplanten Kindergartenneubaus am Krumpaul?

Der neue Dreh

Balve hat einen steigenden Bedarf an Vorschulerziehung - wie hier im Balver Kindergarten St. Blasius.
Balve hat einen steigenden Bedarf an Vorschulerziehung - wie hier im Balver Kindergarten St. Blasius. © WP | Sven Paul

Zunächst stand das DRK, welches die Kita in Langenholthausen betreibt, als Träger bereit, zog sich dann aber im Frühjahr doch zurück. Jetzt setzt die Stadt quasi den bisher angedachten Bauherrn und Investor aus Menden vor die Tür. Aus gutem Grund aber, wie die Vertreter der Stadtverwaltung am Montag im Haupt- und Finanzausschuss erklärten. „Es ist vielleicht überraschend dass wir uns heute noch mal mit dem Thema beschäftigen müssen, aber im positivsten Sinne“, erklärte Bürgermeister Hubertus Mühling einleitend. Auf konkrete Zahlen wollte er dann nicht weiter eingehen und verwies auf die Sachdarstellung und Beschlussvorlage für die Sitzung.

Darin heißt es, der Mendener Investor habe am Ende einen „deutlich höheren Mietzins“ aufgerufen für den fertigen Kitaneubau, als die Stadt vom Märkischen Kreis gefördert bekomme. Diese Summe liegt bei 13,50 Euro pro Quadratmeter. Das mache bei der geplanten Fläche der Einrichtung einen städtischen Zuschuss von 47.700 Euro pro Jahr nötig. Und selbst bei einer Übernahme von Abrisskosten und einer optimierten Bauweise blieben 28.620 Euro pro Jahr nötig.

Die Stadt sei dann noch mal in Gespräch gegangen mit dem Märkischen Kreis, Landesjugendamt und der Villa mittendrin gGmbh, die Interesse gezeigt hatte als Betreiber der neuen Balver Einrichtung. Ergebnis: Die Neuenrader seien auch bereit, selber die Finanzierung des Neubaus zu übernehmen und als Bauherr aufzutreten, ermögicht durch Investitionsmittel und Förderprogramme von Land und Kreis. Das zunächst geplante Investoren- beziehungsweise Mietmodell wäre damit vom Tisch.

Die Kosten für die Stadt

Junge und alte Forscher erleben tolle Experimente im DRK - Kindergarten Langenholthausen.
Junge und alte Forscher erleben tolle Experimente im DRK - Kindergarten Langenholthausen. © WP | ven Paul

Die Stadt Balve schlug deshalb dem Ausschuss vor, den Vertrag mit dem Mendener Investor, im Frühjahr abgeschlossen, wieder aufzuheben. „Bau und Betrieb sind dann in einer Hand, uns kostet es nichts zusätzlich“, betonte Hubertus Mühling. Fachbereichsleiter André Flöper hatte zuvor unterstrichen: „Die Finanzierung ist zum 100 Prozent gesichert.“ Bedingung für dieses Modell ist aber, dass die Stadt den Abriss des alten Hauptschulgebäudes selber finanziert. Bis zu 330.000 Euro sollen dafür nach Beschlussvorlage bereitgestellt werden. Neu gegründet werden soll für den Kitabau am Krumpaul eine GbR, die personell deckungsgleich ist mit der gGmbH der beiden Neuenrader Kitas.

Die Köpfe hinter dem Konzept

Dahinter stehen Nina Kersting-Dunker und Tanja Heidemann, die nun beide im Haupt- und Finanzausschuss zu Gast, waren um von den Plänen zu berichten. „Wir haben ganz klein angefangen“, blickte Kersting-Dunker auf den Anfang vor 15 Jahren in der Nachbarstadt zurück. Damals übernahm man einen Kindergarten, einen zweiten baute man später wegen des großen Bedarfs selber. Nun möchten die beiden nach Balve expandieren. „Wir denken, dass wir Ihnen ein gutes Angebot machen können“, richtete sich Tanja Heidemann an die Entscheidungsträger. Das in Neuenrade bewährte pädagogische Konzept soll hönneabwärts übertragen werden.

Heidemann ging ins Detail über das sogenannte offene Konzept der Kita, bei dem sich die Kinder ganz nach Lust und Laune den Tag über auf verschiedene Räume verteilen können, wo es unterschiedliche inhaltliche Angebote gibt: sich künstlerisch ausprobieren im Atelier zum Beispiel. Anderswo wird gebastelt oder gespielt. Feste Räume und Personen als Anlaufpunkte etwa zum Ankommen morgens gibt es aber auch.

„Wir machen sehr gute Erfahrungen damit, die Kinder wachsen daran“, unterstrich Tanja Heidemann, die als pädagogische Leitung für diese Konzepte zuständig ist, während Kersting-Dunker eher auf die Zahlen schaut. Nur der U3-Bereich sei etwas abgeschlossener, um den Kindern dann ein Hineinwachsen in das offen Konzept zu ermöglichen.

Das Gebäude

Voraussetzung dieser offenen Arbeit, so betonten beide, sei eine eingeschossige Bauweise. „Auf zwei Ebenen ist das sehr herausfordernd“, so Heidemann. So soll der Bau nun, wenn auch immer wieder andere Überlegungen im Raum standen, nun zunächst eingeschossig werden, durch Modulbauweise aber die Auftstockung möglich sein. Bei noch mehr als den geplanten drei Gruppen, so erklärten die Kitabetreiberinnen, sei dann auch in der anderen Etage durchaus das vorhandene Konzept umsetzbar. Für den Bau wollen sie mit der Baufirma zusammenarbeiten die auch die neuere Einrichtung in Neuenrade geplant hat und die auf Holzverwendung spezialisiert ist.

Hubertus Mühling lobte das etwas schon aus ökologischen Gesichtspunkten, aber auch optischen. Eine Skizze des Neubaus lag in der Sitzung schon vor. Mühling: „Das entspricht absolut unseren Vorstellungen.“

Das Votum des Hauptausschusses

Der Haupt- und Finanzausschuss stimmte letztlich einstimmig zu. Das ist zunächst eine Empfehlung für den Rat in der kommenden Woche, dessen Ja damit aber Formsache sein dürfte. Dann könnte die Stadt mit der neu zu gründenden GbR einen Erbbaurechtsvertrag abschließen. Über die Übernahme der Trägerschaft der neuen Kita muss aber der Kinder- und Jugendhilfeausschuss den Märkischen Kreises entscheiden. Heidemann und Kersting-Dunker aus Neuenrade hatten in der Sitzung betont, auch aus Balver Stadtgebiet mehrere Familien in Neuenrade zu betreuen. Und CDU-Fraktionschef Alexander Schulte merkte an, er wisse auch von sehr zufriedenen Mitarbeiterinnen der beiden Neuenrader Einrichtungen.

DER GARBECK-PLAN

In den dreigruppigen Neubau am Krumpaul soll bekantlich auch die eine Gruppe aus dem städtischen Kindergarten „KinderReich“ in Garbeck eingegliedert werden der dann quasi aufgelöst wird. Diese Maßnahme und damit eine Verringerung der Betreuungsmöglichkeiten in Garbeck hatte die UWG kritisiert, mit Ratsmehrheit war es dennoch beschlossen worden.