Balve/Neuenrade. Ein kreisweites Projekt nimmt Fahrt auf. Immer mehr Gastro-Betriebe sind auf Biker eingestellt. Was dahinter steckt.

Dunkel das Gewölk, feucht die Luft: Das Wetter vor der jüngsten Sitzung des Rates lud nicht eben zum Radfahren ein. Einen Ratsherrn schreckte das nicht. Kurz vor Sitzungsbeginn bog ein Radler in neongelber Jacke vorm Rathaus um die Ecke und stellte sein E-Bike ab: Daniel Schulze Tertilt kam aus Mellen. Bei besserem Wetter ist er nicht allein. Fahrradfahren ist in der Balver Kommunalpolitik längst angekommen. Kein Wunder, dass der heimische Rat Fahrradfahren im Land der 1000 Berge mit politischen Entscheidungen voranbringt.

Stadtradeln-Tour führt zur Einweihungsparty des Dorfparks Mellen: Mellens Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt, Anna Schulte und Mailin Hachenberg (Stadt Balve) sowie Sandra Horny und Simon Mai (Stadt Neuenrade, von links).
Stadtradeln-Tour führt zur Einweihungsparty des Dorfparks Mellen: Mellens Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt, Anna Schulte und Mailin Hachenberg (Stadt Balve) sowie Sandra Horny und Simon Mai (Stadt Neuenrade, von links). © WP | jürgen overkott

So ist ein bemerkenswertes Projekt ist ins Rollen gekommen, und zwar kreisweit – das Projekt „Fahrradfreundliche Gastronomie“. Bereits 41 Betriebe sind zertifiziert, darunter Charly Grotes „Gold-Café“ in Neuenrades Hagebaumarkt. Nicht nur das: Inzwischen gibt es für das Vorhaben sogar eine eigene Internet-Seite.

Fahrradfreundlich: Wandercafé „Alte Schmiede“ in Volkringhausen. Die beiden Freundinnen Claudia Mühling (links) und „Bibs“ Lesniak führen es.
Fahrradfreundlich: Wandercafé „Alte Schmiede“ in Volkringhausen. Die beiden Freundinnen Claudia Mühling (links) und „Bibs“ Lesniak führen es. © Sven Paul | Sven Paul

Das alles präsentierten die Touristiker und Klimaschutzbeauftragten der kreisangehörigen Kommunen bei einem Netzwerktreffen in der Filiale der Bäckerei Grote im Hagebau in Neuenrade statt. Nebenher wurde das Café als fahrradfreundlicher Gastronomiebetrieb ausgezeichnet. Neuenrades Klimaschutzbeauftragter Simon Mai erklärte: „Die Auszeichnung ist ein Zeichen für die Bemühungen des Betriebs, den Fahrradverkehr zu fördern und somit den Klimaschutz zu unterstützen.“ Hintergrund: Das Projekt „Fahrradfreundliche Gastronomie“ ist ein Gemeinschaftsprojekt des Märkischen Kreises und seinen Städten und Gemeinden. Mehr noch: Das Vorhaben ist ein Zeichen für funktionierende Partnerschaft von öffentlichen Verwaltungen, Vereinen wie den lokalen Ortsgruppen des ADFC und öffentlichen Einrichtungen wie dem Verein Hönnetal/Sauerland-Tourismus und dem Stadtmarketing Iserlohn. Worum geht es?

Das Projekt prämiert geprüfte Gastgeber und Gastronomen, die für kleine Pannen und platte Reifen ebenso gerüstet sind wie für einen Zwischenstopp mit einem speziellen Serviceangebot für Radfahrer. Zudem stellen die Gastronomen kostenlos Strom für E-Bikes zur Verfügung und verfügen obendrein über ausreichend Sitz- und Verweilmöglichkeiten. Die Teilnehmerschar des Netzwerktreffens testete die neue Projektwebsite, auf der alle teilnehmenden Betriebe auf einer Karte verzeichnet sind. Diese Website dient als Plattform, um die verschiedenen fahrradfreundlichen Gastronomiebetriebe zu präsentieren und zu vernetzen. Bisher sind im Märkischen Kreis 41 Gastronomiebetriebe ausgezeichnet worden.

Das Projekt „Fahrradfreundliche Gastronomie“ nimmt deutlich an Fahrt auf. Es wird in Kürze auch über die Kreisgrenze hinweg ausgeweitet, unter anderem in der Stadt Sundern im benachbarten Hochsauerland-Kreis.

Das Vorhaben wird auch Unternehmen aus der Fahrradbranche vorangetrieben. „Besonderer Dank gilt auch der Firma Busch und Müller, die dem Projekt zusätzlich 50 weitere Reparatursets zur Verfügung stellt“, sagte Simon Mai.

Jeder Gastronom sei eingeladen, sich an dem Projekt zu beteiligen und sich klassifizieren zu lassen. Voraussetzungen dafür sei die Möglichkeit des kostenlosen Ladens von E-Bike-Akkus. Das Lade-Equipment sollte allerdings bei den Bikern bereits vorhanden sein. Zudem sollten Gastronomen mit Ambition aufs Zertifikat Fahrradständer oder andere Abstellmöglichkeiten vorhalten, ein Fahrrad-Reparaturset haben sowie regionale Gratis-Radkarten anbieten. Beim Kartenmaterial helfen örtliche Tourist-Infos. Die Gastro-Betriebe sollen Radlern mit defekten Bikes auch sagen können, wo sich die nächste Fahrradwerkstatt befindet. Außerdem sollte zum Service kostenloses Auffüllen von Trinkflaschen mit Leitungswasser gehören.

Fahrradfreundlich: Haus Syré bietet im Sommer auch draußen Verweilmöglichkeiten.
Fahrradfreundlich: Haus Syré bietet im Sommer auch draußen Verweilmöglichkeiten. © Sven Paul | Sven Paul

Anmeldungen nehmen die Ortstouristiker und Klimaschützer der teilnehmenden Orte im Märkischen Kreis sowie der ADFC gerne entgegen. In Balve hilft das Team des Innenstadtbüros um Anna Schulte mit Rat und Tat (02375-926-158; innenstadtbuero@balve.de), beim ADFC ist es Dr. Günther Reichle (guenther.reichle@adfc-mk.de) Eine Übersicht der zertifizierten Gastro-Betriebe im Märkischen Kreis ist im Netz zu finden: https://www.fahrradfreundlichegastronomie.de/