Balve/Iserlohn. HLH in Balve führt die 4-Tage-Woche ein. Das Unternehmen will attraktiv für Fachkräfte sein. Verband MAV hat eine Meinung dazu.

Als Ansatz zur Lösung des Fachkräfte-Problems wird die Einführung einer Vier-Tage-Woche diskutiert. Das Balver Unternehmen HLH Biopharma führt das Modell am Mittwoch, 1. November, für ihre Belegschaft ein. Es gilt die Formel 100-80-100: 100 Prozent Gehalt, 80 Prozent der bisherigen Arbeitszeit, 100 Prozent Ergebnis. Kurzum: HLH setzt auf mehr Effizienz. Die Belegschaft jubelt (WP berichtete). Was sagt der Märkische Arbeitgeberverband (MAV) mit Sitz in Iserlohn dazu?

Unternehmerstammtisch bei Chemie Wocklum in Balve
Unternehmerstammtisch bei Chemie Wocklum in Balve © WP | Alexander Lück

„Die Frage nach der Verteilung der Arbeitszeit muss sich stets an den betrieblichen Erfordernissen orientieren. Ob dabei das Arbeitsvolumen der Beschäftigten auf vier Tage verteilt werden kann, hängt allein vom Bedarf der Betriebe ab“, erklärte MAV-Vorsitzender Horst-Werner Maier-Hunke. „Pauschale Regelungen“ seien fehl am Platz. Wichtig sei, dass keine Arbeit liegen bleibt und Aufträge pünktlich abgearbeitet werden können.

+++ FACHKRÄFTE: HÖNNETAL-WIRTSCHAFT MUSS SEXY SEIN +++

Fachkräfte der Zukunft: Mohammad Rafi Omar, der MAV-Vorsitzende Horst-Werner Maier-Hunke und Hans-Jürgen Barth bei der Verleihung des Azubi-Preises auf dem MAV-Verbandstag in Iserlohn.
Fachkräfte der Zukunft: Mohammad Rafi Omar, der MAV-Vorsitzende Horst-Werner Maier-Hunke und Hans-Jürgen Barth bei der Verleihung des Azubi-Preises auf dem MAV-Verbandstag in Iserlohn. © Märkischer Arbeitgeberverband

Maier-Hunke positionierte sich zugleich kritisch zu einer Debatte, die von Gewerkschaften befeuert wird. Die IG Metall etwa will über eine 32-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich verhandeln. Maier-Hunke: „Wenn jetzt die Debatte um die Vier-Tage-Woche auch noch mit einer generellen Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit verknüpft wird, dann geht dies eindeutig in die falsche Richtung“, unterstrich der Verbandsvorsitzende. „Das wäre insbesondere auch gesellschaftspolitisch das völlig falsche Signal. Unsere Volkswirtschaft leidet nicht nur an einem gravierenden Fachkräftemangel. Es fehlen auch ganz allgemein viele Arbeitskräfte.“

+++ HLH IN BALVE FÜHRT VIER-TAGE-WOCHE EIN +++

Dies sei schon heute ein massiver Engpassfaktor in den Betrieben. Würden die Beschäftigten nun noch kürzer arbeiten, würde sich der Druck auf die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen und damit auch auf den Standort Deutschland insgesamt „nochmals massiv verschärfen“. „Geradezu schädlich für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Unternehmen am Standort Deutschland wäre eine allgemeine Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich“, sagt Maier-Hunke. Damit wäre ein „massiver Anstieg“ der ohnehin schon hohen Arbeitskosten verbunden. Das wäre, erklärte der MAV-Chef, wäre „Gift für die in Deutschland produzierenden Unternehmen“. Maier-Hunkes Szenario: Heimische Unternehmen würden sich stärkerem Druck zur Verlagerung von Standorten ins Ausland ausgesetzt sehen. Das würde zugleich „Investitionen in zukunftsfähige Arbeitsplätze hierzulande erheblich gefährden“.