Mellen/Sundern. Pünktlich zum Ferienbeginn ist der Radweg Mellen-Sorpe fertig. Allenthalben herrscht eitel Sonnenschein. Dennoch gibt es Schattenseiten.

Dorothe Kneer war verblüfft. Kürzlich hatte die ehemalige Leiterin der Grundschule Garbeck den neuen Radweg zwischen Mellen und Sorpe getestet, See-Umrundung inklusive. 42 Kilometer hatte sie am Ende auf dem Tacho. „Ich habe mich gewundert, dass es so viele waren – und das in so kurzer Zeit.“

+++ SORPE-PISTE: DER ERSTE SPATENSTICH +++

Radweg Mellen-Sorpe: Eine 1,5 Kilometer lange super asphaltierte Piste lockt Biker. Allerdings gibt es zwischen Mellen und Ausbaubeginn eine Lücke.
Radweg Mellen-Sorpe: Eine 1,5 Kilometer lange super asphaltierte Piste lockt Biker. Allerdings gibt es zwischen Mellen und Ausbaubeginn eine Lücke. © WP | jürgen overkott

Der Radweg Mellen-Sorpe ist fertig – und das sogar fristgerecht. Allein das ist der Rede wert. Getoppt wird die frohe Botschaft aber durch die Tatsache, dass die asphaltierte Biker-Piste abseits der Kreisstraße (K) 34 kreisübergreifend gebaut wurde. Märkischer Kreis und Hochsauerlandkreis machten gemeinsame Sache. Das 2,9-Millionen-Euro-Projekt wird zu 95 Prozent von Bund und Land gefördert. Das Asphaltband abseits der Autofahrbahn endet am Restaurant „Meilenweit“.

Landrat Marco Voge, Chef der Kreisverwaltung in Lüdenscheid, machte die offizielle Eröffnung zur Chefsache – aus politischen wie aus persönlichen Gründen. Der passionierte E-Bike-Fahrer kündigte an, die Route zum Sorpesee selbst regelmäßig fahren zu wollen. Eines erleichtert ihm die Sache: Marco Voge wohnt in Mellen.

Mit dem Radweg verband er eine politische Botschaft. Die Piste steigert demnach die Lebensqualität der Menschen in der Region. Aber das ist längst nicht alles. Der Radweg ist „auch spannend für den Tourismus“.

Ausbau ist Herzenssache

Eis-Zeit am Landmarkt: MTB-Fahrer Jörg Kock aus Sundern in Mellen
Eis-Zeit am Landmarkt: MTB-Fahrer Jörg Kock aus Sundern in Mellen © WP | jürgen overkott

Biker Voge liegt der Ausbau des Radwege-Netzes am Herzen. Das erzählte er am Rande des Balve Optimums im Gespräch mit der Westfalenpost, um anschließend zurück nach Mellen zu radeln. Marco Voge hat einen langen Atem: „Seit 2014 habe ich das Thema persönlich begleitet und mit vielen Beteiligten vorangetrieben. Dieses tolle Projekt ist eine vorbildliche Gemeinschaftsleistung.“

Der Zeitpunkt für die Freigabe der Biker-Schnellstraße war perfekt. Die Sommerferien haben gerade begonnen. Einheimische wie Kurzurlauber dürften die neue Strecke vermutlich schon am kommenden Wochenende testen. Zudem kurbelt die Frankfurter Fachmesse Eurobike noch bis Freitag, 23. Juni, das Interesse am Radfahren weiter an. Und Sportverrückte haben bereits die Tour de France im Blick. Sie beginnt am Samstag, 1. Juli.

Kein Wunder, dass allenthalben eitel Sonnenschein herrscht. Dennoch hat selbst der neue Radweg Schattenseiten. Warum?

+++ SORPE-RADWEG: DAS OPFER DER AUTOFAHRER +++

So perfekt die Asphaltierung für den Zweirad-Spaß ist: Wer von Mellen aus startet, muss sich zunächst die Fahrbahn der K 34 mit dem Autoverkehr teilen. Nicht ungefährlich: Am Wochenende wird die Kreisstraße zur Sorpe-Autobahn für Ausflügler von Rhein und Ruhr.

Lücken im Radwegenetz wie an der K 34 sind kein Einzelfall. Kein Wunder, dass „ein lückenloses Radwegenetz in ganz Deutschland“ oben auf der Wunschliste des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) steht. Stehen Stadt Balve und Märkischer Kreis auf dem Schlauch?

Stadtradeln-Tour führt zur Einweihungsparty des Dorfparks Mellen: Mellens Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt, Anna Schulte und Mailin Hachenberg (Stadt Balve) sowie Sandra Horny und Simon Mai (Stadt Neuenrade, von links).
Stadtradeln-Tour führt zur Einweihungsparty des Dorfparks Mellen: Mellens Ortsvorsteher Daniel Schulze Tertilt, Anna Schulte und Mailin Hachenberg (Stadt Balve) sowie Sandra Horny und Simon Mai (Stadt Neuenrade, von links). © WP | jürgen overkott

Keineswegs. Bei der Eröffnung der Sorpe-Piste versprach Landrat Voge: „Wir setzen uns gemeinsam dafür ein, das Radwegenetz in unserer schönen Region weiter zu stärken.“ Wer seine Aussage zur Festtagsrhetorik herabwürdigt, tut ihm unrecht. Längst wird an einem „Masterplan Radverkehrsnetz MK“ gearbeitet, in der Kreisstadt Lüdenscheid wie andernorts. Das Kölner Planungsbüro Via hat dem Ratsausschuss USB das kreisweite Radwege-Konzept bereits Ende März vorgestellt. „Das Netz soll dabei alle Gemeinden und Städte im Kreis sowie jene in den Nachbarkreisen baulastträgerübergreifend verbinden“, wurde als Ziel formuliert. Dabei erläuterte das Planungsbüro die Schritte vom ersten Entwurf bis zum letzten Arbeitstag. Neun sind es insgesamt. Der Märkische Kreis hat erst Phase 2 erreicht. Demnach folgt Grundlagenermittlung Vorplanung mit grober Kostenschätzung. Wie lange dauert das Verfahren?

Lückenschluss im Hönnetal

„Mit ein paar Jahren kommt man nicht hin“, sagte Landrat Voge am Rande des Optimums, „ich rechne mit zehn Jahren mindestens.“ Einer, der ebenfalls einen langen Atem haben muss, ist Balves Bürgermeister Hubertus Mühling. Er will ebenfalls Radwege forcieren. Ans erste Projekt – den Radweg Mellen-Sorpe – kann er einen Haken machen. Auch die zweite Sorpe-Verbindung ab Langenholthausen wird bald Realität. Doch was ist mit dem Lückenschluss des Hönne-Radweges?

Bis zum Ende von Mühlings Amtszeit soll er da sein. Das wäre in zwei Jahren.