Garbeck. Welch ein Abend! Die Amigos feiern in Garbeck Geburtstagparty. Sie ist so heiß, dass sie keine Heizung braucht.
Dorothe Gastreich-Kneer war clever. Die frühere Leiterin der Grundschule Garbeck hatte sich in der Schützenhalle einen Thekenplatz gesichert – wie ihr Mann Joachim. Damit war die Getränkeversorgung gesichert. Und kühl war’s obendrein. Auch Ludger Schulte-Fabry, Vorsitzender des MGV „Amicitia“, wusste die kühleren Zonen der Halle zu schätzen.
Doch manche mochten’s heiß. Sie waren nicht hinten, sondern vorn. Dort brannten die Amigos ein musikalisches Feuerwerk ab – zum 25. Festival der Liebe.
Gleich der erste Song gab den Takt vor: Die Partyband von „Amicitia“ Garbeck gab mit „Celebration“ von Kool & The Gang von der ersten Note an Vollgas. Und das ist alles andere als selbstverständlich: Selbst Profis brauchen oft zwei, drei Songs, um richtig warm zu werden. Die Amigos indes waren vornherein heiß wie Frittenfett.
Dorothe Gastreich-Kneer wippte leicht mit. Doch für sie begann die erste von traditionell zwei Shows erst richtig mit dem Jürgen Marcus‘ Mottosong: „Ein Festival der Liebe“. „Jetzt weiß ich“, sagte sie augenzwinkernd, „dass alles gut wird.“
Alles gut: So fühlte es sich auch für die übrige 1199-köpfige Partymeute an. Mehr Publikum war aus Brandschutz-Gründen nicht erlaubt. So war es am Rand des Getümmels möglich, zur Theke zu kommen oder aber draußen vor der Tür eine Zigarettenpause einzulegen. Mittendrin konnte niemand umfallen. Und am wärmsten Punkt der Partyzone hätten kurze Hose und T-Shirt gereicht.
Die heißeste Zone war, wie so oft, direkt vor der Bühne. Simone Rademacher-König war dabei. Sie genoss den Mix aus Schlager und Neuer Deutscher Welle, Disco-Hits und Rock-Klassikern, groovte, was das Zeug hielt.
Dabei war es nicht zwingend notwendig, direkt zum Beginn des Konzerts am Samstag um 20.30 Uhr da zu sein. Stephanie Klein und Gatte Torsten kamen erst später. Erst war ein Familienausflug nach Köln angesagt, dann, am späteren Abend, gönnten sich die Eltern einen schönen Abend in Garbeck – wie Gemeindereferentin Theresa Wagner. Sie stürzte sich ganz privat ins Partygetümmel. Nebenher hatte die Flötistin des Musikvereins Balve Gelegenheit, der Kollegenschar von „Amicita“ bei der Arbeit zu sehen – wobei Arbeit und Spaß nahtlos ineinander übergingen. Tatsächlich fühlte sich der Abend wie eine XXL-Party an.
Party, das war das Motto der Amigos, Geburtstagsparty. Und wie halten Gastgeber die Gratulantenschar bei Laune? Die Antwort auf die schwere Frage ist einfach: mit einer nicht enden wollenden Kette an Hits. Das Konzept war wie das Programm von WDR 4: 80er Hits und die besten Klassiker. Doch gab es einen Unterschied: Die Amigos waren eher da. Und sie haben einen Vorteil gegenüber dem Hörfunk: Sie dekorieren die Halle stets nach einem wechselnden Motto. Das Jubiläum symbolisierte an der Decke eine große Torte: Peter Herings Idee.
Auch auf der Bühne galt die Devise: Das Auge hört mit. Die Bandmitglieder hatten sich verkleidet, als wollten sie Rosenmontag feiern, und im Vergleich zu den knallbunten Anzügen von Ingo Mettken und Alexander Schulte war Thomas Gottschalk bei seinem zeitgleichen TV-Abschied von „Wetten, dass..?“ bloß zweiter Sieger.
Ach ja, die Band. Sie war sehr präsent. Rampensau Ingo Mettken war nicht nur Sänger, sondern auch, karnevalserprobt, Moderator. Obendrein war er für die Rocker im Programm zuständig – etwa von Bon Jovi. Für smartere Tonlagen zeichnete Alexander Schulte verantwortlich, und Ramona Pröpper übernahm den Damen-Part. Sie alle erwiesen weltberühmten Vorbildern die Ehre – und mussten sich nicht dahinter verstecken.
Wie die Band. Bereits bei den letzten Proben zeichnete sich ab, dass es die Truppe draufhatte. Gitarrist Sven Paul hatte vorab ein Video des poppigen Country-Klassiker „Let Your Love Flow“ verbreitet, den manche eher in der Jürgen-Drews-Version „Ein Bett im Kornfeld“ kennen. Botschaft: Läuft!
Kurzum: Hinter den starken Stimmen stand eine starke Band – egal ob es druckvolles Funk-Feeling angesagt war, oder präzise Bläsersätze.
Die Amigos sind dafür in der ganzen Region bekannt. Das zeigte sich an den Autokennzeichen rund um die Halle. Neben dem heimischen MK waren Fahrzeuge aus dem Hochsauerland, aber auch aus Hagen und selbst aus dem Ruhrgebiet zu sehen. Damit setzte sich eine Tradition fort. Der erste Abend wird üblicherweise stark von Auswärtigen besucht. Der ebenfalls ausverkaufte zweite Abend am Samstag, 2. Dezember, gilt als Garbecker Klassentreffen.
Dennoch war auffällig, dass bereits bei der Premiere viele Menschen aus dem Dorf dabei waren. Einer von ihnen war Marco Volmer. Der Vorsitzende des Ratsausschusses ESDS genoss die Hits beim Bier. Das Schöne fürs Publikum aus dem Dorf sind die kurzen Wege. „Von der Halle nach Hause“, sagte Marco Volmer, „sind’s nur 100 Meter.“
Was von der Premiere übrig blieb
Der Tag danach. Sonntag, 12.30 Uhr. „Der Boden ist schon schön gewischt“, sagt Fabian Schulte, Vorsitzender des Musikvereins „Amicitia“, „dann können die Kids am Montag wieder Schulsport machen. Es ist wieder alles hergerichtet für die nächste Woche.“ Fabian Schulte klingt erleichtert. Die Premiere hat um zwei morgens geendet: „Die Zugabe ist bei uns traditionell immer ,Butterfly‘.“ Damit haben die Amigos, wie Thomas Gottschalk bei seinem Abschied von „Wetten, dass..?“ im ZDF, überzogen. Eigentlich hätte um halb zwei Schluss sein sollen. Aber dann hat es doch den einen oder anderen Grund zur Plauder-Moderation gegeben - allein wegen etlicher Geburtstagskinder wie Alina Volmer vom Musikverein.
Geburtstagsstimmung allerorten. Die 1200-köpfige Partymeute aus der ganzen Region hat den ganzen Abend fröhlich gefeiert. Sie hat Hunger gehabt - und Durst. Fabian Schulte: „Wir mussten Wein nachbestellen - nicht weil wir zu wenig hatten, sondern weil die Leute mehr Durst hatten als erwartet.“