Balve. Die HLH-Chefin wurde für den Unternehmerpreis Südwestfalen nominiert. Die Preisverleihung war so spannend wie ein Krimi.

Sie hat mit der Einführung der Vier-Tage-Woche in ihrem Unternehmen HLH Biopharma einen Coup gelandet. Nachdem Sandra Lüngen ihr neues Arbeitszeitmodell bekannt gemacht hatte, wurde sie förmlich von Anfragen überrollt. Doch das war nur der Anfang. Nebenher war die Chefin des Herstellers von Nahrungsergänzungsmitteln für den zehnten Unternehmenspreis Südwestfalen nominiert worden. Bereits vor geraumer Zeit wurde Sandra Lüngen signalisiert, dass sie es unter die ersten Drei geschafft habe. Am Donnerstagabend war es so weit. Seither scheint Sandra Lüngen auf Wolke sieben zu schweben.

Unternehmerpreis für Balverin Sandra Lüngen
Unternehmerpreis für Balverin Sandra Lüngen © HLH | Sandra Lüngen

SIEG“ lautete die Betreffzeile ihrer Mail nach der Preisverleihung in der Schauburg in Iserlohn. „Ich habe das erst gar nicht so richtig realisiert“, jubilierte die Geschäftsführerin eines 28-köpfigen Teams am Steinnocken in Balve am Freitagmittag. Mit einem 12-köpfigen Team durfte sie nach Iserlohn fahren. Und für sie alle war der Abend spannender als ein „Tatort“.

Die Ausrichter der Preisverleihung hatten eine Videowand aufgebaut. „Ich hatte damit gerechnet, dass ich den Zweiten mache“, erzählte Sandra Lüngen überglücklich, „erst kam an dem Abend der dritte Platz, der zweite Platz, das war ich nicht, und plötzlich waren alle am Schreien.“ Die HLH-Truppe war hin und weg.

Sandra Lüngen: „Mein Laudator war Maik Rosenberg, Geschäftsführer aquaterm GmbH und Vorsitzender des Vereins Wirtschaft Südwestfalen e.V.
Meine Konkurrenten waren Georg Voss von Equity69 und Verena Hermes vom Gut Ahe.“

Die Preisverleihung war der Auftakt einer langen Nacht. Nur einer blieb nüchtern. „Wir waren mit unserem Firmenbulli da. Mein Mann ist gefahren – er musste am nächsten Morgen um vier Uhr raus“, sagte Sandra Lüngen. Was hat überzeugt?

Die Jury sah nüchtern auf Unternehmen, wusste harte Fakten zu schätzen, und weiche Faktoren wie ein gutes Arbeitsklima, das stets auf eine gute Work-Life-Balance abzielt – ein gutes Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Die Siegerurkunde ist vom Preisstifter Torben Feil unterschrieben – und von Dr. Matthias Heider von Mittelstandsunion (MIT) Südwestfalen.

Sandra Lüngens Modell folgt im Kern einer Empfehlung des Märkischen Arbeitgeberverbandes. Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke hatte die Haltung des Verbandes zur Vier-Tage-Woche auf eine Formel gebracht: „Die Frage nach der Verteilung der Arbeitszeit muss sich stets an den betrieblichen Erfordernissen orientieren. Ob dabei das Arbeitsvolumen der Beschäftigten auf vier Tage verteilt werden kann, hängt allein vom Bedarf der Betriebe ab“, so Maier-Hunke. Wichtig sei, dass keine Arbeit liegen bleibe. Genau dafür wurde Sandra Lüngen belohnt – als Unternehmerin des Jahres.

Ein paar Tage danach. Sandra Lüngen kann ihren Sieg immer noch nicht fassen: „Ich hätte wirklich damit gerechnet, dass Herr Voss gewinnt, bei der Unternehmensgröße. Aber das Ding ging nach Balve, ist ja auch super für Balve als Wirtschaftsstandort!“