Balve. Eine Bundesstraße mitten durch die Einkaufsmeile: Das ist nicht mehr zeitgemäß. Politik und Verwaltung sind gefragt.

Die verkehrsreichste Fußgängerzone des Sauerlandes: So nennen Spötter die Einkaufsmeile Hauptstraße in Balve. Die Sperrung der A 45 bei Lüdenscheid hat die Zahl der Fahrzeuge in der Balver Innenstadt mit Sicherheit noch vergrößert. Allein die jüngsten Zahlen aus dem Corona-Jahr 2021 geben Anlass zur Sorge.

Tempo-Display in Balve, Bild aus dem Jahr 2020: An der Hauptstraße in Höhe der Volksbank wird die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs gemessen. Korrektes Fahren wird per Smiley belohnt. Für zu hohes Tempo gibt‘s einen gesenkten Daumen. Dauerhaft wirksam war die Maßnahme nicht.
Tempo-Display in Balve, Bild aus dem Jahr 2020: An der Hauptstraße in Höhe der Volksbank wird die Geschwindigkeit des fließenden Verkehrs gemessen. Korrektes Fahren wird per Smiley belohnt. Für zu hohes Tempo gibt‘s einen gesenkten Daumen. Dauerhaft wirksam war die Maßnahme nicht. © Balve | Nele Gimbel

Mag sein, dass die Hauptstraße, wie vom Märkischen Kreis behauptet, kein Unfall-Hotspot ist. Dennoch gibt es bei den aktuellen Verkehrsbelastung nur Verlierer. Der Einzelhandel muss ohnehin kämpfen: gegen Online-Konkurrenz und inflationsbedingte Verbraucher-Zurückhaltung. Da kann er ein hausgemachtes Problem wie die Fahrzeug-Kolonnen unmittelbar vor der Ladentür so gut gebrauchen wie Zahnschmerzen. Umgekehrt finden es gerade ältere Menschen, die beim Einkauf eigentlich kurze Wege und den persönlichen Plausch lieben, den Gang zum Fachhandel beschwerlich. Entweder sie ziehen Mitbewerber vor, die leichter erreichbar sind – oder sie lassen sich Ware nach Hause schicken. Online-Anbieter danken.

Es lärmt Tag und Nacht

Verlierer sind auch Anwohner der Hauptstraße, die tags wie nachts unter dröhnendem Lärm leiden. Jüngste Messungen haben den Eindruck bestätigt.

So kann es nicht bleiben. Was tun?

Stephanie Kißmer vom Stadtmarketing hat heimischen Unternehmen nahegelegt, für die Umgehungsstraße Bauernautobahn zwischen Garbeck und Langenholthausen zu werben. Es wäre hilfreich, wenn Programmierer von Navi-Software die K 11 als Standardroute auf dem Weg von Menden nach Lüdenscheid angäbe.

Lkw raus aus der Innenstadt?

Dennoch bleiben Hausaufgaben für Politik und Verwaltung. Es wäre auch zu prüfen, ob ein Durchfahrtverbot für Lastwagen machbar ist.

Bisher fehlt dieser Punkt bei allen Überlegungen, die Innenstadt attraktiver zu machen. Für eine Lkw-Sperrung wäre nicht einmal Fördergeld von anderer Stelle erforderlich. Schilder würden reichen – und zumindest in der Anfangszeit Polizeikontrollen. Maßnahmen beschließen ist gut, sie durchzusetzen noch besser.